Primitive und differenzierte
Männiicdkeit
Seit Jahren hat kein neues Buch mich so tief
angepackt, wie die Kritik, welche Rosa Mayreder
an der „Weiblichkeit" geübt hat?) Ein Monument
vornehmen und starken Denkens und edelster Ans-
drucksweise. In beiden Hinsichten wird dieses herr-
liche Buch von keiner Männerarbeit übertroffen;
hätte es noch eines letzten schlagenden Beweises
für die Berechtigung der Frau, geistig mit dem
Mann zu konkurrieren, bedurft — hier ist er er-
bracht. Was mich aber namentlich heftig ergriffen
hat, das ist die wundersame Klarheit, mit der diese
merkwürdige Frau „nebenbei" das innerste Wesen
des nach Befreiung seiner Persönlichkeit ringenden
Mannes erschaut und durchleuchtet. Ein scharfe
seelische Umrisse zeichnender Männerspiegel von
wohlwollender Milde, in den wir nicht hineinsehen
können, ohne der Verfasserin zu danken und —
Besserung zu geloben.
Frau Mayreder nennt ihr Buch „Essays". Den-
noch ist es ein einheitliches Kunstwerk, dessen zehn
Abschnitte nur brillante Ausstrahlungen aus dem
Kern einer in sich abgeschlossenen, festen, aller-
sittlichsten Persönlichkeit darstellen. Ich weiß nicht,
was ich mehr bewundern soll, diese charaktervolle,
ebenso gedankliche als herzhafte, ich möchte sagen
innerlich-künstlerische Abgeschlossenheit, die wir
immer als eine männliche Eigenschaft erster
Ordnung betrachtet haben, oder aber die Intui-
tion, mit der eine durch und durch keusche Frauen-
seele ihre unerbittliche Sonde in die Tiefen und
Untiefen männlicher Versumpfung gleiten läßt.
Woher weiß sie das Alles? Gewiß ist hier Vie-
les, vielleicht das Wichtigste nur geahnt, aber so
plastisch, daß wir manchmal über die Greifbarkeit
erschrecken. Gäbe es neben der „Frauenbewegung"
— sehr bezeichnender Weise denkt kein Mensch
daran — auch eine „Männerbewegung," wir wür-
den Rosa Mayreder als Fahnenträgerin wählen
müss en.
Und dennoch zeigt das Buch gerade in den
Vorschlägen zur Umgestaltung der Männlichkeit
eine sehr bedenkliche Schwäche. Je weiter die im
Allgemeinen berechtigte Forderung geht, daß wir
Männer in Staat, Gesellschaft und Familie auf
Vorrechte und Vorurtheile zu Gunsten der Frau
verzichten, desto ängstlicher sollten unsere Reform-
schwestern sich davor hüten, die unumstößlichen
Lehren der Menschheitsentwickelung mit sentimen-
talen Utopien zu bekämpfen. Jawohl, sie können
die Umwandlung der primitiven in eine dif-
ferenzierte Männlichkeit verlangen überall,
wo es gilt, die für die neue befreite Weiblichkeit
nachtheiligen alten Schranken zu beseitigen. Nicht
aber können und dürfen sie erwarten, daß wir
auf die primitive Männlichkeit schlechtweg und
bedingungslos verzichten, nur um der schönen
Augen unserer Schwestern willen, so wenig, wie
wir von ihnen die unbedingte Preisgabe der
primitiven Weiblichkeit erwarten.
Im Gegentheil: das Primitive, das ewig
Ur- und Kerngesunde, das in unserer Physis,
unserem Charakter und Geschlechtsleben Wurzelnde,
müssen wir in seinen natürlichen Instinkten grade
um so mehr zu erhalten trachten, je mehr wir ver-
anlaßt werden, uns den Forderungen des Frauen-
und Mutterschutzes — im höheren, modernen Sinne
— anznbequemen. Aber Rosa Mayreder, die geist-
volle Wienerin, unternimmt es, uns sogar den
Verzicht auf den Waffendienst und die
allgemeine Wehrpflicht einzureden. Das
geht zu weit und läßt den Verdacht aufkommen,
daß es aus die vollkommene Unterjochung der
Mannheit abgesehen sei. Die Staats- und Vater*
lnndsvertheidigung ist ja nicht bloß ein Vorrecht,
sondern auch eine Pflicht der Männer. Diese
uns nehmen, den wichtigsten Rest der primitiven
Männlichkeit und zugleich die hohe Schule des
männlichen Idealismus opfern — nimmermehr!
