DOI Heft:
Nr. 46
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.3953#0490
Der „Hnarcbist“ E. Wilke
„Sagen Sie, Dimitri Dimitrowitsch, wenn Sie Ihre Läuse leben lassen, könnten Sie eigentlich doch auch die Könige leben lassen I"
So sollt Ihr leben!
Die „Frkftr. Ztg." schreibt auf Grund von Prozeß-
berichten aus dem Elsaß: „Der Prozeß Schmitten
(Riedselz) ist in einer Frist von wenigen Wochen der
dritte, der im großen und ganzen dasselbe Bild zeigt:
Lin katholischer Pfarrer, seine fanatisierten Anhänger
auf der einen Leite, auf der andern Leite ein wegen
seiner politischen Ueberzeugung gehetztes wild. Und
in allen diesen Fällen zeigten diese Priester einen so
erschreckenden Tiefstand öffentlicher Moral, daß die
Gerichte genöt'gt waren, sie prophylaktisch vor den
gesetzlichen Folgen der Lidesverleyung zu schützen.
Roch ein weniges und Elsaß-Lothringen wird für
solche Prozesse typisch sein, wäre die Belehrung der
Priester über eine so eminente Pflicht wie die der
Wahrheitsliebe und der Friedfertigkeit nicht eines
Hirtenbriefes wert?“
O wie friedlich und wie schiedlich
Ging' es zu auf dieser Welt,
Wäre nicht in jedem Nestchen
Irgend Jemand für das Pöstchen
Des Berleumdens aufgestellt.
Ob mit Läppchen, ob mit Käppchen,
Im Talar, in Ordenstracht,
Immer einer, der geschoren,
Fühlt sich Gott zu lieb erkoren.
Daß er Minkelmankel macht.
Vorn: Der Fr'edel Und: Die Giete!
Und die wahre-Nächstenlieb'!
Und die Demut! Und die M'.lde!
Bild von Gottes Ebenbilde! —
„Herr, auch unserm Feind verg'b!"
Hinten: Hetzen! Ehrver'etzen!
Feind verfolgen bis aufs Blut!
Schändm, ächten und zerstören!
U d, wenn's sein muß, etwas schwören —
„Herr, wir steh'n in Deiner Hut..."
Tchja! Die lieben Hirten üben
Christi Lehren streng und tief!
Tchja, es ist die fromme Gilde,
Blld von Gottes Edenbilde —
Allerdings: das Negativ.
A. D. X.
Der ÄuUenstreit
Im sächsischen Wahlkreise Bautzen-Kamenz
kandidierte der konservative Oekonomierat
Brühl aus Luga, dessen Wahl im „Bautzener
Tageblatt" mit dem Bemerken empfohlen wurde,
daß der Kandidat den Gemeinden Luga und
Qnoos seinen Bullen gratis zur Verfügung stelle.
Die Wahl war vorüber. Und die Wähler
von Luga und Qnoos, die ihre Stimmen Herrn
Brühl gegeben hatten, präsentierten ihren
Wechsel. Herr Brühl löste ihn ein und sandte
seinen Bullen. Da ertönte plötzlich ein Schrei
des Schreckens und des Zorns — der Bulle
streikte. Man hielt ihm das gedruckte Ver-
sprechen des Herrn Brühl vor die Nase, man
cnthüllte vor seinen Augen die verführerischen
Reize einer jugendschönen, üppigen Kuh, —
alles umsonst, er streikte! Die sofort eingeleitete
Untersuchung klärte das Rätsel auf: die sichal-
demokratischen Gegner des Oekonomierats Brühl
hatten dem Bullen einen Boykott aller Kühe
angedroht, wenn er eine einzige konservative
Kuh decken würde!
Sie Wachsbüste des Leonardo da Vinci
Das Feldgeschrei, das wild gen Himmel bricht,
Läßt hinter Lxrce-Athens Kulissen blicken.
„Hie echt!" „Hie unecht" heißt es nämlich nicht,
Es heißt: „Hie Bode-" und „Hie Tschudi-Lliquen!"
