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ßtnst und jetzt

lIum preußischen Schulgesey-Lntwurf)

Im Frieden pries man und im Kriege
Den „Schulmeister von Königgrätz";

Dem schulde Preußen seine Siege,

Man sc, ihm dankbar jetzt und stets.

So hieß cs in vergangnen Tagen,

Sie sind für Preußen, ach vorbei.

Jetzt sieht man andre Säulen ragen,

Die heute Preußens Schule tragen:

Den Pfarrer und die Polizei.

»

Hn Bertha von Suttner

Heil, Bertba! Du errangst den Nobelpreis,

Um den gestritten Du Dein halbes Lebe».

Heil Dir! Es ward belohnt Dein großer Fleiß.
— Wirst Du nun, Bertha, endlich

Friede» geben?

EinNationalheiligthum. Kleist'sGrab, das
bisher von wildem Gesträuch malerisch umgeben
war, soll jetzt herrlich geschmückt werden, nachdem
es von dem Prinzen Friedrich Leopold von Preußen
dem Reich geschenkt worden ist. Aus der Mitte des
Grabes soll sich neben der historischen Blechmiitze
des ersten Garderegimenis zu Fuß ein zerbrochener
Krug erheben, ein Shmbol der militärischen und
der dichterischen Thätigkeit Kleist's und gleichzeitig
ein Shmbol der Vergänglichkeit alles Irdischen. An
den vier Ecken des Grabes sollen die von Begas
angcfertiglen Marmorstatuen des großen Kurfürsten,
des Prinzen Friedrich von Homburg, der Kurfürstin
Dorothea und der Prinzessin Natalie von Oranien
ailfgcstellt werden. Der Zugang zum Grabe wird
mit Marmorstaiuen von Grenadieren des ersten
Garderegiments in der Montur der Zeit Kleist's be-
setzt, die alle in strammer Haltung salutirend da-
sichen. Die Gedenkplatte des Grabes trägt-die In-
schrift: „Kleist's Grab. Geschenk Seiner Königlichen
Hoheit des Prinzen Friedlich Leopold von Preußen.
Eintritt srei. Rechts gehen."

Die lieben Verwandten. Der Zar Hai,
begleitet von den Großfürsten Wladimir Alcxandro-
witsch und Nikolaus Nikolaje>visch in Zarskoje Selo
die Parade über das SimonowSki'sche Regiment
abgenommen. Man folgert daraus, daß das Ge-
rücht über Schlägereien des Zaren und der beiden
Großfürsten unwahr sei. Dieser Schluß scheint an-
gesichts des Umstandes, daß ein ganzes Regiment
ausmarschiert stand, nicht zwingend. Ja, wenn der
Zar mit seinem Onkel uird seinem Vetter in einem
Zimmer ohne Zeugen allein geblieben wäre!
Aber so?

*

Huf Umwegen

„Sie glauben, daß das Automobil eine
nützliche Steuerquelle für uns werdeir könnte?"

„2) ja, — indem es zur Hebung der Er b-
s ch a f t s steuern beiträgt . .."

Weltcbrouik der „Jugend*

Im Reichstag sprach ein

trefflich wort

Graf posadorvsky: „Schwingt

hinfort

Des Volkes bürgerliche Schicht
vom Materialismus nicht
Sich auf zu höher'm Ernst des Lebens,
So führt sie ihren Kampf

vergebens
Mit der Gefahr des S o zi a l i s m u s!"
Hat er mit dem „Materialismus"
Genußsucht. Habgier, Protzenthum
Im bürgerlichen Publikum
Und Bildungswurschtigkeit gemeint,
Dann zeigt er auf den wahren Feind l
Doch siebt der Graf am Lude gar
Im Geist der Freiheit die Gefahr
Und meint mit „Materialisten"

Die, welche kein eD og in en chr i sten,
Und sollte unter „Insichgeh'n"

Graf Posadowsky das versteh'»,
Daß Deutschland wieder stramm

pariert

Der dunklen Macht, die raffiniert
Hier Gott und Seligkeit verhökert,
Dort Geist und Sittlichkeit

ver—stöckert,

Hier Gottesgnadendünkel hegt,

Dort Wissenschaft in Bande schlägt —
wenn Poladowsky so was meint,
Dann zählt er selbst znm —

wahren Feind!

Man höre: Herr von Stengel will
Besteuern das Automobil!

So was ist noch nicht dagewesen l
wenn man die ungeheuer» Spesen,
womit der Autler wird
gekränkt

Doch ohnedies schon, recht
bedenkt,

So muß man sagen:

Eigentlich
Mit Fug und Recht gehört
es sich,

Daß unser Fiskus dem

Lhauffeure

viel eher Zuschuß noch
gewähre,

Als daß er Stenern auf
ihn häuft!

Die zahle, wer zu

Fuße läuft
Und sich auf diese schofle Art
Zwölftausend Mark im
Jahr' erspart!

