Ein armer Mann
Wo schäumend strömt die wilde Save,
Man nennt sie auch die wilde Sau,
Da klagt in tiefem Schmerz der brave
Monarch der Serben: Au, au, au!
Ich bin der König Peter.
Mit Klappern und Gezeter
Bricht jeder Morgen für mich an.
Ich bin ein armer Mann.
King Edward schmollt mit meinem Tande,
Weil die Verschwörer um mich stehn.
Sie sind ja eine Schwefelbande;
Ich wünschte selber, daß sie gehn.
Ich bin der König Peter,
vielleicht jag' ich sie später,
Heut steh ich noch in ihrem Bann.
Ich bin ein armer Mann.
wie glücklich war ich doch hienieden
Als Schweizer! Ich ging in den Klub.
Dort kümmerte ich mich zufrieden
Um Skoda nicht und nicht um Krupp.
Ich bin der König Peter.
Ein jeder rupp'ge Köter
Ist besser, ach. als ich daran.
Ich bin ein armer Mann.
Bei den Kollegen von der Krone
Hab' ich, ach, keinerlei Kredit.
Ich lebe hier auf meinem Throne
So einsam wie ein Eremit.
Ich bin der König Peter.
Als wär ich ein verräther,
So sehn die Könige mich an.
Ich bin ein armer Mann.
Ach, Herrscher sein ist ja 'ne Ehre,
Doch meine Völker sind verlumpt.
Ja, König sein ist 'ne Misere,
wenn keiner einem etwas pumpt.
Ich bin der König Peter.
Mein Hofmarschall, hier steht er
Und denkt: weil pump ich morgen an?
Ich bin ein armer Mann.
Frido
Mienerisches
Den Dichter Anastasius Grün
Hat Doktor Lueger angestrudelt,
Mit dem Brustton der Ueberzeugung ihm
Nach besten Kräften lobgehudelt!
Der Freund der Pfaffen, der Rückschrittsmann
Ließ seine ganze Beredsamkeit glänzen,
Zu feiern (Oesterreichs Pfafferrfeind
Mit tiefen Bücklingen und Reverenzen!
Nur schade, daß der streitbare Graf
Die Ehrung nicht mehr konnte erleben —
Sie hätte ihm den prächtigsten Stoff
Zu einem „wiener Spaziergang" gegeben!
Krokodil
Berliner „Polizei - Christen"
(Zur den Lharfreitag wurde die Vorführung der
Dberammergauer Passions-Spiele in der Philharmonie
verboten!!)
„Müller. Sie Hornochse! Da haben wir
richtig die »Passionssp iele< mit ,Patience'
verwechselt!"
Der aufgeklärte Zar
„was ist das für ein Unsinn," sagte der
Zar, als er die Berichte vom Vesuv las, „der-
artige fürchterliche Eruptionen mit Heiligen-
bildern aufhalten zu wollen!! Heiligen-
bilder helfen nichts, ich habe es erfahren; am
besten sind Kosaken mit Knuten!"
S
Spritzenzoll. In Lüningen (Elsaß) brannte
es neulich. Die Feuerwehr aus Basel kam zu Hilfe
herbei, ihre Feuerspritze wurde aber von den wacke-
ren deutschen Zollbeamten nicht über die Grenze
gelassen. Lieb Vaterland magst ruhig sein, fest siebt
und treu die Wacht am Rhein. Jetzt können wirruhig
schlafen, jetzt erst ist der Frieden gesichert, da wir
vor einer französischen Invasion geschützt sind:
Unsere braven Zollbeamten werden die französische
Armee einfach nicht ins Land hineinlassen, wenn
diese nicht ihre Waffen, Bagagewagen mit Inhalt,
Pferde und das gesamte übrige Heergeräth versteuert.
Da Frankreich niemals den kolossalen Zoll bezahlen
wird, so muß sein Heer an der Grenze einfach
kehrt machen!
frommer Cbee
In New-Uork ist ein „Five o'clock-tea mit An-
dacht" eingeführt worden, der in den Kreisen der
besten Gesellschaft großen Anklang gefunden hat.
Dieser Andachts-Thee findet zweimal wöchentlich im
St. Regis-Hotel statt. Die kostbarsten Toiletten
werden hier zur Schau getragen. Man trinkt Thee
und singt Hymnen.
Tobet den Ejerrn, denn er ist voll von Güte;
Doch nehmt dazu dies Brötchen, reich belegt!
Die Andacht wurzelt fester im Gemüthe,
wenn sie dem Heil des Teibes Rechnung trägt
wie anders wirkt die weihe des Lhorals
Zum Beispiel beim Genuß des Räucheraals!
