sehenen Ringe aus ihrem Behälter zu ziehen,
griff sie flink in die frischgebügelte Urne. Laut
und ruhig verkündete sie den Namen des
Glücklichen:
„Isaak Petrowitsch Schlippowsky!" und
sank ihm errötend an die Brust.
Ottheinrich wurde um einen Schatten bleicher,
aber großherzig ohne Grenzen, wie er nun schon
war, nickte er seinem Ehegenossen einen Glück-
wunsch zu. Dann leerten sie die Hochzeitsbecher
mit dem grünen Trank, der die Freude, die
Fugend und die Hoffnung bedeutete, Pepi Knir-
zinger reichte dem beglückteren Gatten den roten
Kranz der Wonne, und Grete Stängel kränzte
den guten Ottheinrich mit den blauen Blumen
des Ideals.
Während der letzten Zeremonie ließ Schmitt-
Pyritz hinter mir ein wiederholtes, lautes und ver-
nehmliches „Rindvieh !" hören, dem auch die Um-
stehenden, mich eingeschlossen, nicht widersprachen.
Im Hintergründe des Ateliers war die Hoch-
zeitstafel gedeckt zu einem Frühstück, das nicht
nur opulent war, sondern auch koloristisch —
nach Ottheinrichs Entwurf.
Mit einem kräftigen Farbenakkord setzte die
gastrische Symphonie ein, einem Klang in Feuer-
gelb und Scharlachrot, auf dem Speisezettel
stand: Liebesglut! Es waren Hummern mit
gelben und roten Rüben. Ein Dreiklang in
Moll folgte: Zartrosa Prager Schinken, bleich-
violettgekochtes Blaukraut und dazu sanftgrünes
Pistazieneis. „Sehnsucht" stand auf dem Menü.
Dann ein heller Klang in Dur: Lachs in Spinat,
garniert mit eingemachten Erdbeeren, die das
helle Lachsrot eine Oktave tiefer mit stärkerem
Akzent wieder aufnahmen. „Verlangen und
Hoffnung" hieß die Speise auf der Tischkarte.
Großartig in ihrem Farbenklang, wie in ihrer
Symbolik war die „Orosss piees", die als
„Wir Drei!" auf dem Zettel stand: ein Roast-
beef von saftigem Purpurrot lag in einer elfen-
beinweißen Maraschino-Creme, und um das
Ganze schloß sich ein Wall von schwarzgrauem
Kaviar. Der Rindsbraten bedeutete Ottheinrich,
der süße Brei die Braut und der Kaviar seinen
dunkellockigen Landsmann Isaak Petrowitsch.
Bei diesem Gang erhob sich Cleo Deppich-
Schlippowsky, geborne Knesemann und sprach:
„Liebe Freunde, Brüder und Schwestern!
Wir haben uns hier zu einer Feier vereinigt,
die leider noch einzig dasteht. Wir aber, wir
Weitergeschrittenen, wir wissen: es ist nur ein
Anfang. Vielleicht sogar für uns Dreie nur
ein Anfang. Ich fühle mich seelisch und physisch
stark genug, um dereinst auch noch einen Dritten
der auch einen Vierten in unseren Bund auf-
.ehmen, um meine Weiblichkeit immer voller
auszuleben, um immer freier und pflichttreuer
den heiligen Geboten der Natur zu genügen.
Ich trinke darauf, daß unsere Ehe gesegnet sei
mit dem Segen der Mutter Isis, daß wir frucht-
bar seien und uns mehren!"
Nach ihr sprach Schlippowsky, sprach mit
dem schnarrenden Akzent, der ihn so unwider-
stehlich machte, sprach von sich, von sich, von
sich. Bis jetzt habe er nur der Trauer um
Mütterchen Rußland gelebt, von nun ab werde
er seiner Liebe und seiner Kunst leben. Gleich
nach der Hochzeitsreise wolle er die ersten Klavier-
stunden nehmen und bald darauf als Virtuose
die Welt mit seinem Ruhm erfüllen.
