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Die Schulden des Majors

Der Würgengel

(Anklänge an den Prozeß Zander)

uSet’'^?.6*"" §wcn! Geld ist bei mir nicht zu haben,
ftzx können heute schon von mir Antheilscheine
djx jUsbeuiung der Ricsenpetroleumquclle erwerben,
entd^, 'Echstens wahrscheinlich in der Tncheler Heide
en werde!" ^ (Xeictin. v. E. Wilke.)

Aristokrat und Geschäftsmann

Fa„?a? ®emiitl)sleben eines klristokraten und der
ininic^'-"'^^ 5inn eines Geschäftsmanncs haben
geq»,/,. unvereinbar gegolten. Dcr Prozeß
^"tzlicb " Klajor von Zander hat der Welt
3? gezeigt, wie man beides vereiirigen kann.

3- B. Ligenthümer eines Guts. Als
den Ar'g^ mui3 man, so peinlich dies auch für
wgx 'lfokraten ist, Getreide verkaufen, und zwar,
Alan ?^.pdinlicher ist, an einen Getreidehäudler.
findet Ordert einen Preis; der Getreidehändler
banex 3» hoch. Dcr gewöhnliche Getreide-
Arjstg^^dc nun um den Preis handeln. Der
Preiz«.^? Gber ist empört, daß der Käufer seine
Gerung zu hoch findet, d. h. ihn der Un-
digf ' ^es Betruges, der Täuschung bcschul-
Landwen ^*5 Käufer nun ein Reserve- oder
Falle ^ '^(stzier, so wird er gefordert; im andern
Fr hinausgeworfen.

sich will ein Pferd kaufen. Da wendet man
a» einen^n^ dicht an einen Roßtäuscher, sondern
Pferd /^^dieraden, weil man sich dann das

in anzusehen braucht; denn daß ein

^fei-xl'/?einen anderen mit einem
einlegt, das ist noch nie dage-

Pferbe k;
w°sen° hn

KCt 9emöh^V’1^ tausend Mark Luxussachen;
"Grübet . Krämer würde sich nun ten Kopf
svie aen,^°^"d, wie er sie bezahlt. Pfui Teufel,
perkänfe^'^ ‘ Klan macht es anders, wenn der
Kanaju» "acfy Geld kommt, schmeißt man die

Leider

'""dchwal ^"kommt man beim Geschäftemachen
Guch „ diit dem Gericht zu thun. Na, das ist
?uf ^ 3 "infach; man versichert dem Richter
^Gnn '""Parole, daß alles in Grdnung ist.
r Ia io y KerI das Maul zu halten.

^"kraten ö; , ^ Geschäftemachen ist für den An«
"k einfacher als für den peringshändler.

. Po

x-^dilpukei-^»'"^ lputzen. Der amerikanische
Stiefpi i'acicf?. der herumreist, um Souveränen
"" den, N.Ä geht jetzt nach Rom, wo

""u boxe Pantoffel zu putzen hofft, und

3Utes cBefrEscl In Europa hat er kein

/'.hier ,,,Gtt gemacht; er meint, die Konkurrenz
1/'"n Dn/10"’ alle Souveräne in Europa
Pu Afrikn bib^°" Stiefelputzern umgeben.

Weniger ; es' f° rechnet er, mehr Könige und
Mt er Putzer. In Ermangelung von Stiefeln

Oortiqen Koninen bte

^nzwichse' dortige" Königen die Füße mit
• 10* bei {.■ P"Ö"H zu dürfen: und sollten diese

f""u bei W.-"»'". 3» onrsen; und Sollten oie;e
wist er e- Eintreffen bereits schwarz sein,

Zu dürfen: und sollten diese

such,

en.

er es

wit den Zähnen der Könige ver<

Handelsministcr Koffuth sagte in einer Rede,
die öffentliche Meinung in Oesterreich sei von der
größten Feindseligkeit gegen Ungarn beherrscht und
fordere, daß Ungarn erwürgt werden müsse.

Franz Koffuth, Ungarns Ereellenz,

Fuhr jäh der Schreck in die Knochen,

Als Unheil witternder Prophet
pat er von Gestreich gesprochen!

Er zetert, weil uns die Geduld
Nun radikal will reißen —

Ein jeder Wurm, den zu lang man tritt,

Fängt schließlich an zu beißen!

perr Koffuth malt uns als Würggespenst
An die Wand zum Mene tekel —

Wahrhaft, uns würgt es auch schon lang
Und ganz gewaltig — vor Ekel!

