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(Micheks MeihnacßkokieL

Licht im weißcn Friedenskleid,

Liebes Christkind, steigst Tu nieder,
Bringst uns schöne Gaben wieder.

Sieb, ich klage Dir niein Leid!

Weißt ja, wie so manches Jahr
Ich als Kleinster nichts bekommen;

Alles ward mir fortgenommen
Von der großen Brüderschaar.

Seit ich's aber durckigeietzt,

Mir im Kampf mein Recht errungen,
Wird von all den andern Jungen
Tückisch gegen mich gehetzt.

Denn sie sind es nicht gewöbnt,

Daß auch ich einmal was kriege;

Und wie frieosam ich niich schmiege,

Hab ich sie mir nicht versöhnt.

Liebes Christkind, mache. Du,

Daß sie endlich Einsicht haben;

Denn mein Platz am Tisch der Gaben
Kommt doch mir gleich ihnen zu.

Gieb, wenn künftig mir was glückt,

Daß sie nicht voll Neid mehr schauen —
Oder, wenn sie'S dennoch juckt,

Gieb mir Kraft, sie zu verhauen!

H-kcne Paff
o

Die <> Borwärts-Redaktenre

Sie staben sich ergeben
Mit Herz und mit Hand.

Ed strastlt Herr Tin gerieben.

Der erst so wulstentbrannt.

Der Bebel mit Behagen
Spricht: das ist ein Geschäft!

Bald schlagen, bald vertragen!
Bald so, bald so, — wic's trefft!

Wir staben neu gegründet
De» alten Frenndschaftsbund.
lind tver dabei wad findet.

Der ist ein Schweinehund!

liai'Ichcn

Der sächsische Geheimrath

und die Dresdner Straßendemonllrationen

„Da Hamm vier nn de offene Resolution!
Aber ich hab's ja immer gesagt: des ewige
Gaffee-Drinken erregt des Gemieth — da
Hamm mcrsch nu l"

e>

Röntg Lear rm (Vakican

lUeh mir! Die Aelteste, wie undankbar!

Mein Liebling Frankreich! Meine Goneril!

Sie schwört sich los von mir, sie flucht mir gar!
Sie lacht mich ans! Sic thnt nicht, was ich will!
Sie schließt zur Nachtzeit vor mir zn das Thor,
Kargt mit dem Geld, der filzige Unterrock!

Sie schreibt die Zahl mir meiner Ritter vor,
Schlägt meine Knechte, legt sie in den Block!
Und Regan, meine Zweite, mein Juwel,

Mein Spanien — weh! — zieht auch die

Stirne kraus,

Meint, mein Gesinde macht zu viel Krakeel I
Lin Wort von mir, und ich muß aus dem kjaus l
Doch bleibt ein Trost im Leid mir altem Mann
Und grade da, wo keiner es gedacht:

Die Jüngste, die ich that in Acht und Bann,
Beschützt mich vor der Schwestern Niedertracht.
Sie dient als Magd mir, sagt zu allem Ja
Und mästet ätigstlich meine Diener mir.

M Deutschland, o mein Kind Lordelia!
wenn Du nicht wärst, was thäte

König Lear?
Drl-Ori

Der neue Plutarcb

,frank Vl? cdckind und Map Halbe
trafen sich nach der prcmiöre der „Insel der
Seligen".

„warum hast Du m i ch nicht den Dubskp
spielen lasten?" frug wedekind. „Die Kölle
ift mir doch auf den Leib geschrieben!"

*

August der Starke

Das war der August Bebel,

Der stolze Frcistcitssteld.

Der sprach: Ich bin der Hebel,

Dran balanciert die Welt.

Biel tausend Hände regen
Auf Mein Kommando sich
Bon Staat nnd Rechtes wegen.

Der Staat, der Staat bin Ich.

Biilow (stört Meine Mahnung!)

Ist ein Schwachmatikus;

Er hat ja keine Atmung,

Was tstun er soll und must.

Biilow wird immer bleiben
Ein krasser Dilettant.

In seinem ganzen Treiben
Bermistt man Meine Hand.

Den Kanzler überrage
Ich weit in jeder Kunst.

Er hat vom stellen Tage,

Der Schwächling, keinen Dunst.

Ich bin ihm überlegen
An Schneid, an Tapferkeit,

An kritischem Erwägen
Und an Bescheidenheit.

Wenn I ch Reichskanzler wäre.

Zum Donnerwetter ja.

Da stände Ruhm und Ehre
Des Reiches anders da!

Den andern lvürd' ich gönnen
Kein Aber nnd kein Wenn.

Doch so was mutz man können.

Mein liebes Bülowchen!

Ich hätte an der Strippe
Tie Kerle sicherlich.