„Sagen Sie, Dimitri Dimitrowitsch, wenn Sie Ihre Läuse leben lassen, könnten Sie eigentlich doch auch die Könige leben lassen I"
So sollt Ihr leben!
Die „Frkftr. Ztg." schreibt auf Grund von Prozeß-
berichten aus dem Elsaß: „Der Prozeß Schmitten
(Riedselz) ist in einer Frist von wenigen Wochen der
dritte, der im großen und ganzen dasselbe Bild zeigt:
Lin katholischer Pfarrer, seine fanatisierten Anhänger
auf der einen Leite, auf der andern Leite ein wegen
seiner politischen Ueberzeugung gehetztes wild. Und
in allen diesen Fällen zeigten diese Priester einen so
erschreckenden Tiefstand öffentlicher Moral, daß die
Gerichte genöt'gt waren, sie prophylaktisch vor den
gesetzlichen Folgen der Lidesverleyung zu schützen.
Roch ein weniges und Elsaß-Lothringen wird für
solche Prozesse typisch sein, wäre die Belehrung der
Priester über eine so eminente Pflicht wie die der
Wahrheitsliebe und der Friedfertigkeit nicht eines
Hirtenbriefes wert?“
O wie friedlich und wie schiedlich
Ging' es zu auf dieser Welt,
Wäre nicht in jedem Nestchen
Irgend Jemand für das Pöstchen
Des Berleumdens aufgestellt.
Ob mit Läppchen, ob mit Käppchen,
Im Talar, in Ordenstracht,
Immer einer, der geschoren,
Fühlt sich Gott zu lieb erkoren.
Daß er Minkelmankel macht.
Vorn: Der Fr'edel Und: Die Giete!
Und die wahre-Nächstenlieb'!
Und die Demut! Und die M'.lde!
Bild von Gottes Ebenbilde! —
„Herr, auch unserm Feind verg'b!"
Hinten: Hetzen! Ehrver'etzen!
Feind verfolgen bis aufs Blut!
Schändm, ächten und zerstören!
U d, wenn's sein muß, etwas schwören —
„Herr, wir steh'n in Deiner Hut..."
Tchja! Die lieben Hirten üben
Christi Lehren streng und tief!
Tchja, es ist die fromme Gilde,
Blld von Gottes Edenbilde —
Allerdings: das Negativ.
A. D. X.
Der ÄuUenstreit
Im sächsischen Wahlkreise Bautzen-Kamenz
kandidierte der konservative Oekonomierat
Brühl aus Luga, dessen Wahl im „Bautzener
Tageblatt" mit dem Bemerken empfohlen wurde,
daß der Kandidat den Gemeinden Luga und
Qnoos seinen Bullen gratis zur Verfügung stelle.
Die Wahl war vorüber. Und die Wähler
von Luga und Qnoos, die ihre Stimmen Herrn
Brühl gegeben hatten, präsentierten ihren
Wechsel. Herr Brühl löste ihn ein und sandte
seinen Bullen. Da ertönte plötzlich ein Schrei
des Schreckens und des Zorns — der Bulle
streikte. Man hielt ihm das gedruckte Ver-
sprechen des Herrn Brühl vor die Nase, man
cnthüllte vor seinen Augen die verführerischen
Reize einer jugendschönen, üppigen Kuh, —
alles umsonst, er streikte! Die sofort eingeleitete
Untersuchung klärte das Rätsel auf: die sichal-
demokratischen Gegner des Oekonomierats Brühl
hatten dem Bullen einen Boykott aller Kühe
angedroht, wenn er eine einzige konservative
Kuh decken würde!
Sie Wachsbüste des Leonardo da Vinci
Das Feldgeschrei, das wild gen Himmel bricht,
Läßt hinter Lxrce-Athens Kulissen blicken.
„Hie echt!" „Hie unecht" heißt es nämlich nicht,
Es heißt: „Hie Bode-" und „Hie Tschudi-Lliquen!"