Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die Conservativen und Bülow M' Hasen (München)

Graf Westarp: „wir wollen den Reichskanzler nicht etwa stürzen, wir wollen ihm
den Loden ebnen für feine Politik!"

Vas Vranämal

Wie war's doch? Den Männern ohn'

Ar und Halm,

Mit Hämmern, Schaufeln und Kellen,
Entringend der Rot sich, begann

einst die Brust

von Neid und von Hoffnung zu schwellen;
von Hetzern geschürt, wie vom

Sturme gepeitscht,
Umtosten wie brandende wellen
Die blinden verführten den hemmenden Fels,
Um Thron und Staat zu zerschellen.

Da war's, da ertönt' das verächtliche Wort:
Vaterlandslose Gesellen!

Und heute? Euch Männern von

Ar und Halm,

Luch Herren der goldenen wellen,

Luch, denen die Schätze in reichlichem Fluß
Des Vaterlands Lrde entquellen,

Luch frömmelnden Stützen von

Thron und Altar.

Luch Herren von Sekt und Forellen,

Luch Rittern vom trotzig verschlossenen Sack,
D mög' in die (Ohren euch gellen
Im Schlaf und im wachen der zornige Schrei:
V ater lan ds l o se Gesellen!

Germanias Sommernachtstraum

„Nein, habe ich diese Nacht schön geträumt: von

rechts brachte man mir 500 Millionen erbschafts-
steuer und von links so viel Soldaten und Schiffe,
wie ich nur haben wollte!"

Travemünder Regatta

wer kam das Städtlein wecken?

Die Nacht ist trüb und schwer.

Der Kirchturm will sich strecken,

Jed Häuslein macht sich recken,

Alle Fenster blinzeln aufs Meer.

Und als aus kühlen wogen
Der Morgen stieg ans Land,

Da waren sie hergeflogen
Und lagen in weitem Bogen,

Die weißen Vögel, am Strand.

Hei, wie die Jungen lachten!

Da waren sie alle im Thor,

Des Meeres spielende Trachten,

Die weißen, schimmernden Jachten,
Darunter der „Meteor".

Und aus Kontor und Kaffen
Sind alle braven Leut
Jm Oelrock auf den Gaffen
Und fabeln von pinaffen,

Großschot und halsen heut.

Vorn auf der Brücke Stützen:

Hurra! die Damen und Herrn.

Aufwärts wirbeln die Mützen,

Lackfüßchen steh'n in Pfützen,

Manch Kleiner wüchse gern.

Bald sind die Kehlen heiser,

Müde sind Arm und Hand,
hinten kündet ein weiser:

„Paß up, nu kümmt de Kaiser."

Schon schwimmt er weit vom Land.

Da durch die feuchten Schleier
Jubelt der Sonnenschein.

Heller wird es und freier,
wir schauen in stummer Feier
Ins deutsche Meer hinein!

Otto Anthes

*

Italiener-Lharrvmismus

„Auf ZUM Kampfe gegen die deutsche Invasion
am Gardasee! was brauchen uns diese nordischen
Barbaren ihr Geld selbst ins Land zu bringen,
sie können es uns doch auch per Post schicken!"

Heinrich an Heinrich

oder: Der beleidigte Heine

„tDie sagte doch der berühmte österreichische Admiral?
Das Leben gleicht dem Meere,

Hat Lbbe, Sturm und Zlut,

Doch die Matrosen jubeln:

Da schifft sich's doppelt gut!"

(Prinz Heinrich von Preußen

auf dem Kieler Zloltenvereinstag.)

Als ich noch auf der Erde
poetischen Unfug trieb,

Geschah es einmal, daß ich
Dies kleine Ströphchen schrieb:

„Mein Herz gleicht ganz dem Meere,
Hat Sturm und Ebb' und Flut,

Und manche schöne perle
In seiner Tiefe ruht."

Ich war ein deutscher Dichter,
Bekannt im deutschen Land,

Doch Hab' ich nie nach Orden
Und Fürstenlob gebrannt.

Daß Sie, Herr Namensvetter,

Mich jüngst zum Admiral
Taxfrei befördert haben,
war mir drum tout egal.

Doch daß Sie meine Verse
So jämmerlich verhunzt,

Das ist bei weitem ärger,

Als was Herr Bartels grunzt!

wenn mich der Hohenzollern
Erlauchtes Haus nicht mag,

So will ich's ruhig tragen
Bis an den jüngsten Tag.

Doch werd' ich so verunglimpft,

So hört sich alles auf!

Begnügen Sie sich nächstens
Mit Herren Josef Laufs!

Till Troll

*

Englische Variante

„Kaiser Wilhelm sagte: ,Alle Völker
brauchen den Frieden^! — wir Engländer
aber brauchen den Unfrieden aller Völker!"

*

Liebe Jugend!

Vor den Portalen des Reichstagsgebäudes in
Berlin darf aus unklaren Gründen niemand lange
stehen bleiben. Pinkus Leibschnur aus Meseritz
aber blieb vor Portal IV des Reichstags stehen.
Vielleicht wartete er auf seinen Abgeordneten,
um sich darüber zu beschweren, daß die letzte
Sendung Buxkin mit Eierflecken angekommen war.
Kurz, Pinkus Leibschnur blieb stehen. Ein Schutz-
mann bemerkte es. Vor Diensteifer erglühend,
schrie er aus der Tiefe seiner Instruktion heraus:
„weitergehen!"

Pinkus Leibschnur rührte sich nicht, „weiter-
gehen", schrie der Schutzmann noch einmal und
machte zugleich zwei tief erschreckende Schritte auf
den Missetäter zu. „weitergehen", schrie er zum
dritten Mal, gerade als er dicht bei Pinkus
Leibschnur war.

Da drehte sich dieser um und fragte mit der
ganzen lächelnden Ueberlegenheit und der melo-
diösen Sprachrhythmik seines Heimatgaues: „wie
haißt?! Bin ich e Volksauflauf?"

fiud) auf die schönste stehe reagiert er nicht
mehr!
Index
[nicht signierter Beitrag]: Englische Variante
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
[nicht signierter Beitrag]: Italiener-Chauvinismus
Kilian: Das Brandmal
Max Hagen: Die Conservativen und Bülow
Monogrammist Frosch: Vergebliches Bemühen
Till Troll: Heinrich an Heinrich oder: Der beleidigte Heine
Monogrammist Frosch: Germanias Sommernachtstraum
Otto Anthes: Travemünder Regatta
 
Annotationen