Ottheinrich, der Reservegatte, versuchte hie-
rauf eine Rede über die Freundschaft und das
heute angeschnittene Problem der Mehrehe zu
halten. Aber die Sache hatte ihre Schwierig-
keiten. Denn da war erstens die Erschütterung,
zweitens der viele Sekt, mit dem er feine wider-
streitenden Empfindungen angefeuchtet hatte —
und drittens vielleicht doch das dumpfe Gefühl,
daß er ein Rhinozeros von unerhörten Dimen-
sionen sei. Das verwirrte ihn. Er hatte sich
auf halsbrecherische Fremdwörter eingelassen,
sprach von Polygamie, Polygynie und Poly-
andrie und verhaspelte sich unaufhörlich. Schließ-
lich siel er auf seinen Stuhl zurück und trank
weiter. Das war nicht gut für ihn. Denn jetzt be-
kam er das graue Elend und fing herzbrechend zu
schluchzen an. Er stand wieder auf, um eine
Rede zu halten — dieses Mal über seine eigene
Seelengröße. Sie war ungeheuer konfus, und
als er jetzt von der Ethik der Resignation
sprechen wollte, stolperte er über diese schöne
Phrase so gründlich, daß er, sozusagen, als
Redner auf die Nase siel und mit gebrochener
Zunge liegen blieb.
Er lallte nur mehr, lächelte wie ein Ver-
klärter unter Tränen und trank — und trank.
Dann kam die Stunde des Abschieds. Cleo
und Isaak hatten sich umgezogen und wollten
auf die Bahn. Ottheinrich stand schwankend
auf und überreichte den Hochzeitsreisenden zwei
Rundreisebillets und eine Brieftasche mit blauen
Lappen. Isaak umarmte ihn. Aber Ottheinrich
wollte Cleo umarmen und als er an ihrem
Busen lag, sie absolut nicht wieder los lassen.
Sie aber sagte:
„Pfui, Du bist unanständig! An meinem
Hochzeitstage!"
Und auf einmal lag Ottheinrich, schluchzender
als je, auf einer Ottomane, und die ganze Hoch-
zeitsgesellschaft — abgesehen natürlich von den
beiden symbolischen Damen in der Haut — fuhr
mit dem jungen Paar auf den Bahnhof.
Nachdem die zarte Braut vom Coupsfenster
noch einen kleinen Speech gehalten und der
Befriedigung Ausdruck gegeben hatte, daß sie
nun endlich der Erfüllung ihres weiblichen
Schicksals, der Befriedigung dunkler, aber hei-
liger Triebe entgegenreise, wandelten wir zu-
sammen wieder nordwärts, um nach Ottheinrich
zu sehen.
Als wir vor seinem Hause angelangt waren,
trat eben Grete Stängel mit dem transzendentalen
Akt — jetzt natürlich in „Zivil" — aus der
Türe, und auf die Frage nach Ottheinrichs Be-
finden sagte sie:
„Geht's net auffi! Er is so viel trauri —
heul'n tuat er wia'r a Schloßhund! Und jetz'
is die Pepi bei eahm blieb'n und tröft'n — die
werd's scho richt'n!"
Und lächelte verständnisinnig.
Tritz v. 0$tini
Nachtgebet
Der Abend sinkt, hör' auf zu beben,
Die letzte Täuschung ging zur Ruh;
Laß jeden müden Wunsch entschweben,
Besinne dich auf dich — sei du!
Versinke tief in die Verkündung,
Die vor dem Tor des Traumes steht.
Sie führt dich an des Lebens Mündung:
Dorthin, wo groß dein Schicksal geht.
Siegfried Trebitsch
ps-
Alwin Seifert
Liebe Jugend!
Bei einem Landpfarrer befindet sich eine junge
Engländerin in Pension, um Deutsch zu lernen.
Der Pfarrer, einst auch ein lustiger Student, hat
der Miß nun auch etwas vom Trinkkomment
beigebracht, wie man sich auszudrücken pflege
u. s. w. Eines Tages ifher nun mit der Eng-
länderin bei einem Kollegen eingeladen. Zum
Abendessen gibt es Bier, und um zu zeigen, daß
sie auch etwas vom Komment gelernt hat, prostet
die Miß der Hausfrau zu mit den Morten:
„prost, Du altes Saufhuhn!"
