Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 14.1909, Band 1 (Nr. 1-26)

DOI issue:
Nr. 26
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3951#0616
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
I

Die Erziehung der ^ehrerlehrlinge

Die Seminaristen eines westfälischen Lehrerseminars dürfen nach Zeitungs-
berichten in ihren gewöhnlichen Ausgehstunden keinen Spazierstock tragen, weil
sich dies für sie nicht schicke; nur am Sonnabend ist dies ihnen erlaubt, —

Bravo! Wenn sie täglich einen Stock tragen dürften, würden sie auch
Bügelfalten in den Hosen, Monokels und am Ende gar Oberhemden tragen
wollen. Und an einen so verweichlichenden Luxus dürfen sie nicht gewöhnt
werden; ein Lehrerseminar soll ein Sparta, kein Capua sein. Andererseits darf
ihnen aber ein vernünftiger Komfort des Lebens nicht ganz fremd bleiben; sie
sollen sich langsam und allmählich an ihn gewöhnen, sonst stehen sie ihm ganz
verständnislos gegenüber, wenn sie nach den mageren Lehrjahren als Lehrer
angestellt werden und dann plötzlich in den Genuß des hohen Gehalts gelangen.
Sie sollen deshalb an jedem Sonntag Taschentücher tragen, an jedem Montag
bei der Morgenwäsche Seife verwenden, an jedem Dienstag durch praktische
Uebungen in der Anwendung der Zahnbürste unterrichtet werden, an jedem
Mittwoch eine Zigarette rauchen, an jedem Donnerstag ein Schnitt Bier trinken,
an jedem Freitag Handschuhe und an jedem Sonnabend den Spazierstock tragen.
Am Geburtstag Seiner Majestät des Kaisers haben die Seminaristen den sonst
nur bis zum Wirbel zulässigen Scheitel bis in den Nacken hindurchzuziehen;
etwa vorhandene Schnurrbartanfänge sind, soweit dies möglich ist, an den Seiten
nach oben zu drehen. Auf diese Weise hofft man die angehenden Lehrer gegen
das Gift sozialdemokratischer Gesinnung immun zu machen.

Max

*

Panik

„Gestern zogen 300 Arbeitslose demonstrierend zum Rathaus; plötzlich löste
sich der Zug auf und die Teilnehmer zerstoben in alle winde."

„Aha, ist die Polizei eingeschritten?"

„Nein, aber mau hat den Demonstranten Arbeit angeboten!"

Blütenlese der „Jugend"

Zu einer Leipziger Volksschule gab der Lehrer als Aufsatz-Thema eine „Be-
schreibung der pfingstferien". Gins der kleinen Mädels machte seinem kserzen kräftig
Luft. Es schrieb (wörtlich!): „Am ;. pfiugstfeiertag war Zeppelin auf dem Meß-
platz. Er winkte mit der weißen Fahne. Die Leute unten aber winkten mit der
roten Fahne. Ls summte ein bißchen herunter, aber das Luder kam nicht."

Versteigerung »- Büchtger

„Ae Damenhcmd hätt ich gern auf der gräfliche» Auktion
gesteigert für meine Frau, aber sie hat schon aansl"

Die Gegner sind einig

dariiber„dass

Salem Aleikum

die feinste Cigarette ist.

CT. ->

Salem-Aleikum-QM!*!

Keine Ausstattung qm:Qualität.

NP 3 4 5 6 ö 10

Preis: 3/2 4 5 6 8 10 Pfg.

Deutschlands grösste Fabrik für Handarbeit-Cigaretten.

llei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Jtiünclincr „JtbEM)“ .Bezug zu neh'meüi

607
Index
[nicht signierter Beitrag]: Panik
[nicht signierter Beitrag]: Blütenlese der "Jugend"
Max: Die Erziehung der Lehrerlehrlinge
Robert Büchtger: Versteigerung
 
Annotationen