Umschließt die Bibel mit der linken,
Umfaßt die Gabel mit der rechten Hand —
Und Eure Seele, kraftgeschwellt durch Schinken,
Spannt sich zum Flug in das gelobte Tand!
Ihr betet leis' noch einen frommen Thee —
Sie aber fliegt schon über Tand und See.
wenn Ihr dann einst vor Euren Richter tretet,
Dann bringt bloß eine Tiste ihm zur Stell',
Darin die kive o’clock’s, die Ihr gebetet,
verbucht sind und bestätigt notariell;
Da wird er Euch mit milden Augen messen:
„Euch ist verzieh'n. Denn Ihr habt viel gegessen."
R. Scli.
M$ Gorkis New vorker cagevuc»
16. April. Der Oberkellner gab mir den guten
Rath. Frau Andrejewa künftig für meine Schwester
äuszugeben und für sie und mich zwei getrennte
Zimmer zu miethen. Für zehn Dollars werde er
mir dann den Schlüssel zur Zwischenthüre geben.
Die entrüsteten Ladys würden ihm dann gerne
fünf Dollars pro Stunde zahlen, wenn er sie vom
Eorridor aus durchs Schlüsselloch sehen ließe.
Frau Andrejewa aber wäre wieder gesellschafts-
fähig. Denn.an solchen Schwestern nehme hier
Niemand Anstoß.
*
20. April. Heiliges Rußland! Ich bitte Dich
um Verzeihung für alle Schmähungen, die ich
gegen Dich ausgestoßen. Andrejewa machte mir
gestern den Vorschlag, nach Sibirien überzusiedeln,
wir reisen noch heute. Sibirien als Nachtasyl
vor amerikanischer Sklaverei und Heuchelei —
o Tuka, wer Dir vor einigen Wochen das pro-
phezeit hätte I
Cri-€ri
*
Die englische und die preußische
Schulvorlage.
wehe, in Albions Reich regiert der grausame
B i r r e l l,
Jagt die Orthodoxie jäh aus der Schule hinaus.
Aber mit lautem Hurrah empfängt man sie
gastlich in Preußen,
Dort mit zärtlichein Arm drückt an den
Busen sie Studt.
Die Tulpe. In Ungarn grassiert jetzt die
Tulpenbewegung: als Zeichen der ungarischen Selbst-
ständigkeit wird von allen Patrioten die Tulpe ge-
tragen. Die Bewegung wird von dem Baron BanffY
patronisiert, der sich, nachdem er sich zwischen sämt-
liche Ministersessel auf die Erde gesetzt hat, auf das
Altentheil der Tulpenzucht zurückgezogen hat. Er
empfing neulich einen Berichterstatter des „Budapesti
Hirlap" und hielt ihm eine flammende Rede zu
Gunsten der Tulpenbewegung. Er .sagte: „Was
dem Deutschen unter Wilhelm I. die Kornblume,
was den Napoleoniden das Veilchen, was den Ju-
den der Knoblauch, was den französischen Roya-
listen die Lilie, was dem Inder die Lotosblume,
was dem Trinker das Moselblümchen und was un-
seren Vorfahren der Paprika war, das soll uns
die Tulpe sein. Unser Wahrspruch sei: Mit Gott
für König und Tulpe! Ganz Ungarn soll ein Tul-
penthal werden. Tulpenthal für immer, Tulpenthal
über alles, eljen Tulpenthal!"
Der Interviewer, der athemlos zugehört hatte,
zerdrückte ergriffen eine Thräne im Auge: „Dank,
herzlichen Dank!" stammelte er. „Diese Worte werde
ich Ihnen nie, nie vergessen, Herr Baronleben."
Als der Interviewer gegangen war, las BanffY
seine Karte, Die er vorher nicht beachtet hatte. Auf
ihr stand: Isidor Tulpental, Reporter des Buda-
pesti Hirlap. Daher seine patriotische Rührung!
Vom Schluß der Konferenz in Algeciras
El Torres, der „den europäischen
Diplomaten für das dem marokkan-
ischen Staate zugewandte Interesse"
verbindlichst und herzlich dankte, soll von
Direktor Reinhardt als erster Charakter'
sp i el e r für das Deutsche Theater engagiert sein.
Wo schäumend strömt die wilde Save,
Man nennt sie auch die wilde Sau,
Da klagt in tiefem Schmerz der brave
Monarch der Serben: Au, au, au!
Ich bin der König Peter.
Mit Klappern und Gezeter
Bricht jeder Morgen für mich an.
Ich bin ein armer Mann.
King Edward schmollt mit meinem Tande,
Weil die Verschwörer um mich stehn.
Sie sind ja eine Schwefelbande;
Ich wünschte selber, daß sie gehn.
