DOI Heft:
Nr. 26
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.3951#0610
Meine Fra» trat ein — wie immer, wenn im
Flur gezankt wird.
„Saan Sie die Frau von Herrn Roda Roda?"
„Nein."
„Alsdann is er ledig?"
„Jawohl."
„Ha — ich wer mir ihm vormerken. Mir suchen
in unserm Kegelklub ,D' Ginüatlichew ledige Oester-
reicher. Besonders gediente Soldaten. Darauf saan
mir stolz."
Ich verfärbte mich. „Geben Sie her!" rief ich.
Und er übergab mir das Urteil. Ich nahm es an.
Für den Waffenrock bekam ich 6 M. 50, für die
Stiefel 4 Mark — zusammen 10 9)1. 50.
Die Hosen werde ich erst verkaufen, wenn ich
gewiß bin, daß ihr Eigentümer, der Major im zweiten
Stock, ihren Abgang nicht bemerkt. Ich rechne auf
einen Taler.
Der letzte Rausch
Wenn die Kräfte mürrisch mir ermatten
Und der Tod mich rief ans Telephon,
Will ich mir noch einen Rausch gestatten
In dem besten Wein von Avalon.
Aber nicht am Tisch der alten Knaben,
Wo das Leben säuerlich verschlammt:
Meinen letzten Rausch, den will ich haben,
Wo der erste mir das Blut entflammt!
Vor den Bergen auf der grünen Welle,
Wo das Landhaus meiner Eltern stand,
Hat in froher Sommersonncnhelle
Lieb' und Wein zuerst in mir gebrannt!
Aus den Augen einer blonden Kleinen
Grüßte mich die erste Liebesglut,
Und die weite Welt war schön znm Weinen,
Und ziun Lachen schön mein Ueberinut'
Größe träumt' ich, kühne Wundertaten,
Und wir stießen an mit goldnem Wein —
Dort, wo mir der erste Rausch geraten,
Soll mein letzter auch getrunken sein!
Was im Glase damals ich gelesen
Als der Zukunft stolzen Saus und Braus,
Träumen will ich, daß es auch gewesen:
Und dann schlaf' ich alle Räusche aus.
Hanns von Gumppcnbe.g
Die andre Welt
Lin Phantastenpsalm von Paul Schecrbart
Laß die Erde! Latz die Erde!
Laß sie ruhen, bis sie fault!
Ueber schwarzen Wiesentciften
Schweben große Purpurengel;
Ihre Purpurlieder brennen
In dem grünen Himmel
Meiner Welt.
Laß die Erde! Laß die Erde!
Laß sie ruhen, bis sie fault!
Ueber weißen Schneepalästen
Kreisen blaue Turteltauben;
Ihre Saphirflügel leuchten
In dem grünen Himmel
Meiner Welt.
Laß die Erde! Laß die Erde!
Laß sie liegen, bis sie fault!
Ueber goldnen Meereswogen
Fliegen silberblanke Fische;
Deren Strahlglanzflossen blitzen
In dem grünen Himmel
Meiner Welt.
Haß die Erde! Haß die Erde!
Flur gezankt wird.
„Saan Sie die Frau von Herrn Roda Roda?"
„Nein."
„Alsdann is er ledig?"
„Jawohl."
„Ha — ich wer mir ihm vormerken. Mir suchen
in unserm Kegelklub ,D' Ginüatlichew ledige Oester-
reicher. Besonders gediente Soldaten. Darauf saan
mir stolz."
Ich verfärbte mich. „Geben Sie her!" rief ich.
Und er übergab mir das Urteil. Ich nahm es an.
Für den Waffenrock bekam ich 6 M. 50, für die
Stiefel 4 Mark — zusammen 10 9)1. 50.
Die Hosen werde ich erst verkaufen, wenn ich
gewiß bin, daß ihr Eigentümer, der Major im zweiten
Stock, ihren Abgang nicht bemerkt. Ich rechne auf
einen Taler.
Der letzte Rausch
Wenn die Kräfte mürrisch mir ermatten
Und der Tod mich rief ans Telephon,
Will ich mir noch einen Rausch gestatten
In dem besten Wein von Avalon.
Aber nicht am Tisch der alten Knaben,
Wo das Leben säuerlich verschlammt:
Meinen letzten Rausch, den will ich haben,
Wo der erste mir das Blut entflammt!
Vor den Bergen auf der grünen Welle,
Wo das Landhaus meiner Eltern stand,
Hat in froher Sommersonncnhelle
Lieb' und Wein zuerst in mir gebrannt!
Aus den Augen einer blonden Kleinen
Grüßte mich die erste Liebesglut,
Und die weite Welt war schön znm Weinen,
Und ziun Lachen schön mein Ueberinut'
Größe träumt' ich, kühne Wundertaten,
Und wir stießen an mit goldnem Wein —
Dort, wo mir der erste Rausch geraten,
Soll mein letzter auch getrunken sein!
Was im Glase damals ich gelesen
Als der Zukunft stolzen Saus und Braus,
Träumen will ich, daß es auch gewesen:
Und dann schlaf' ich alle Räusche aus.
Hanns von Gumppcnbe.g
Die andre Welt
Lin Phantastenpsalm von Paul Schecrbart
Laß die Erde! Latz die Erde!
Laß sie ruhen, bis sie fault!
Ueber schwarzen Wiesentciften
Schweben große Purpurengel;
Ihre Purpurlieder brennen
In dem grünen Himmel
Meiner Welt.
Laß die Erde! Laß die Erde!
Laß sie ruhen, bis sie fault!
Ueber weißen Schneepalästen
Kreisen blaue Turteltauben;
Ihre Saphirflügel leuchten
In dem grünen Himmel
Meiner Welt.
Laß die Erde! Laß die Erde!
Laß sie liegen, bis sie fault!
Ueber goldnen Meereswogen
Fliegen silberblanke Fische;
Deren Strahlglanzflossen blitzen
In dem grünen Himmel
Meiner Welt.
Haß die Erde! Haß die Erde!