Es wäre dasselbe, als wenn wir Männer unseren
Schwestern das heilige Vorrecht der Mutterschaft
und aller einzigen Verdienste um unser Liebstes
nehmen wollten, um unsere Kinder, die auf ihren
l) RosaMayreder, Zur Kritik der Weiblichkeit. Essays.
Verlegt bet Eugen Diederichs in Jena und Leipzig 1905.
kleinen Schultern die Zukunft der Menschheit
tragen.
Nein, hochverehrte Meisterin, das dürfen Sie
uns Männern nicht zumuthen, das ist fast schon
eine Beleidigung für ilns da Heraußen im Reiche.
Wenn erst das einmal eintritt, daß uns beim
Aufmarsch unserer bewaffneten Jungen nicht mehr
der Herzbengel kracht und die Zukunft lacht, —
dann gute Nacht deutsches Reich, deutscher Idealis-
mus, deutsches Weltbürgerthum, — gute Nacht
Courrieres l Das lassen Sie uns doch unange-
tastet I Ja, wenn Sie es verstärken, veredeln,
verschönern, von der Schmeißfliege der Roheits-
delikte und dem Vorurtheil des Duellzwanges be-
freien wollen — denn unser Leben gehört einzig
dem Vaterlande, nicht verschrobenen Ehrbegriffen,
— wenn Sie mit uns sorgen wollen, daß ein
anderer, strammer Volkswehrgeist in die männliche
Jugend kommt und jeder Deutsche schon als
fertiger flinker Soldat, als guter Schütze und
Fechter auf Hieb und Stoß zu den Fahnen eilt, —
oder wenn Sie auch für die jungen Deutschinnen
irgend einen vaterländischen Opferdienst in petto
haben, — dafür sind wir zu haben, für die Ent-
waffnung aber, für die nationale Schanden i e m a l s I
Im Uebrigen präsentiere ich vor Ihnen das
Gewehr — als Soldat der Feder. Das andre
mußte ich vor vierzig Jahren bei Langensalza
liegen lassen.
Georg Hirrh
*
(Nächste Aokgen des Friedens am Skokue
Der Paprika ist im Preise um \oo°lo gestiegen!
Das österreichische Abgeordnetenhaus wird in
Zukunft wieder so tanzen dürfen, wie das un-
garische pfeift!
Innerhalb der nächsten drei Monate werden
die Delegationsdiners wieder ausgenommen werden!
Der Krone wird das Recht eingeräumt, sich
bis auf weiteres über den ungarischen Patriotis-
mus zu freuen!
U. f. w.! U. s. w.l
*
Maxim Gorki in Amerika
Nachdem Du unsrem Land den Rücken kehrtest
Und — dankbar für die Gastfreundschaft — es dreist
Mit einem Fußtritt hoheitsvoll beehrtest,
Bist stolz Du nach Amerika gereist.
Dil dachtest Dir, irr diesem schönen Lande
Ist man mit tausend Freuden hilfsbereit,
Mit ihm verknüpfen Dich die starken Bande
Der Menschenliebe und der Menschlichkeit.
— G weh, die schöne Hoffnung war vergebens,
Da drüben ging Dir's äußerst mies und trist,
Denn man ist dort in puncto Ehelebens
weit strenger, als man es in Rußland ist.
Aus drei Hotels hat man Dich ausgewiesen,
weil die Begleiterin, die Du gewählt,
Nicht züchtig „Mistress Gorki" hat gehießen,
weil Euch der Stempel und der Trauschein fehlt!
Du mußtest 'raus, die pankees aber lachten!
wie ein begoff'ner Pudel standst Du da
Und dachtest, was schon viele vor Dir dachten:
„Ja, ja, die Freiheit in D o 11 a r t a!"
