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Nr. 53

Die Universität der Zukunft

Semesterhegin n: Dr. von Drterer Iäfet
die Professoren zum Fufekufe zu.

*

Der Erbgraf

Das ist von Erbach der junge Graf,

Man taufte ihn Erasmus.

wie blitzt im Wachen und im Schlaf

Sein Hirn von tollem phantasmusl

Er achtet seine Sippe gering,

Er schimpfte sie Rotte Rorah.

Sein Herz nur an den Fischers hing,
Besonders aber an Dora.

Er freite die Maid vor dem Standesamt,
Der Bund war christlich und züchtig.

Allein das Landgericht, o verdammt,

Erklärte die Ehe für nichtig.

Traf einen Sterblichen je ein Leid,

Das schmerzlicher war und härter?

Man raubte ihm die liebliche Maid
Und gab ihm dafür einen Wärter.

Er, dessen Geschlecht noch edler ist
Als das der Reichsfürsten Fugger,

Er werde, sagt man, zu dieser Frist
Mit jedem Tage meschugger.

Dem Grafen jedoch mißfiel dieses Spiel,
Und kühn widerstand er dem Drucke:

„Ich Hab keine Schraube im Schädel zu viel,
Noch bin ich verrückt und meschuggel

Ich finde es fade im Irrenhaus,

Besonders, wenn man vernünftig." —

Er sprach's und rückte nach Bayern aus
Und lebt dort gemütlich und zünftig!

Frido

*

Rindermund

Zwei kleine Iungens sprechen über heiraten.
„So wie ich groß bin," sagt Nr. „dann heirate
ich." — „Fällt mir garnicht ein," sagt Nr. 2. —
„warum denn nicht?" — „Ach, ich kann's nicht
leiden, wenn man dann gleich einen Kaufen
Babys bekommt." — „MH," sagt Nr. „wenn
meine Frau Tier legt, die zertöppere ich!"

*

Hans war unartig, Papa ist sehr böse und
macht ein sehr ernstes Gesicht; auf einmal lacht
Hans, woraus Papa wütend fragt: „was lachst
Du denn, ungezogener Bengel?" Mit neugierigem
Ausdruck fragt darauf Hans: „Sag mal, Papa,
wenn De so schimpfst, hast De auf dem Bauch
auch so 'ne Falte wie auf der Stirne?"

JUGEND

Ausblicke [Zeichnungen von E. UJilke]

Das Kind der Zukunft

Mama: „UJas machst Du denn? Du hist
ja heute su unheimlich ruhig?“

,,I ch kläre meine Puppen sexuell
auf!“

Der Damenhut der Zukunft

Die Bedienten, die zum Tragenhelfen er-
forderlich sind, u/erden von den Konfektions-
firmen leihweise abgegeben.

Die Reformbühne der Zukunft

Eine leere Bühne. Im Hintergrund ein
paar Säulen. Leinwandtuch. Im Vordergrund
ein Blumentopf.

Szene aus dem berühmten Ausstattungs-
stück „UJaldeszauber“. Der Blumentopf ist
von Isidor UJoldemar Mayer entworfen.

o

Militär- Latein

Jocus — die Nachtübung
Hinc illae lacrimae — der Wolf
Hie Rhodus, hic saltal = der Generalstäbler
bei der Truppe

Pernona pratissima = der Zahlmeister
Cui bono? — der Zwirn.

I2Z7

Das BrötchEn der Zukunft

„Jesses, da ist IhnEn ja diE PlombE aus
dEm Zahn gEfallEni“

„UJas fällt IhnEn Ein! Das ist doch ein
FünfpfEnnighrötchEnl"

*

Evangelische Pfarrerwahl in Preussen

Im Lager der Nörgler gährt es wieder ein-
mal. Die preußische Generalsynode hat ein Kirchen-
gesetz angenommen, das das Pfarrwahlrecht der
Gemeinde beschränkt. Wenn eine Gemeinde, die
den Pfarrer bisher selbst wählte, einen staatlichen
Zuschuß erhält, so wird sie künftig ihr Wahlrecht
immer nur bei jeder zweiten Vakanz ausüben
dürfen. Wenn ferner ein Pfarrer disziplinarisch
seines Amtes entsetzt wird, so bestimmt das Kon-
sistorium seinen Nachfolger.

Der letztere Fall liegt doch so klar, daß man
einen Widerspruch gegen diese Bestimmung kaum
begreift; wenn die Gemeinde einen Pfarrer gewählt
hat, der nachher entsetzt werden muß, so hat sie
eben bewiesen, daß sie falsch gewählt hat, daß sie
also das Wählen nicht versteht. — Und was den
ersten Fall betrifft, so muß doch eine Gemeinde,
die vom Staat Geld nimmt, dafür etwas leisten.
Für nichts ist nichts. Der Staat verlangt statt der
Zinsen das halbe Wahlrecht; ist das nicht christlich?
Er könnte doch den Gemeinden mit den» Rufe „das
Wahlrecht oder das Leben!" das ganze Wahlrecht
abnehmen. Wäre dies nicht richtiger? Hat man
je davon gehört, daß sonst irgend eine Schafherde
ihren Hirten selbst wählt? Schließlich werden auch
noch die Weiber wählen wollen 1 Das fehlte noch'.
Hoffentlich würde sich dann kein Pfarrer
finden, der sein Amt aus einer solchen
zweischläfrigen Wahl annimmt!

*

wahres Geschichtchen

Der Landesherr weilt bei feinem Aorps! Aus
dem hell crlcudpteteu Palast dringen Studenten-
lieder, Aneipkommandos und urkräftige Fidelität
zu den geduldig wartenden, Aopf an Aopf ge-
drängten Scharen, die re'pektvoll des Allerhöchsten
Aufbruchs harren. Endlich, um ein Uhr früh,
vollzieht sich letzterer: Fauchen der Automobile,
vermischt mit Hurrarufen! — Infolge der weit
hin angeordneten Absperrungsniaßregeln ist jedoch
ein sofortiges Anseinandergehen nicht möglich.
Da erscheint auf dem Balkon ein Aorpsbruder
des Landesherrn, stützt sich — vorsichtshalber!
auf die Brüstung und ruft näselnd mir der ihn»
angeborenen Leutseligkeit: „A e h — Donn er-
weitert — Menge kann sich verlaufen!" —
Register
[nicht signierter Beitrag]: Militär-Latein
Erich Wilke: Ausblicke
Frido: Der Erbgraf
[nicht signierter Beitrag]: Evangelische Pfarrerwahl in Preußen
[nicht signierter Beitrag]: Wahres Geschichtchen
[nicht signierter Beitrag]: Kindermund
 
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