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Ich wär beim heil'gen Bonifaz
Gar bald „symbolisch" pleite,

D'rum kostet jedes Schrippenbrot
Zehn Pfennige von heute!" —

„Ich sterbe, Gauner, eh' ich zahl'
pro Brötchen Dir den Nickel!" —

La kam er lächelnd auf mich zu
Und nahm mich sanft beim lvickel. —

M. l»r.

*

fflünebner Scbul-Fjumor

„Und wie heißt der Mann, der die
jielett Heimsuchungen geduldig trug?"

„Die Heimsuchungen? Dös
is der Feilitzsch!"

Ein Münchner volksschullehrer gab
als Ausgabe eine „Schilderung des
Gktoberfestes." Ein Schüler schrieb:
Am (vktoberfest werden dem
prinzregenten die größten Dchsen
vorgestellt.

Die Eroberung Schleswigs

(Mit obiger Zeichnung von A. Schmidhammer)

Schleswig-Holstein, meerumschlungen,
weißt Du, was Dir zugedacht?

In Paris und London hat man
plötzlich englisch Dich gemacht,
100,000 Tommys sprangen
Schreiend aus dem Schiff ans Land.
General Buller kommandierte,

Aus dem Burenkrieg bekannt.

Unsre guten Deutschen flohen
wie die Hasen durchs Revier;

Und so warst Du flugs erobert —
Freilich nur auf dem Papier.

Und es freuten sich unbändig,
Lansdowne und Freund Delcaffö.
Gönnen Beiden wir die Freudei
Denn sie thur uns gar nicht weh.

Aber wenn sie wirklich kommen,

Die Soldaten des John Bull,

Hauen wir den frechen Luders
Ordentlich die Jacke vulll
Cel-Crl

Der „Qßrotßorß“ von lKtrkm

(Aus München importiert)

Bei einem lvirthe wundermild,

Da war ich jüngst zu Gaste,

Doch als ich nach dem Brotkorb griff
Grob schlug er mit dem Astei

Ich wollte mir zum Pfefferklops
Lin weißes „Brötchen" nehmen.
„Sie sollten," brüllt das Ungethüm,
„Sich wirklich etwas schämen!"

„Verehrter," gab ich scharf zurück,
„Daß Sie der Teufel hole!

Das freie Brot dein freien Gast,
Das schönste der Symbole!" —

Lr lachte, daß die Bude dröhnt.
„Sie dürfen nicht vergessen:

Aäm jeder Lump in mein Lokal
Und wollt' symbolisch fressen,

lici recherdie de Ici paternifö EWilke

Marianne: ,,Das Kommt davon, wenn man .Geheime Ab-
machungen' mit dirken Mannspersonen trifft! Nun da ich das
Göhr mit der Englischen ürankheit aus dem Halse habe, rückt
mir auch noch die Polizei wegen der Vaterschaft ans die Bilde!"

«luter Rath

„Den Münchnern wäre das Lesen
von „Ut mine Stromtid" sehr zu
empsehlenl"

„lvarum gerade den Münchnern?'

„Na, weil daraus zu ersehen ist, was
der Verlust eines ldaberman» bedeutet!"

Agrarischer Patriotismus, lieber
den Grasen Kospoth, der als General-
bevollmächtigter der Landrath Budden-
broct'schen Erben die Herrschaft Offen an
den Polen Biedermann verkauft hat, fallen
nun alle Deutschen her. „Was wollt ihr
den» von mir," fragte der Graf enliüstet
seine Berufs- und Gesinnungsgenossen:
„wißt Ihr nicht, wie wir Agrarier Noch
leiden? Nun also! Ich bin durch den
Verkauf die Noth los, die Polen haben
die Herrschaft und damit die Noth. Wei-
ter habe ich ja nichts beabsichtigt." Dabei
lachte der deutsche Biedermann sich ins
Fäustchen. Aber der polnische Biedermann
lachte ebendorlhin. Es fragt sich nur, wer
am letzten lachen ivird.

Ein Zielbewußterl Ein eifriger Förderer
des „Vereins zur Unterstützung der .katholischen'
presse in Bayern" befand sich einmal in großen
Leibesnöthen. Da rief er seiner Haushälterin
zn: „Aathl, bring' mir schnell a Zeitung." Eil-
fertig kam die Treubesorgte mit einer Nummer
einer bekannten liberalen Zeitung zurück. Da
schrie ihr Hochwürden giftig entgegen: „A Zen-
trumsblattl möcht' il"

*

Seelenwanderung. Das ist eine riskante
Sache. Ich weiß nicht, wohin meine Seele einmal
wandert. Vielleicht wird sie ein Bismarck, ein Wede-
kind, oder ein Blcichröder: aber sie kann auch ein
Lastthier, eine Ameise, ein Cholerabazillus oder gar
ein Theaterdirektor werden Ruhig kann nur einer
sein: Fejervarh. Ob er demissioniert oder nicht, ob
er lebt, ob er stirbt, — der wird doch immer wieder
Ministerpräsident. *'rido

Dir (Universität Monaco

Fürst Albert, der soeben die „Große Goldene
Medaille für Wissenschaft" erhalten, beabsichtigt,
wie wir aus kompeteuter Quelle erfahren, eine „Landes-
Universität Monaco," die „Albertina" zu gründen.

lieber den Stndien-Plan des Zukunft-Instituts ist
bereits manches an die Oefsentlichkeit gedrungen; wir
dürfen folgendes verralhen:

Die Juristische Fakultät hat angekündigt:

1. Ist die Gewährung eines Viaticnmo (Reisegeld
für den Heimwegs seitens der fürstlichen Verwaltung
an gänzlich mittellos gewordene (sogenannte „ausge-
zogene" oder „gerupfte") Spieler historisch begründet,
und ist dieses Stipendium in Anbetracht der enormen
Schweine-Pretse überhaupt heute noch aufrecht zu er-
halten?

2. Das „Recht am Selbstmörder" (speziell „Wasser-
leiche").

3. Ist der Justizminister von Olden-
burg eine „juristische Person?"
Theologie und Kirchengeschichte:

1. Die Freiheit der religiösen Bekennt-
nisse und die Parität der Spielhölle.

2. Reformation in Monaco bis zur
Einführung der „Simultan-Spiel-Karten."

3. Kommentar zum Katechismus von
Monaco.

Die Philosophische Fakultät:

1. Physik. Wodurch ist der große
Prozent-Satz des Meerwassers an Gold-
gehalt in der Nähe des Fürstenthums zu
erklären?

2. National-Oekonomie. Kann die
Spielbank auf die Dauer den Fürsten und
seine Unterthanen ernähren? —

Medizinische Fakultät:

Wie will man die auffällige Zunahme
der „Halsverschlingnngen" im Fürstenthum
begründen? — —

Es wird aus einen starken Gelehrten-
Austausch mit Deutschland gerechnet, daher
ist die Direktion der Spielbanken ange-
wiesen, t» besonderen Noth-Fällen auch
„Große" und „Kleine goldene Me-
daillen für Kunst und Wissenschaft"
(nicht Bronze oder Messing!) an Stelle
des üblichen Courants in Zahlung zu nehmen!
Register
Cri-Cri: Die Eroberung Schleswigs
[nicht signierter Beitrag]: Guter Rath
[nicht signierter Beitrag]: Die Universität Monaco
M. Br.: Der "Brotkorb" von Berlin
Arpad Schmidhammer: Zeichnung zum Text "Die Eroberung Schleswigs"
Erich Wilke: La recherche de la paternité
Frido: Münchner Schul-Humor
 
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