H. Bing (München)
A-l'oco "Kti, liv gkoketrottende MonarchensStiefekpuher, in Gerkin
„Stiefelputzen gefällig? Ich soll auch einen schönen Gruß von Onkel Eduard-“
„ÄinMein, liebet einander!"
Deihnachtstelegramme der „Jugend"
Dresden: Es fanden neue Straßendemo»
strat Ionen statt. Schüsse wurden abgegeben. (8
verwundete! Das Militär steht bereit. Es herrscht
allgemeine Weihnachtsstimmung.
Riga: In den baltischen Provinzen herrscht
Anarchie. Die Russen sind jetzt dahinter gekoni
men, daß nicht die Juden, sondern die Deutschen
an all dem Unheil Schuld sind, und richten daher
ihre Wut gegen diese. Es ist Aussicht vorhanden,
daß die Mordbrenner mlt der Zeit dahinter kom-
men, daß sie selbst die Schuld tragen, und sich
gegenseitig umbringen. vielleicht gibt es dann
endlich wieder Ruhe.
London: Frankreich t ein Gelbbuch ver
öffentlicht, Deutschland wi.d mit einem Weiß-
buch antworten, während England ein Blau-
buch vorbereit. Die übrigen Farben werden unter
die anderen Staaten vertheilt. Alle Großmächte
sind einig, daß ihre Nachbaren zu übermüthig
werden und gerne einen Krieg provozieren möchten.
Ver Weltfriede ist gesichert.
Shainhai: Die Ebinesen revoltieren, üben
Brandstiftung und greifen die Europäer an.
Die Lage ist ernst. Nebel fängt bereits an
-Empathien für die Chinesen zu verspüren.
Wien: Bertha von Suttner hat z» Weih-
nachten den Friedens-Nobel-Preis erhalten. Sic
erklärte, auch weiterhin dafür Sorge tragen zu
tvollen, daß überall Friede auf Erden ist.
«!
Bekehrte Sil »der. Die Herren Eisner und
Genossen haben folgendes Telegran»» erhalten: Ihr
habt recht gethan. Auch ich habe bereuet. Denn
im Simmel wird mehr Freude sein über einen reu-
igen Sünder, als über tausend Gerechte.
Gapon."
Die Sechs hatten ja eigentlich vor Wuth und
Grimm den August Bebel auffressen wollen: aber
sie haben es nicht gethan, denn gut mange du Bebel,
en meurt.
tieucB aus 0e|tcrreicto
Auf dem kürzlich in Wien abgehaltenen Staatsbeamten-
tag fanden elementare Ausbrüche der Unzufriedenheit
und Erbitterung gegen die Regierung statt.
O heiliger Bureaukratius,
Nun fangen sich an zu bewegen
Sogar Deine Sklaven, Sie bisher
Bor Dir am Bauch gelegen!
Sie hätten vielleicht Dein hartes Joch
Noch länger geduldig ertragen —
Jetzt hebt sich der Geist des Widerspruchs
Ans ihrem knurrenden Magen!
Als Karrengäule zogen sic
Des Staates schwere Lasten,
Man liest sie wie Karrengänle auch
An magerer Krippe fasten!
Für all das tote Kanonenmetall
Hat stets man Millionen,
Des Staates lebendige Stützen jedoch
Beraistt man darob zu entlohnen!
Sie baten »nd antichambrirten devot
Durch sämmtliche hohe Instanzen
Und wurden dafür »och angeschnauzt
Vom Minister der Finanzen!
Am Gndc verlässt die zage Geduld
Auch die gefügigsten Lämmer,
Licht strahlt die Grkenntnist der neuen Zeit
In den bnrcaukratischcn Dämmer:
Wer bettelt, dem ist es eben zumeist.
Wie einem Bettler ergangen.
Die Losung der heutigen Tage heistt:
Als Männer sein Recht verlangen!
Kmliiir (irrinz
o
Die Marokko-Konferenz findet nun doch
nicht in Algeciras statt, sondern ist verschoben
worden, vorläufig nach Madrid. — And da
wird immer behauptet, die Angelegenheit käme
nicht vorwärts! Jetzt ist sie doch wieder eine ganze
Anzahl Kilometer vorwärtsgekommen. Sollten
auch gegen Madrid Bedenken laut werden, so
schlagen wir München vor. Auf einem der dal
porös im Deutschen Theater wird sich die
ganze Angelegenheit zur allgemeinen Zufrieden-
heit erledigen lassen.
Von einer I>ofbübrae
In ein fürstliches Bofthcater war ein neuer
Intendant cingezogen.
Eines Tages kam sein Schauspieldirektor mit
Vorschlägen zu ihm und erklärte: „Es ist dringend
nothwendig, daß Kleist mehr b e r ü ck s i ch t i g t
wird, als bisher."
„So?" meinte Seine Excellenz, „Gehts dem
armen Kerl so schlecht?"
G>
Das fürstliche lfofthcater hatte schon vor dem
Amtsantritt Sr. Excellenz mit dein berühmten
Josef Kainz Engagementsverhandlnngen ange
knüpft, die durch den Intendantenwechsel liegen
geblieben waren. Da erschien eines Tages Kainz
im Intendanzburean und fragte: „Ich möchte
mich nach meinem Engagement erkundigen." —
„wollen Sie für die Mper oder fürs Schau-
spiel engagiert sein?" fragte der sachkundige
Bühnenleiter.