Karl die u
«Amerikanische Sichercheitohoteköetten für
„ivikde" Shekeute
Am Desuv
Der Boden bebt, in Flammen und in Gluthe,,
Zerbricht der Berg, und durch die grüne Flur
Vernichtend aller Menschenwerke Spur,
Hinwälzt die Lava ihre Feuerfluthen. '
Gewaltig peitscht die zürnende Natur
Den Erdenleib mit ihren rochen Ruthen
Daß seine Felsenglieder klaffend bluten, '
Als wären 's weiche Kinderglieder nur.
Und sieh, durch Donner, Rauch- und
Aschensäulen
ZiehtMenschenoolk, ein h ölzernBild voran
Unb Fahnen Wehn, und Beten schallt
und Heulen'
So zieht des Aberglaubens blinder Wahn
Noch immer gegen die Natur in Schranken —
Die Dummheit bleibt, wenn auch die
Berge wanken!
A. Ile Nora
*
Zittere, Albion! Kurzsichtige Politiker klagen
darüber, daß England in den gegenwärtigen Irr-
ungen und Wirrungen Europas mehr Erfolge er-
ziele als Deutschland. Sie meinen, daß wir all-
mählich isoliert würden; dies komme daher, daß wir
in unserm Inneren eine reaktionäre Politik trieben.
Diese guten Leute und schlechten Musikanten haben
wohl einmal von fern etwas läuten hören, aber es
fehlt ihnen der weite Blick, der den Leitern unseres
Staatswesens eigen ist. England soll liberal sein;
das wünschen wir, denn es liegt in unserm Inter-
esse. Da sehen wir z. B. Birrells Schulvor-
lage. Das Schulwesen Englands liegt ohnehin
im Argen: z. B. ist der Lordmayor von London
berechtigt, ausländischen Besuchern die Londoner
Schulen zu zeigen, ohne den Minister zu fragen!
Man kann sich denken, daß solche Schulen weniger
Unterrichtsanstalten als Bordelle sein mögen! Jetzt
will die Birrelllsche Vorlage die konfessionellen
Schulen zu konfessionslosen Staatsschulen
machen. Bravo! Es ist klar, daß solche Schulen
die Schüler nicht zu guten Christen erziehen können.
Da aber nur ein guter Christ ein guter Soldat sein
kanu, so wird Englands Jugend in diesen Schulen
zu schlechten Soldaten erzogen. Das ist es ge-
rade, was unsere weise und weitsichtige
Politik lvill!
Das gelobte Oesterreich
Gewöhnlich schimpft die ganze Welt
Sich über Oesterreich heiser,
Nun hat uns endlich wer gelobt,
Und gar der deutsche Raiser!
In innerm Hader, Zank und Streit
Ging unsre Rraft zur Neige,
wir spielen längst im Völkerkonzert
Nur mehr die zweite Geige!
wir haben mit Phrasen die kostbarste Zeit
Vertrödelt immer auf's Neue,
Und trotzdem lebet noch bei uns
Die alte deutsche Treue!
Gelang' es, auf diesem Fundament
In Zukunft weiter zu bauen,
Dann würde bald mit Staunen die Welt
Ein starkes Oesterreich schauen!
Rudolf Greinz
*
Voin Feuerspeien. Die langen Jahre bet
Ruhe hatten die Italiener in Sicherheit gewteg -
Sie hatten sich daran gewöhnt ihn für erneu P '
müthigen alten Knaben zu halten, dem mau uw y
auf dem Haupte herumspringen könnte. Macine
manchmal ein bößs Gesicht und brummte er
wenig, so nahmen die Italiener dies nicht erw '
Um so mehr wurden sie erschreckt, als ganz plotu
und unerlvartet eine heilige Eruption erfolgte r
als der — deutsche Michel explodierte! ^ ö)
Gvluchowski-Depesche!
