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1907

J U GH N D

Nr. 28

von dem verbotnen Baum?" fragt er ganz
erschrocken.

„3« freilich I" lacht 's Lverl. „Der Gott-
vater hat uns nur trotzen') wollen! Dem bin
i amal drauskommen auf seine Schlich'!"

„3atz is's um uns g'fchehenl" jammert
der Adam. „Laß' einer fo a Weibsbild nur
a Minut'n alloan aus'm Haus! G'wiß
macht sie a Dummheit!"

„Du g'sallst mir, Du Hasenfuaß l" belfert
's Lverl. „Red' nit so blöd daher! Laß'
Dir z'erst erzählen! wia i heut' z'Morgen
zu dem Baum kommen bin, hängt a langer
Wurm dran und sagt: Guaten Morgen,
Lverl. Bist auch schon wach? Rimm Dir
nur an Aepsel. Der Gottvater hat Spaß
g'macht, weil er Lnk die Wahrheit nit hat
sagen wollen. Denn Du muaßt wissen,
wenn Du so an Aepsel ißt, nachher wirst
schnell a Göttin; und der Adam wird unser
Herrgott selber!"

„Sakra! Sakra! Dös is a Wort I" meint
der Adam. „Unser Herrgott selber! Dös laß'
i mir schon g'fallenl Wird der Gottvater
dreinschauen, wenn's auf amal an andern
Herrgott gibt! Ls g'fallt mir eh' dös und

') foppen.

das nit auf der Welt. Da will i mir's
nachher einrichten, wia's mir paßt!"

Zn dem Moment hat's an Dunnderer
tan, daß dö zwoa grad' aufg'hupft sein vor
lauter Schrecken.

„3essas! Marand! Josef!" jammert der
Adam. „Der Gottvater geht schon zum
paradeisgatter einer! Und was er für a
fuchsteufelwild's G'ficht macht! Lr kommt
grad' auf uns zua! G'schwind, verstecken
wir uns!"

Sein hinter a Staud'n und hab'n da amal
g’loft,1) was weiter g'schehen sollt'.

Der Gottvater hat großmächtige Schritt'
g'macht bis vor dö Staud'n. «Adam, wo
bist Du?" hat er g'fragt.

Der Adam muckst ft' nit.

„Adam, wo bist? 3 weiß schon das wia
und wenn! Den Aepfel habt's g'fressen!"

„was fragt's denn nachher, wenn's ös
eh' schon Alles wißt's!" hat da 's Lverl
hinter der Stauden nimmer 's Maul halten
können.

„Adam, geh' außer!" fangt der Gott-
vater wieder an.

„3 geh' Lnk nit außer!" meint der Adam,
der zittert hat wia a Lamplschwoaf?)

„Außer gehst!"

„3 geh' nit außer! Des tuat's mir
etwas!"

„Db Du iatz außer ssnd'st oder nit!"

»3 geh' nit außer! 3 wär' ja 's Leben
nimmer sicher! 3 kenn' Lnk schon!"

Da hat der Gottvater den Adam beim
Schopf packt und hat'n außer zerrt, 's Lverl
is glei' nachkrochen kommen.

„Da schaut's amal den nirnutzigen
Lümmel!" wettert der Gottvater. „Der Herr-
gott will er werden! Und hat nit amal a
Hemd an! Und dö eitle Larv'n will gar
a Göttin werden! Daß i nit lach'! Aus is
iatz mit der Herrlichkeit! Schaut's, daß's
weiter kommt's!"

„3a, laßt ft' denn dös Ding nimmer ver-
mitteln?" red't der Adam drein.

„3 bin koa Avokat nit, mit dem man
handeln kann! Außi! Hab' i g'sagt!" hat
der Gottvater g'rusen.

i) gehorcht. s) Schweif eines Lämmleins

„Müassen wir denn wirklich außi gehn?"
fragt das Lverl, dem das Woanen näher
g'wesen is als wia's Lachen.

„was denn anders, als außi gehn! Dder
meint's vielleicht, i soll Lnk auf'm Buckel
außi tragen!" schreit sie der Gottvater an
und hat allen Boaden an Schupfer geben,
daß sie glei' bis zum Gatter vom paradeis
g'flogen sein. Dort is schon a Cherubim
g'standen mit an ausgepssanzten feurigen
Schwert, sodaß si' dö boaden Sünder gern
schleunig druckt haben.

Mit dem Weiberleuts-Verdruß hat's
Llend auf der Welt ang'fangen. Plagen
und schinden müassen wir uns wegen dem
dalketen Weibsbild, dös den Aepfel g'fressen
hat. Und z'leht kriagt uns no' der Tod
beim G'nack.

Dö Sakraments-Weibsbilder, nit leiden
sollt' ma's können, weil's an Allem Schuld
sein und weil's do' no' alleweil die G'scheutern
sein wollen, so dumm sie's auch von allem
Anfang g'macht haben! Aber dös is eben der
Teurel, daß man sie do' wieder mag und
dreinbeißt, ak'rat wia der Adam in Aepsel.
Ligentlich gibt's nir Dümmers als wia a
Mannsbild aut derer buckligen Welt. Amen.

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Arpad Schmidhammer: Illustrationen zum Text "Adam und Everl"
 
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