Krokodil

»

Zivilistenansichten. Der König Friedrich
August von Sachsen hat, wie die ..Germania"
erzählt, in einem kleinen Kreise geäußert, er
verabscheue den Zweikampf aus tiefster
Seele. Diese Aeußerung macht natürlich großes
Aufsehen und wird besonders in Gffizierkreiscn
viel besprochen. Einer unsrer schneidigsten und
jüngsten Leutnants meinte: „Begreife nicht, warum
hiervon soviel Brimborium gemacht wird. Man
vieu, König ist doch nach seiner Hauptbeschäftigung
nur Zivilistl"

Die Stichwahl, das Konsistorium und
die Logik. Der Pfarrer Korell in Königstädten
ist von dem Gberkonsistorium in Darmstadt diszi-
plinarisch mit einem verweise bestraft worden.
Er war in der Darmstädter kjauptwahl unter-
legen; sein Verhalten in der kjauptwahl gab zu
einem disziplinären Einschreiten keinen Anlaß»
Dagegen bekam er wegen seines Verhaltens in
der Stichwahl einen Rüffel; er habe zwar in der
Stichwahl öffentlich keine Stellung genommen,
dies könne ihm auch nicht zugemutet werden;
aber er hätte doch zeigen müssen, daß er die Wahl
des Sozialdemokraten Berthold nicht billige. Also:
er brauche nicht zu sprechen, aber er müsse
sprechen. — Nun, auf die Entscheidung des Gber-
konsistoriums haben wohl auch andere Verfehlungen
des Pfarrers Korell eingewirkt, die bisher in dcr
Gcffentlichkeit nicht bekannt geworden find:

In einem Dorfe bei Metz und in einem Dorfe
bei Pillkallen find fast zu gleicher Zeit von zwei
Bauernknechten Sittlichkeitsverbrcchen verübt wor-
den. Korell kannte die Burschen nicht, es kann
ihm auch nicht zugemutet werden, in Lothringen
und (Ostpreußen eine seelensorgerische Thätigkeit
auszuüben; aber er hätte doch durch eine ent-
sprechende Belehrung der Knechte auf ihre Sitt-
lichkeit einwirken muffen.

An dem Attentat des Morales gegen das
spanische Königspaar war Korell nicht bethciligt;
aber er hätte sich selbst durch den Glaubens-
wechsel der Königin doch nicht davon abhalten
lassen sollen, den Morales durch Vorhaltungen
von seinem verabscheuungswürdigen Vorhaben
abzubringen.

Das Gberkonsistorium zu Darmstadt ist in
seiner Entscheidung unabhängig und läßt sich am
wenigsten durch kjerrn Korell beeinflussen. Aber
er ist es doch gewesen, dessen Verhalten das Ein-
schreiten des Konsistoriums und diejenige Ent-
scheidung direkt veranlaßt hat, die die bedauer-
liche Entgleisung auf dem Gebiete der Logik ent-
hält. Er ist also an dieser Entgleisung schuld
und hat dadurch seine Vorgesetzte Dienstbehörde
einer tadelnden Kritik ansgesetzt; hierdurch hat
er einen sträflichen Mangel an Respekt vor der
Autorität der Behörde bewiesen.

Zur fiebling der Münchner
Sittlichkeit

Oeichnungen von A. Schmidhammer)

Ilm die Münchner vor totaler Versumpfung
zu bewahren, wurden drei Dutzend Männer an-
gestellt, von denen jeder mit einer großen glocken-
artigen und undurchsichtigen klaube ausgerüstet
ist. Damit gehen diese Männer von früh bis
spät über die Straßen und decken die kjanbe über
jedes der Unsittlichkeit fröhnende kjundepärchen.

An vielen Punkten der Stadt, jedenfalls über-
all dort, wo ein starker Personenverkehr herrscht,

wurden Tribünen errichtet, auf denen bei Regen-
wetter die beliebtesten bayrischen Eentrums-Abge-
ordnetcn fortwährendvor-
träge zu halten haben,
um die Aufmerksamkeit
der männlichen Passanten
von den hie und da sicht-
bar werdenden Beinen ab-
zulenken.

Sollte dies alles nichts
nützen, dann wird der
Walchensee in An-
spruch genommen. Jeder
brave Bürger erhält
kjacke und Schaufel, mit
denen das nach München zu gelegene Ufer des

See's abgegraben wird, damit die entfesselten
Wasserfluten die Sündenstadt vernichten.

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Index
[nicht signierter Beitrag]: Zivilistenansichten
[nicht signierter Beitrag]: Die Stichwahl, das Konsistorium und die Logik
[nicht signierter Beitrag]: Vom Stiefelputzen
[nicht signierter Beitrag]: Die Schulden des Majors
Erich Wilke: Illustration zum Text "Die Schulden des Majors"
Krokodil: Der Würgengel
[nicht signierter Beitrag]: Aristokrat und Geschäftsmann
Zirp: Zur Hebung der Münchner Sittlichkeit
Arpad Schmidhammer: Illustrationen zum Text "Zur Hebung der Münchner Sittlichkeit"
 
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