„Fürs Schauspiel natürlich!"
„Das ist auch besser — bei der Bper ist keine
Stelle offen I" II<»inus
A-l'oco "Kti, liv gkoketrottende MonarchensStiefekpuher, in Gerkin
„Stiefelputzen gefällig? Ich soll auch einen schönen Gruß von Onkel Eduard-“
„ÄinMein, liebet einander!"
Deihnachtstelegramme der „Jugend"
Dresden: Es fanden neue Straßendemo»
strat Ionen statt. Schüsse wurden abgegeben. (8
verwundete! Das Militär steht bereit. Es herrscht
allgemeine Weihnachtsstimmung.
Riga: In den baltischen Provinzen herrscht
Anarchie. Die Russen sind jetzt dahinter gekoni
men, daß nicht die Juden, sondern die Deutschen
an all dem Unheil Schuld sind, und richten daher
ihre Wut gegen diese. Es ist Aussicht vorhanden,
daß die Mordbrenner mlt der Zeit dahinter kom-
men, daß sie selbst die Schuld tragen, und sich
gegenseitig umbringen. vielleicht gibt es dann
endlich wieder Ruhe.
London: Frankreich t ein Gelbbuch ver
öffentlicht, Deutschland wi.d mit einem Weiß-
buch antworten, während England ein Blau-
buch vorbereit. Die übrigen Farben werden unter
die anderen Staaten vertheilt. Alle Großmächte
sind einig, daß ihre Nachbaren zu übermüthig
werden und gerne einen Krieg provozieren möchten.
Ver Weltfriede ist gesichert.
Shainhai: Die Ebinesen revoltieren, üben
Brandstiftung und greifen die Europäer an.
Die Lage ist ernst. Nebel fängt bereits an
-Empathien für die Chinesen zu verspüren.
Wien: Bertha von Suttner hat z» Weih-
nachten den Friedens-Nobel-Preis erhalten. Sic
erklärte, auch weiterhin dafür Sorge tragen zu
tvollen, daß überall Friede auf Erden ist.
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Bekehrte Sil »der. Die Herren Eisner und
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habt recht gethan. Auch ich habe bereuet. Denn
im Simmel wird mehr Freude sein über einen reu-
igen Sünder, als über tausend Gerechte.
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Die Sechs hatten ja eigentlich vor Wuth und
Grimm den August Bebel auffressen wollen: aber
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en meurt.
tieucB aus 0e|tcrreicto
Auf dem kürzlich in Wien abgehaltenen Staatsbeamten-
tag fanden elementare Ausbrüche der Unzufriedenheit
und Erbitterung gegen die Regierung statt.
O heiliger Bureaukratius,
Nun fangen sich an zu bewegen
Sogar Deine Sklaven, Sie bisher
Bor Dir am Bauch gelegen!
Sie hätten vielleicht Dein hartes Joch
Noch länger geduldig ertragen —
Jetzt hebt sich der Geist des Widerspruchs
Ans ihrem knurrenden Magen!
Als Karrengäule zogen sic
Des Staates schwere Lasten,
Man liest sie wie Karrengänle auch
An magerer Krippe fasten!
Für all das tote Kanonenmetall
Hat stets man Millionen,
Des Staates lebendige Stützen jedoch
Beraistt man darob zu entlohnen!
Sie baten »nd antichambrirten devot
Durch sämmtliche hohe Instanzen
Und wurden dafür »och angeschnauzt
Vom Minister der Finanzen!
Am Gndc verlässt die zage Geduld
Auch die gefügigsten Lämmer,
Licht strahlt die Grkenntnist der neuen Zeit
In den bnrcaukratischcn Dämmer:
Wer bettelt, dem ist es eben zumeist.
Wie einem Bettler ergangen.
Die Losung der heutigen Tage heistt:
Als Männer sein Recht verlangen!
Kmliiir (irrinz
o
Die Marokko-Konferenz findet nun doch
nicht in Algeciras statt, sondern ist verschoben
worden, vorläufig nach Madrid. — And da
wird immer behauptet, die Angelegenheit käme
nicht vorwärts! Jetzt ist sie doch wieder eine ganze
Anzahl Kilometer vorwärtsgekommen. Sollten
auch gegen Madrid Bedenken laut werden, so
schlagen wir München vor. Auf einem der dal
porös im Deutschen Theater wird sich die
ganze Angelegenheit zur allgemeinen Zufrieden-
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Von einer I>ofbübrae
In ein fürstliches Bofthcater war ein neuer
Intendant cingezogen.
Eines Tages kam sein Schauspieldirektor mit
Vorschlägen zu ihm und erklärte: „Es ist dringend
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„So?" meinte Seine Excellenz, „Gehts dem
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Das fürstliche lfofthcater hatte schon vor dem
Amtsantritt Sr. Excellenz mit dein berühmten
Josef Kainz Engagementsverhandlnngen ange
knüpft, die durch den Intendantenwechsel liegen
geblieben waren. Da erschien eines Tages Kainz
im Intendanzburean und fragte: „Ich möchte
mich nach meinem Engagement erkundigen." —
„wollen Sie für die Mper oder fürs Schau-
spiel engagiert sein?" fragte der sachkundige
Bühnenleiter.
„Fürs Schauspiel natürlich!"
„Das ist auch besser — bei der Bper ist keine
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