Der siebenjährige Franz hat etwas von der
menschlichen Seele gehört und peinigt seine Mutter
um eine Erklärung dieses Begriffes. Sie sucht
es ihm klar zu machen, indem sie ihm von einem
inneren und äußeren Leben erzählt. „Sieh, das
ist, als hättest Du in Dir noch einen zweiten
kleinen Franz stecken." Nachdenklich hört der
Junge zu, dann läuft er plötzlich in die Küche
zum Dienstmädchen: „Du, Jettchen ich weiß was,
Du hast ein kleines Jettchen in Dirl"
Ein Bekannter von mir, Korpsstudent, der
hochbegeistert im Verbindungswesen aufgeht, dient
einjährig in einer süddeutschen Garnison. Jüngst
begegnete er, während er unmilitärisch den Mantel
über dem Arm trug, einem Offizier.
„Der Einjährige!"
Diensteifrig tritt er an den Offizier heran.
Der, auf den Mantel zeigend: „Sie sind wohl
Bursche, Einjähriger?"
„Zu Befehl, Herr Major," schmettert der junge
Krieger freudestrahlend, „seit zwei Semestern!"
Siegmund Meier, der neugebackene Reisende der
Konfektionsfirma kerbert Lohn & Lo. zu Berlin,
wird von seinem Lhef zum ersten Male auf Ge-
schäftsreisen nach Gberschlesien geschickt. Hier
angekommen, bemerkt er alsbald, daß die fromme,
polnisch-katholische Bevölkerung teils auf deutsch,
teils auf polnisch ihn, den Fremden, mit dem
dort üblichen Gruße: „Gelobt sei Jesus Christus!"
begrüßt.
Er gerät darob in Verlegenheit, da er nicht
weiß, wie er den höflichen Leuten auf ihren from-
men Gruß danken soll. Schließlich erwidert er
die fortgesetztes: Grüße mit einem freundlichen:
„Danke, gleichfalls!"
Dem zweijährigen Herbert werden von der
Mutter heftige Vorwürfe darüber gemacht, daß ihm
in den Holen was Menschliches passiert ist. Die
kleine fünfjährige Schw.ffter, die der Szene bei-
wohnt, sagt beschwichtigend zur Mutter:
„Aber, Muttel, der Berti hat doch hinten
keine Augen."
Vorpostenbesichtigung. Begreifliche Aufregung,
da der Brigade-Kommandeur sein Erscheinen an-
gekündigt hat. Bei der 2. Kompagnie muß der
Kaszmareck, der Typus eines Urpolen, „versteckt"
werden, also weit weg, an eine Wegegabel tief
im Walde als Posten. Der Feldwebel überzeugt
sich persönlich und fragt den edlen Polen: „Ist der
Brigadekommandeur schon hier gewesen?"
„Nein, Herrr Feldwebbel, warr sich nicht hirr."
Im Laufe des vormittags erkundigt sich der
Feldwebel noch zweimal bei Kaszmareck, von dem
er jedesmal die Antwort bekommt: „Nein, warr
sich nicht hirr!"
Da erscheint der Gewaltige bei unserm Freunde,
der sich um ihn nicht weiter zu kümmern scheint.
„Mein Sohn, weißt Du nicht, wer ich bin?"
„Nein, weiß ich nix."
„Ich bin der Brigadekommandeur."
„Oh," sagt treuherzig Kaszmareck, „Du wirrst
kriggen, Feldwebel hat schon dreimal nach Dir
gefragt!"
I
hat
einen ui
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griff sie flink in die frischgebügelte Urne. Laut
und ruhig verkündete sie den Namen des
Glücklichen:
„Isaak Petrowitsch Schlippowsky!" und
sank ihm errötend an die Brust.