Ich bin der König Peter,
vielleicht jag' ich sie später,
Heut steh ich noch in ihrem Bann.
Ich bin ein armer Mann.
wie glücklich war ich doch hienieden
Als Schweizer! Ich ging in den Klub.
Dort kümmerte ich mich zufrieden
Um Skoda nicht und nicht um Krupp.
Ich bin der König Peter.
Ein jeder rupp'ge Köter
Ist besser, ach. als ich daran.
Ich bin ein armer Mann.
Bei den Kollegen von der Krone
Hab' ich, ach, keinerlei Kredit.
Ich lebe hier auf meinem Throne
So einsam wie ein Eremit.
Ich bin der König Peter.
Als wär ich ein verräther,
So sehn die Könige mich an.
Ich bin ein armer Mann.
Ach, Herrscher sein ist ja 'ne Ehre,
Doch meine Völker sind verlumpt.
Ja, König sein ist 'ne Misere,
wenn keiner einem etwas pumpt.
Ich bin der König Peter.
Mein Hofmarschall, hier steht er
Und denkt: weil pump ich morgen an?
Ich bin ein armer Mann.
Frido
Mienerisches
Den Dichter Anastasius Grün
Hat Doktor Lueger angestrudelt,
Mit dem Brustton der Ueberzeugung ihm
Nach besten Kräften lobgehudelt!
Der Freund der Pfaffen, der Rückschrittsmann
Ließ seine ganze Beredsamkeit glänzen,
Zu feiern (Oesterreichs Pfafferrfeind
Mit tiefen Bücklingen und Reverenzen!
Nur schade, daß der streitbare Graf
Die Ehrung nicht mehr konnte erleben —
Sie hätte ihm den prächtigsten Stoff
Zu einem „wiener Spaziergang" gegeben!
Krokodil
Berliner „Polizei - Christen"
(Zur den Lharfreitag wurde die Vorführung der
Dberammergauer Passions-Spiele in der Philharmonie
verboten!!)
„Müller. Sie Hornochse! Da haben wir
richtig die »Passionssp iele< mit ,Patience'
verwechselt!"
Der aufgeklärte Zar
„was ist das für ein Unsinn," sagte der
Zar, als er die Berichte vom Vesuv las, „der-
artige fürchterliche Eruptionen mit Heiligen-
bildern aufhalten zu wollen!! Heiligen-
bilder helfen nichts, ich habe es erfahren; am
besten sind Kosaken mit Knuten!"
S
Spritzenzoll. In Lüningen (Elsaß) brannte
es neulich. Die Feuerwehr aus Basel kam zu Hilfe
herbei, ihre Feuerspritze wurde aber von den wacke-
ren deutschen Zollbeamten nicht über die Grenze
gelassen. Lieb Vaterland magst ruhig sein, fest siebt
und treu die Wacht am Rhein. Jetzt können wirruhig
schlafen, jetzt erst ist der Frieden gesichert, da wir
vor einer französischen Invasion geschützt sind:
Unsere braven Zollbeamten werden die französische
Armee einfach nicht ins Land hineinlassen, wenn
diese nicht ihre Waffen, Bagagewagen mit Inhalt,
Pferde und das gesamte übrige Heergeräth versteuert.
Da Frankreich niemals den kolossalen Zoll bezahlen
wird, so muß sein Heer an der Grenze einfach
kehrt machen!
frommer Cbee
In New-Uork ist ein „Five o'clock-tea mit An-
dacht" eingeführt worden, der in den Kreisen der
besten Gesellschaft großen Anklang gefunden hat.
Dieser Andachts-Thee findet zweimal wöchentlich im
St. Regis-Hotel statt. Die kostbarsten Toiletten
werden hier zur Schau getragen. Man trinkt Thee
und singt Hymnen.
Tobet den Ejerrn, denn er ist voll von Güte;
Doch nehmt dazu dies Brötchen, reich belegt!
Die Andacht wurzelt fester im Gemüthe,
wenn sie dem Heil des Teibes Rechnung trägt
wie anders wirkt die weihe des Lhorals
Zum Beispiel beim Genuß des Räucheraals!
Umschließt die Bibel mit der linken,
Umfaßt die Gabel mit der rechten Hand —
Und Eure Seele, kraftgeschwellt durch Schinken,
Spannt sich zum Flug in das gelobte Tand!
Ihr betet leis' noch einen frommen Thee —
Sie aber fliegt schon über Tand und See.
wenn Ihr dann einst vor Euren Richter tretet,
Dann bringt bloß eine Tiste ihm zur Stell',
Darin die kive o’clock’s, die Ihr gebetet,
verbucht sind und bestätigt notariell;
Da wird er Euch mit milden Augen messen:
„Euch ist verzieh'n. Denn Ihr habt viel gegessen."