Männiicdkeit
Seit Jahren hat kein neues Buch mich so tief
angepackt, wie die Kritik, welche Rosa Mayreder
an der „Weiblichkeit" geübt hat?) Ein Monument
vornehmen und starken Denkens und edelster Ans-
drucksweise. In beiden Hinsichten wird dieses herr-
liche Buch von keiner Männerarbeit übertroffen;
hätte es noch eines letzten schlagenden Beweises
für die Berechtigung der Frau, geistig mit dem
Mann zu konkurrieren, bedurft — hier ist er er-
bracht. Was mich aber namentlich heftig ergriffen
hat, das ist die wundersame Klarheit, mit der diese
merkwürdige Frau „nebenbei" das innerste Wesen
des nach Befreiung seiner Persönlichkeit ringenden
Mannes erschaut und durchleuchtet. Ein scharfe
seelische Umrisse zeichnender Männerspiegel von
wohlwollender Milde, in den wir nicht hineinsehen
können, ohne der Verfasserin zu danken und —
Besserung zu geloben.
Frau Mayreder nennt ihr Buch „Essays". Den-
noch ist es ein einheitliches Kunstwerk, dessen zehn
Abschnitte nur brillante Ausstrahlungen aus dem
Kern einer in sich abgeschlossenen, festen, aller-
sittlichsten Persönlichkeit darstellen. Ich weiß nicht,
was ich mehr bewundern soll, diese charaktervolle,
ebenso gedankliche als herzhafte, ich möchte sagen
innerlich-künstlerische Abgeschlossenheit, die wir
immer als eine männliche Eigenschaft erster
Ordnung betrachtet haben, oder aber die Intui-
tion, mit der eine durch und durch keusche Frauen-
seele ihre unerbittliche Sonde in die Tiefen und
Untiefen männlicher Versumpfung gleiten läßt.
Woher weiß sie das Alles? Gewiß ist hier Vie-
les, vielleicht das Wichtigste nur geahnt, aber so
plastisch, daß wir manchmal über die Greifbarkeit
erschrecken. Gäbe es neben der „Frauenbewegung"
— sehr bezeichnender Weise denkt kein Mensch
daran — auch eine „Männerbewegung," wir wür-
den Rosa Mayreder als Fahnenträgerin wählen
müss en.
Und dennoch zeigt das Buch gerade in den
Vorschlägen zur Umgestaltung der Männlichkeit
eine sehr bedenkliche Schwäche. Je weiter die im
Allgemeinen berechtigte Forderung geht, daß wir
Männer in Staat, Gesellschaft und Familie auf
Vorrechte und Vorurtheile zu Gunsten der Frau
verzichten, desto ängstlicher sollten unsere Reform-
schwestern sich davor hüten, die unumstößlichen
Lehren der Menschheitsentwickelung mit sentimen-
talen Utopien zu bekämpfen. Jawohl, sie können
die Umwandlung der primitiven in eine dif-
ferenzierte Männlichkeit verlangen überall,
wo es gilt, die für die neue befreite Weiblichkeit
nachtheiligen alten Schranken zu beseitigen. Nicht
aber können und dürfen sie erwarten, daß wir
auf die primitive Männlichkeit schlechtweg und
bedingungslos verzichten, nur um der schönen
Augen unserer Schwestern willen, so wenig, wie
wir von ihnen die unbedingte Preisgabe der
primitiven Weiblichkeit erwarten.
Im Gegentheil: das Primitive, das ewig
Ur- und Kerngesunde, das in unserer Physis,
unserem Charakter und Geschlechtsleben Wurzelnde,
müssen wir in seinen natürlichen Instinkten grade
um so mehr zu erhalten trachten, je mehr wir ver-
anlaßt werden, uns den Forderungen des Frauen-
und Mutterschutzes — im höheren, modernen Sinne
— anznbequemen. Aber Rosa Mayreder, die geist-
volle Wienerin, unternimmt es, uns sogar den
Verzicht auf den Waffendienst und die
allgemeine Wehrpflicht einzureden. Das
geht zu weit und läßt den Verdacht aufkommen,
daß es aus die vollkommene Unterjochung der
Mannheit abgesehen sei. Die Staats- und Vater*
lnndsvertheidigung ist ja nicht bloß ein Vorrecht,
sondern auch eine Pflicht der Männer. Diese
uns nehmen, den wichtigsten Rest der primitiven
Männlichkeit und zugleich die hohe Schule des
männlichen Idealismus opfern — nimmermehr!