Dast keiner eine Lippe
Riskiert, tvie gegen Dich.

Wttrd' ich je Mir das sagen,

Was jetzt Ich sagt' Zn Dir,

Ich n ä st m e m i ch a m K ragen
Und schmist mich vor die Thür.

Fi-niu

»

Zu Stochers 70stem Geburtstag

Auch Bülow's Glückwunsch hat sich eingesunken
Gesimdbeit wünscht er Dir als höchstes Gut.
Ich schließ' mich an: Mögst Du so weit

gesunden,

Daß Dir kein nacktes Bild mehr webe thnt.

ml“

Die neue felduniform

Graugrüne Uniformen? Neinl
Grasgrün müssen sie sein,

Dann erst verschwimmt der Mann ganz im Gelände;
Und zieht er Winters drüber her
Sein Hemd, — des Teufels wär
Ein Feind, der ihn dann noch im Schnecfeld fände!

Lackschuh oder Wasserstiefel'?

Belm Kapitel „Kolonien" erklärte Bülvw tm Reichstag,
daß dem neuen Kolonialdircktor ebenso wie il>m selbst
fern liege, titchttge Leute in Wasserstiefeln
zuriickznseyen hinter weniger tüchrtgen Leuten
in Lacksticfcln.

Bis dato war es meist die Protektion,

Der Adel — von der Durchlaucht bis zum von,
Geld oder corpsstudentische Geberden,

Was nian gebraucht, um was bei uns zu werden!

Ward Einer wegen Bildung und Verstand
Als Diplomat je von Berlin entsandt?

Kam in des Reiches Diensten wer zum Ziel je,
Den nicht zugleich bugsierte die Familie?

Nein! Aber oft kam ein Rhinozeros,

Wcil's vierundsechzig hoher Ahnen Sproß,

Schon auf die wichtigsten nnd höchsten Posten —
Und Michel zahlte hinterdrein die Kosten!

Habt Ihr gehört? Des Reiches Kanzlers spricht,
Daß ihm die Lust am Glanz des Lackschuhs nicht
Die Achtung vor dem Wasserstiefel raube -
Die Botschaft hör' ich, doch mir fehlt der Glaube!

Liebe deinen Nächsten. Thaten einer
rohen verthierten Barbarei sind in Rußland ge-
schehen; das Blut vieler Unschuldiger ist bei den
Judenverfolgungen geflossen. Arnie beklagens-
werthe Bürger haben ihr Vermögen verloren und
sind zu Krüppeln geschlagen worden. Andere sind
todt; ihre Frauen und ihre Kinder sind des Er-
nährers beraubt. Ueberall regt sich das Mitleid
mit den armen Opfern; da darf Wien nicht Zu-
rückbleiben. Darum gebet reichlich für die armen
Russen, die in dem heldcnmüthigen Kampfe gegen
die Inden getötet oder verwundet worden sind-

Lueger

Aus dem

Tagebuch eines ?remieren-Tigers

Salome

Ha, welche Farbenpracht! Ein Sturmgebraus!
Wer sollte da nicht Neid empfunden haben
Und wünschen: Ware ich doch auch ein Strauß!
— (Und könnte meinen Kopf im Sand vergraben.)

Oie 3nlel der Seligen

Das Sprichwort lügt. Denn es beginnt
Auch alte Liebe manchesmal zu rosten:

Es streiten Halbe sich und Wedekind, -
Und wir, wir habeu's anszukosten!

Kartellen



Solidarität des Proletariats. In der-
selben Woche, in der Bebel im Reichstag gesagt
hatte, die Arbeiter würden es sich überlegen, ob sie
das Vaterland vcrtheidigen sollten, sagte Iaurös
in der französischen Deputirtenkammer, die Arbeiter
würden vor dem Feinde nicht desertieren. „Dieser
Esel, dieser Quatschkops," fluchte Bebel, „kningtmich
durch seine hohlen Redensarten in die größte Ver-
legenheit. Er wird noch wie Millerand einen Orden
bekommen. Verdient hat er ihn. Wenn ich den Ekel
hier in meiner Parkeiorganisation hätte, er wäre
längst geflogen. So ein Phrasendrechsler,, so ein
Bourgeois, so ein Paralhtiker, so ein Gradnauer.
Ich muß ihm aus seine Rede eine Depesche senden."
Vor Wuth bebend setzte er sich hin und diktirte fol-
gendes Telegramm:

„Iaurss Paris. Dem französischen Bruder
senden die deutschen Genossen proletarischen Gruß
und Handschlag. Die Solidarität der demokratischen
Interessen kennt keinen nationalen Schlagbaum.
Hoch die internationale Sozialdemokratie!

Bebel.,,
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