R. Scli.
M$ Gorkis New vorker cagevuc»
16. April. Der Oberkellner gab mir den guten
Rath. Frau Andrejewa künftig für meine Schwester
äuszugeben und für sie und mich zwei getrennte
Zimmer zu miethen. Für zehn Dollars werde er
mir dann den Schlüssel zur Zwischenthüre geben.
Die entrüsteten Ladys würden ihm dann gerne
fünf Dollars pro Stunde zahlen, wenn er sie vom
Eorridor aus durchs Schlüsselloch sehen ließe.
Frau Andrejewa aber wäre wieder gesellschafts-
fähig. Denn.an solchen Schwestern nehme hier
Niemand Anstoß.
*
20. April. Heiliges Rußland! Ich bitte Dich
um Verzeihung für alle Schmähungen, die ich
gegen Dich ausgestoßen. Andrejewa machte mir
gestern den Vorschlag, nach Sibirien überzusiedeln,
wir reisen noch heute. Sibirien als Nachtasyl
vor amerikanischer Sklaverei und Heuchelei —
o Tuka, wer Dir vor einigen Wochen das pro-
phezeit hätte I
Cri-€ri
*
Die englische und die preußische
Schulvorlage.
wehe, in Albions Reich regiert der grausame
B i r r e l l,
Jagt die Orthodoxie jäh aus der Schule hinaus.
Aber mit lautem Hurrah empfängt man sie
gastlich in Preußen,
Dort mit zärtlichein Arm drückt an den
Busen sie Studt.
Die Tulpe. In Ungarn grassiert jetzt die
Tulpenbewegung: als Zeichen der ungarischen Selbst-
ständigkeit wird von allen Patrioten die Tulpe ge-
tragen. Die Bewegung wird von dem Baron BanffY
patronisiert, der sich, nachdem er sich zwischen sämt-
liche Ministersessel auf die Erde gesetzt hat, auf das
Altentheil der Tulpenzucht zurückgezogen hat. Er
empfing neulich einen Berichterstatter des „Budapesti
Hirlap" und hielt ihm eine flammende Rede zu
Gunsten der Tulpenbewegung. Er .sagte: „Was
dem Deutschen unter Wilhelm I. die Kornblume,
was den Napoleoniden das Veilchen, was den Ju-
den der Knoblauch, was den französischen Roya-
listen die Lilie, was dem Inder die Lotosblume,
was dem Trinker das Moselblümchen und was un-
seren Vorfahren der Paprika war, das soll uns
die Tulpe sein. Unser Wahrspruch sei: Mit Gott
für König und Tulpe! Ganz Ungarn soll ein Tul-
penthal werden. Tulpenthal für immer, Tulpenthal
über alles, eljen Tulpenthal!"
Der Interviewer, der athemlos zugehört hatte,
zerdrückte ergriffen eine Thräne im Auge: „Dank,
herzlichen Dank!" stammelte er. „Diese Worte werde
ich Ihnen nie, nie vergessen, Herr Baronleben."
Als der Interviewer gegangen war, las BanffY
seine Karte, Die er vorher nicht beachtet hatte. Auf
ihr stand: Isidor Tulpental, Reporter des Buda-
pesti Hirlap. Daher seine patriotische Rührung!
Vom Schluß der Konferenz in Algeciras
El Torres, der „den europäischen
Diplomaten für das dem marokkan-
ischen Staate zugewandte Interesse"
verbindlichst und herzlich dankte, soll von
Direktor Reinhardt als erster Charakter'
sp i el e r für das Deutsche Theater engagiert sein.
Monogrammist Frosch: Berliner "Polizei-Christen"
Monogrammist Frosch: Der aufgeklärte Zar
Monogrammist Frosch: Vom Schluß der Konferenz in Algeciras
[nicht signierter Beitrag]: Die Tulpe
[nicht signierter Beitrag]: Spritzenzoll
Frido: Die englische und die preußische Schulvorlage
Cri-Cri: Aus Gorkis New-Yorker Tagebuch
R. Sch.: Frommer Thee
Frido: Ein armer Mann
Krokodil: Wienerisches
Monogrammist Frosch: Der aufgeklärte Zar
Monogrammist Frosch: Vom Schluß der Konferenz in Algeciras
[nicht signierter Beitrag]: Die Tulpe
[nicht signierter Beitrag]: Spritzenzoll
Frido: Die englische und die preußische Schulvorlage
Cri-Cri: Aus Gorkis New-Yorker Tagebuch
R. Sch.: Frommer Thee
Frido: Ein armer Mann
Krokodil: Wienerisches