Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
neujahrsncicht auf dem Fifdierkulter

HIE Bachmann (München)

guats End net, wearst sehgn; aber no, da Hast
ja nix ausrichtn könnt bei den, er is der ja glei
jo viel grob warn, daß mer gern wieder stad is
gwen. — Erseht nenli, wiear i eahin sein' Stutzn
Hab aus 'n weg gräuint, hat er mi umanand
ghaut, daß i heut no net gscheidt gehn kann."

„No, iat; i inoan, »in so oan waars na do
wirkli koa Schad net!" polterte Kiinmerlinger
entrüstet; „was suchst D' denn so oan no lang;
sei froh, daß D' 'hn an hast!!"

„No, er is halt doch sei' Sohn!" warf ich ein ...

„Ja, und der oanzig aa no!" seufte der Alte;
„'s is a Kreuz, wann oan der kfimml a so straft
mit seine Kinder; i woaß 's net, mit was i des
Hab verdeant!"

Wir schwiegen eine Weile, und ich überlegte
gerade, ob ich dem bedauernswerthen Vater nicht
Auskunft geben solle, da begann er von Neuem:

„Daß f mer 'hn derschoßn Ham, mein' Samtes,
des is iat; nimmer zum ätiderti — aber a neue
Gamsledertie hat er aughabt; er hats' zum
erschtn mal trag», wiear er neuli fort is. . .
Die möcht i eahm halt do abithean, daß f net
kaput geht."

wieder herrschte tiefes Schweigen in der lfütte,
nur das Feuer ktiisterte leise.

Dann erhob sich der Alte mühsatn und seufzte:
„Iat; geh i halt na wieder, wann do neamd nix
woaß . . . d' Frau hat scho recht ghabt, die hat
glei nir hörn wolln davo' . .

Also dochl ja die Mutterliebel schoß es mir
durch den Sinti. . .

„vatter, hat j' gsagt . ." fuhr der Alte in
halblautem Selbstgespräch fort, „valter, gib der
koa Müah net; bis du diesell kjosn auffindst, is
s' niminer zum braucht! . . . ."

Arthur Schubart

Binder der Zeit

Die wir auf dieser Erde tapfer stehen —

Wir wollen wortlos aus dem Weg jetzt gehen
All diesen „Christen", Krüppeln, Kranken, Sündern;
Wir wollen schaaren uns zu mächtigem Bunde
Und jauchzend bauen auf granitnem Grunde
Der Zukunft Teittpel frohen Erdenkindern.

Ihr nennt Erzieher diese Tintenschmierer,
Einseitig-trockenen Verstands-Dressierer?

So ist ein Künstler auch, wenn nicht ich irre,
Wer Töpfe formt, Bunzlauer Nachtgeschirre.

Bei manchem schon fragt' ich, wie es geschah,
Daß er von steiler Bahn entgleist' so schändlich;
O meine Freunde, wenn die Frau ich sah:

Dann war das Räthsel mir sogleich verständlich.

Du Schuft! Die Dichtung, die Du mir „erklärt,"
Hast Du verekelt mir in solchem Maß,

Daß es zehn volle Jahre hat gewährt,

Bis ich Dein schäbiges Geschwätz vergaß,

Befreit von Deinem Nürenberger Trichter,
Zurückgefunden meinen Weg zum Dichter.

*

Du fragst mich: wann ein echter Preuße lacht?
Wenn einen glatten Witz der Chef gemacht.

Was frommt uns der „Evangelische Bund,"
Den uns verfälschen die frömmelnden Pfaffen,
Wir haben wahrlich den ernstesten Grund, ,

Ein Band für alles, was schön und gesund,
Einen Bund für Protestanten zu schaffen.

(Gewissen „Freidenkern")

Freidenker nennt ihr euch mit wenig Recht;

Denn ob ihr auch mit großen Worten rasselt:
Ums freie Handeln steht's bei euch nur schlecht:
Was soll mir eine Freiheit, die nur — quasselt?'

Maltker Vrelkaber

*

Kindermund

Die neunjährige Ilse wird im Geschichtsunter-
richt aufgefordert, Ludwigs des Frommen Reichs-
theilnng zu erzählen. Sie beginnt: „Und Ludwig
der Fromme gebar drei Söhne."

Lehrerin: „Aber Ilse, Du meinst doch, die
Frau Königin gebar sie?"

Ilse: „Nein — der König — das waren
doch Jungens!" —

Lehrerin: „I bewahre, liebe Ilse, die lNutter
bekommt beides, Knaben und Akädchen,"

Ilse (voller Entrüstung): „Na, dann braucht
man auch keinen paxa."

102)
Register
[nicht signierter Beitrag]: Kindermund
Walther Vielhaber: Kinder der Zeit
Alfred Bachmann: Neujahrsnacht auf dem Fischerkutter
 
Annotationen