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Sein erster Hirsch

Do» Arthur ^chubavr

Ich faß in der Veranda meines £anM;aufcs
und sichtete gerade eine Anzahl tvffertc», die sich
auf eine von mir ausgeschriebene Mberjägerstelle
bezogen, als mir ein llTatnt gemeldet wurde, der
mich zu sprechen wünsche.

Nach einer !veilc vernahm ich schwere Schritte,
dann ein kurzes, markiges Klopfen, unter dem die
Scheibe» der Glastür klirrte»; ein kraftvoll gebauter,
reifer Dreißiger in grüner Tracht trat herein und
stand militärisch stramm, meine Anrede erwartend.

„Sic heißen?"

„ feit Ranuer! früher Dberjager beim Grafen
Nochkirch in Scharwana, — komme wegen der
ansgeschricbeiieu Stelle.

Knapp und schneidig doch schroff die Sprache,
offene, aber harte Züge, klare, strenge Augen, ans
denen kein Falsch, aber auch kein Herz sprach.

Mir sagte der iicnc Bewerber nicht gerade
sonderlich z».

„Ihre Zeugnisse?!"

Er trabdrci Schritt vor, zog aus seiner Joppen
taschc ei» sauberes Couvert, nahm daraus mehrere
tadellos gefaltete Papiere und präsentierte sie mir
schweigend. . .

Reinlich und orduiingsliebciid scheint er. .

„Nehmen Sie Platz I"

Er folgte meiner Aufforderung nicht und stand
kerzeugcrad, während ich die Zeugnisse las und
dazwischen ab und zu eine» priifendcn Blick »ach
ihm warf.

Sein bartloses, energisches Gesicht blieb un-
durchdringlich, seine scharfen, blangrauen Augen
starrten über mich weg iii den Garten hinaus .
2Ttit keiner ÜTiene verriet er auch nur die ge-
ringste Spannung, wie meine Entscheidung ans
fallen würde.

Daß er sich so in der Gewalt hatte, »ahm
mich ei» . . Ich öffnete sein letztes Zeugnis, es
war wen» möglich noch glänzender als die vor-
hergehenden. „Ehrlich, schneidig, pstichtgctre».
nüchtern, verlässig, durchaus ferm . . was konnte
ich mehr verlangen?!

„Noch eine Frage!" sagte ich, die Papiere zn-
samineiilegcud, „warum habe» Sic Ihren letzten
Posten aufgegebeu?"

Ein beinahe verschmitztes Lächeln, wohl ein
seltener Gast in diesem strengen Gesicht, verjüngte
seine harten Züge, während er, ohne mit einer
lvimper zu zucke», meinen forschenden Blick ertrug.

„Des laßt sich net mit zwei Ivort sag», Herr!
die voruehma Leut san halt dieam so viel ko-
misch auch!"

„Soo, soo," meinte ich belustigt, bot ihm eine
Manilla und forderte ihn nochmal auf, Platz zu
nehme».

„Mit Verlaub Herr! I bin heut schon hübsch
lang nnterwegs!" — damit ließ er sich breitspurig
auf einen ächzenden Rohrstuhl nieder und zündete
seine Zigarre an.

„Ja, daß i densclbigu Post» verloren Hab',"
begann er zutraulich, doch ohne nachlässig oder
gar cordial zu werde», „des is a so zugangen:
Am ersten Januar sagt der Herr Graf zu mir . .
Raniier sagt er, ich war z'frieden mit Ihna, recht
z'friedc». Haben S' schon mal an Hirsch gschossn?
Nicht? nun dann schießen S' Heuer einen! Mein
Vetter kann ohnedies »immer abfommcii, und wir
haben noch Abschußerlaubnis für eine». Freilich,
lang ist's nimmer bis zu Drcikönig, aber a Jäger
wie Sie, für den ist's lang genug, mein ich . . hat
er gesagt, der Herr Graf! Erst Hab i gar net

rcdn könnt vor lauter Freud-i Hab noch nie

kein' Hirsch gschossc» ghabt, wissen S', sie tan bei
uns grad kvcchselwild gwcn und alle Jahr für
unsere Eavalier aufgspart worn zum Riegeln. No
endli Hab i na do a lvörtl ran- bracht. Schön
Dank, Herr Graf, Hab i gsagt, des vergiß i Ihna
gar nie, was 5’ mer damit tun, und verlass»
können S' Ihna drauf, daß der Horner liegt bis
Dreiköui . ." Er sog heftig a» seiner schlecht an-
gezündeten Zigarre. .

„Aber tnit’n Schieß» hat sichs na doch anders
angschaut, als wie i denkt Hab; an sein Dienst

■s-U- Ht, LSS

Auf freier Höhe Eugen Ludw. Hoess (Immenstadt)
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