Es wäre dasselbe, als wenn wir Männer unseren
Schwestern das heilige Vorrecht der Mutterschaft
und aller einzigen Verdienste um unser Liebstes
nehmen wollten, um unsere Kinder, die auf ihren
l) RosaMayreder, Zur Kritik der Weiblichkeit. Essays.
Verlegt bet Eugen Diederichs in Jena und Leipzig 1905.
kleinen Schultern die Zukunft der Menschheit
tragen.
Nein, hochverehrte Meisterin, das dürfen Sie
uns Männern nicht zumuthen, das ist fast schon
eine Beleidigung für ilns da Heraußen im Reiche.
Wenn erst das einmal eintritt, daß uns beim
Aufmarsch unserer bewaffneten Jungen nicht mehr
der Herzbengel kracht und die Zukunft lacht, —
dann gute Nacht deutsches Reich, deutscher Idealis-
mus, deutsches Weltbürgerthum, — gute Nacht
Courrieres l Das lassen Sie uns doch unange-
tastet I Ja, wenn Sie es verstärken, veredeln,
verschönern, von der Schmeißfliege der Roheits-
delikte und dem Vorurtheil des Duellzwanges be-
freien wollen — denn unser Leben gehört einzig
dem Vaterlande, nicht verschrobenen Ehrbegriffen,
— wenn Sie mit uns sorgen wollen, daß ein
anderer, strammer Volkswehrgeist in die männliche
Jugend kommt und jeder Deutsche schon als
fertiger flinker Soldat, als guter Schütze und
Fechter auf Hieb und Stoß zu den Fahnen eilt, —
oder wenn Sie auch für die jungen Deutschinnen
irgend einen vaterländischen Opferdienst in petto
haben, — dafür sind wir zu haben, für die Ent-
waffnung aber, für die nationale Schanden i e m a l s I
Im Uebrigen präsentiere ich vor Ihnen das
Gewehr — als Soldat der Feder. Das andre
mußte ich vor vierzig Jahren bei Langensalza
liegen lassen.
Georg Hirrh
*
(Nächste Aokgen des Friedens am Skokue
Der Paprika ist im Preise um \oo°lo gestiegen!
Das österreichische Abgeordnetenhaus wird in
Zukunft wieder so tanzen dürfen, wie das un-
garische pfeift!
Innerhalb der nächsten drei Monate werden
die Delegationsdiners wieder ausgenommen werden!
Der Krone wird das Recht eingeräumt, sich
bis auf weiteres über den ungarischen Patriotis-
mus zu freuen!
U. f. w.! U. s. w.l
*
Maxim Gorki in Amerika
Nachdem Du unsrem Land den Rücken kehrtest
Und — dankbar für die Gastfreundschaft — es dreist
Mit einem Fußtritt hoheitsvoll beehrtest,
Bist stolz Du nach Amerika gereist.
Dil dachtest Dir, irr diesem schönen Lande
Ist man mit tausend Freuden hilfsbereit,
Mit ihm verknüpfen Dich die starken Bande
Der Menschenliebe und der Menschlichkeit.
— G weh, die schöne Hoffnung war vergebens,
Da drüben ging Dir's äußerst mies und trist,
Denn man ist dort in puncto Ehelebens
weit strenger, als man es in Rußland ist.
Aus drei Hotels hat man Dich ausgewiesen,
weil die Begleiterin, die Du gewählt,
Nicht züchtig „Mistress Gorki" hat gehießen,
weil Euch der Stempel und der Trauschein fehlt!
Du mußtest 'raus, die pankees aber lachten!
wie ein begoff'ner Pudel standst Du da
Und dachtest, was schon viele vor Dir dachten:
„Ja, ja, die Freiheit in D o 11 a r t a!"