Ver Automobilisten-
clnb,

Ver schneidigen Protest
erhub,

Daß man ihm seinen

Spaß vcrt heuert,

Indem man diesen noch
besteuert,

Hat Recht, Ihr Herrn am

grünen Tisch! —
Ein Sprichwort sagt: Noblesse

obligel —

Herr Müller, der für „sein

System"

verdient ein Lorbeerdiadem
Und es den Deutschen Vortragsweise
Erklärt auf einer Gastspielreise,
wobei er demonstriert die Lhose
An sich in einer Badehose,

Trat auch in Breslau auf als

Gast. . .

Das heißt: Herr Müller wäre fast
In Breslau neulich ausgetreten.
Doch bat's die Polizei verbeten
Aus Siltcngrüudcn ernst und kurz,
Daß blos in einem Lenden-
schurz

Er seine Turn- und Badesachen
In Breslau wage vorzumachen.
Und da ein Mensch nun mal

blos nackt —
Und nicht bewcstet und befrackt! —
Kann Baden und Massage treiben,
So ninßte dieses unterbleiben.

Ls zogen aus dem vortrags-
h a u s

Dreitausend tllenschen

wieder 'raus,

Ergrimmt, enttäuscht und über-
drüssig —

Ein Lommentar ist überflüssig! —
Ein Mann vom Iournalisten-
orden

Ist neulich freigesprochen

worden

(Und noch dazu im schwarzen

München,

wo sie so gern den Freiae'st lynchen!)
von schweren Gotteslästerungs«
klagen,

weil er gewagt hat, frei zu sagen,
Daß mit Reliquien manche lei
Betrug und Wahn im Schwangesei!
Ls hatten hochgelehrte Herrn
Bezeugt mit Freimuth gut und gern,
Daß von Reliquien manch' Schock
(Z. B. Trier's heiliger Rock,

Die Santa casa in Loretto
Und Kölns t 1,000 Iungfran'n detto)
Die man als Beiligthum verehre,
Der Echtheit ganz und gar entbehre.
Jetzt mimt des Tenirums triste Heerde
In München trauernde Gebärde
Und Sühne-Gottesdienste halten
Die kohlpechschwärzlichen Gestalten l
Und das hat nicht der Erzbischof
verboten, strenge, scharf und schroff
Und da erhob auch die Regierung
Die Stimme nicht zur Protestierung!
Sie merkten nicht, daß ihre Ehre
Als (Obrigkeit in Frage wäre,
wenn man gerechter Richter Spruch
wie Gotteslästerung und Fluch
Auf solche Art perfid behandelt.
Das Gotteshaus damit verschandelt,
Demonstrationen drin zu feiern —
Na, ja: wir leben halt in Bayern! —

Doch auch vom Staate Besterrei ch
vernebm' ich einen gleichen Streich:
Ver Bischof Franz Rudigier —
Kein Zweiter hat so wild, wie er,
Als Staatsfeind offen sich geriert!
wird nächstens dort kanonisirt!
Gebt, sprach dereinst Herr

Jesus Lhrist,

Meilrnadrls-Leblrucken der „Jugend'

■hg?';.

Zentrum und Sozialdemokratie in Bayern

bei den Lmrdtaqsmahicn und — bei den Münchner Gemeindewahlen

Dem Kaiser, was des Kaisers ist!
Der Bischof aber hat voll Hohn
Dem Kaiser (Opposition
Gemacht und hat in aggresiven
Und dünkclvollen Hirtenbriefen
Des Kaisers Volk verhetzt

und wurd'

Sogar zum Kerker d'rob verknurrt.
Jetzt will man trotz der „kleinen
Schwächen"

Den finstern Kampfhahn selig

sprechen

„Ehrwürd'gen Diener Gottes" beißt
Man diesen Mann, der doch zumeist
Kirchlicher Machtgier blos fanatisch
Gedient! Und, wenig diploma isch,
Hat man sich AUerhöchsterseits
Auch hocherfreut erklärt bereits,
Daß jener wackre Gottesmann
Und Seelenhirt sich so gewann
Posthume Ehrung und Triumph!
Dort geht'» wie hier halt:

Schwarz ist Trumpf! —

Die Frau vou Suttner, wie

man weiß,

Bekam den Nobel-Friedens-

pretsl

Und dieses offenbar mit Recht,
Denn auf der Erde stund' es

schlecht,

verheert wär' Alles durch das

Schwert da

Längst ohne sie. dieFriedens-Bertha!
Die andern Mensche» alle nämlich
Sind so abs.beulich und so dämlich,
Daß sie des Krieges blut'ges walten
Für nett und für gemüthlich halten!
Blos Bertha hat's heransgekriegt,
Daß doch im Krieg

was Rohes liegt
Und daß das Hauen

und das Schießen
verbunden ist mit

Blutvergießen!
Drum hat sie strebend

sich bemüht,
Daß überall der Friede blüht
Und ward auch vom

Erfolg gekrönt:
Seit langen Jahren schon
verlchönt
Die Friedensliebe immer
mehr

Der Völker herzlichen

Verkehr

Und lieblich, wolkenlos

und heiter

Geht's auch in Zukunft
also weiter,
Dem Glück der Menschheit
zum Gewinnst —
Und das ist Bertha ihr
Verdienst I

Ileroriot

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