Karl die u
«Amerikanische Sichercheitohoteköetten für
„ivikde" Shekeute
Am Desuv
Der Boden bebt, in Flammen und in Gluthe,,
Zerbricht der Berg, und durch die grüne Flur
Vernichtend aller Menschenwerke Spur,
Hinwälzt die Lava ihre Feuerfluthen. '
Gewaltig peitscht die zürnende Natur
Den Erdenleib mit ihren rochen Ruthen
Daß seine Felsenglieder klaffend bluten, '
Als wären 's weiche Kinderglieder nur.
Und sieh, durch Donner, Rauch- und
Aschensäulen
ZiehtMenschenoolk, ein h ölzernBild voran
Unb Fahnen Wehn, und Beten schallt
und Heulen'
So zieht des Aberglaubens blinder Wahn
Noch immer gegen die Natur in Schranken —
Die Dummheit bleibt, wenn auch die
Berge wanken!
A. Ile Nora
*
Zittere, Albion! Kurzsichtige Politiker klagen
darüber, daß England in den gegenwärtigen Irr-
ungen und Wirrungen Europas mehr Erfolge er-
ziele als Deutschland. Sie meinen, daß wir all-
mählich isoliert würden; dies komme daher, daß wir
in unserm Inneren eine reaktionäre Politik trieben.
Diese guten Leute und schlechten Musikanten haben
wohl einmal von fern etwas läuten hören, aber es
fehlt ihnen der weite Blick, der den Leitern unseres
Staatswesens eigen ist. England soll liberal sein;
das wünschen wir, denn es liegt in unserm Inter-
esse. Da sehen wir z. B. Birrells Schulvor-
lage. Das Schulwesen Englands liegt ohnehin
im Argen: z. B. ist der Lordmayor von London
berechtigt, ausländischen Besuchern die Londoner
Schulen zu zeigen, ohne den Minister zu fragen!
Man kann sich denken, daß solche Schulen weniger
Unterrichtsanstalten als Bordelle sein mögen! Jetzt
will die Birrelllsche Vorlage die konfessionellen
Schulen zu konfessionslosen Staatsschulen
machen. Bravo! Es ist klar, daß solche Schulen
die Schüler nicht zu guten Christen erziehen können.
Da aber nur ein guter Christ ein guter Soldat sein
kanu, so wird Englands Jugend in diesen Schulen
zu schlechten Soldaten erzogen. Das ist es ge-
rade, was unsere weise und weitsichtige
Politik lvill!
Das gelobte Oesterreich
Gewöhnlich schimpft die ganze Welt
Sich über Oesterreich heiser,
Nun hat uns endlich wer gelobt,
Und gar der deutsche Raiser!
In innerm Hader, Zank und Streit
Ging unsre Rraft zur Neige,
wir spielen längst im Völkerkonzert
Nur mehr die zweite Geige!
wir haben mit Phrasen die kostbarste Zeit
Vertrödelt immer auf's Neue,
Und trotzdem lebet noch bei uns
Die alte deutsche Treue!
Gelang' es, auf diesem Fundament
In Zukunft weiter zu bauen,
Dann würde bald mit Staunen die Welt
Ein starkes Oesterreich schauen!
Rudolf Greinz
*
Voin Feuerspeien. Die langen Jahre bet
Ruhe hatten die Italiener in Sicherheit gewteg -
Sie hatten sich daran gewöhnt ihn für erneu P '
müthigen alten Knaben zu halten, dem mau uw y
auf dem Haupte herumspringen könnte. Macine
manchmal ein bößs Gesicht und brummte er
wenig, so nahmen die Italiener dies nicht erw '
Um so mehr wurden sie erschreckt, als ganz plotu
und unerlvartet eine heilige Eruption erfolgte r
als der — deutsche Michel explodierte! ^ ö)
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Rudolf Greinz: Das gelobte Österreich
Monogrammist Frosch: Amerikanische Sicherheitshotelbetten
Georg Hirth: Primitive und differenzierte Männlichkeit
Karlchen: Maxim Gorki in Amerika
A. De Nora: Am Vesuv
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A. De Nora: Am Vesuv