Ottheinrich wurde um einen Schatten bleicher,
aber großherzig ohne Grenzen, wie er nun schon
war, nickte er seinem Ehegenossen einen Glück-
wunsch zu. Dann leerten sie die Hochzeitsbecher
mit dem grünen Trank, der die Freude, die
Fugend und die Hoffnung bedeutete, Pepi Knir-
zinger reichte dem beglückteren Gatten den roten
Kranz der Wonne, und Grete Stängel kränzte
den guten Ottheinrich mit den blauen Blumen
des Ideals.
Während der letzten Zeremonie ließ Schmitt-
Pyritz hinter mir ein wiederholtes, lautes und ver-
nehmliches „Rindvieh !" hören, dem auch die Um-
stehenden, mich eingeschlossen, nicht widersprachen.
Im Hintergründe des Ateliers war die Hoch-
zeitstafel gedeckt zu einem Frühstück, das nicht
nur opulent war, sondern auch koloristisch —
nach Ottheinrichs Entwurf.
Mit einem kräftigen Farbenakkord setzte die
gastrische Symphonie ein, einem Klang in Feuer-
gelb und Scharlachrot, auf dem Speisezettel
stand: Liebesglut! Es waren Hummern mit
gelben und roten Rüben. Ein Dreiklang in
Moll folgte: Zartrosa Prager Schinken, bleich-
violettgekochtes Blaukraut und dazu sanftgrünes
Pistazieneis. „Sehnsucht" stand auf dem Menü.
Dann ein heller Klang in Dur: Lachs in Spinat,
garniert mit eingemachten Erdbeeren, die das
helle Lachsrot eine Oktave tiefer mit stärkerem
Akzent wieder aufnahmen. „Verlangen und
Hoffnung" hieß die Speise auf der Tischkarte.
Großartig in ihrem Farbenklang, wie in ihrer
Symbolik war die „Orosss piees", die als
„Wir Drei!" auf dem Zettel stand: ein Roast-
beef von saftigem Purpurrot lag in einer elfen-
beinweißen Maraschino-Creme, und um das
Ganze schloß sich ein Wall von schwarzgrauem
Kaviar. Der Rindsbraten bedeutete Ottheinrich,
der süße Brei die Braut und der Kaviar seinen
dunkellockigen Landsmann Isaak Petrowitsch.
Bei diesem Gang erhob sich Cleo Deppich-
Schlippowsky, geborne Knesemann und sprach:
„Liebe Freunde, Brüder und Schwestern!
Wir haben uns hier zu einer Feier vereinigt,
die leider noch einzig dasteht. Wir aber, wir
Weitergeschrittenen, wir wissen: es ist nur ein
Anfang. Vielleicht sogar für uns Dreie nur
ein Anfang. Ich fühle mich seelisch und physisch
stark genug, um dereinst auch noch einen Dritten
der auch einen Vierten in unseren Bund auf-
.ehmen, um meine Weiblichkeit immer voller
auszuleben, um immer freier und pflichttreuer
den heiligen Geboten der Natur zu genügen.
Ich trinke darauf, daß unsere Ehe gesegnet sei
mit dem Segen der Mutter Isis, daß wir frucht-
bar seien und uns mehren!"
Nach ihr sprach Schlippowsky, sprach mit
dem schnarrenden Akzent, der ihn so unwider-
stehlich machte, sprach von sich, von sich, von
sich. Bis jetzt habe er nur der Trauer um
Mütterchen Rußland gelebt, von nun ab werde
er seiner Liebe und seiner Kunst leben. Gleich
nach der Hochzeitsreise wolle er die ersten Klavier-
stunden nehmen und bald darauf als Virtuose
die Welt mit seinem Ruhm erfüllen.
Ottheinrich, der Reservegatte, versuchte hie-
rauf eine Rede über die Freundschaft und das
heute angeschnittene Problem der Mehrehe zu
halten. Aber die Sache hatte ihre Schwierig-
keiten. Denn da war erstens die Erschütterung,
zweitens der viele Sekt, mit dem er feine wider-
streitenden Empfindungen angefeuchtet hatte —
und drittens vielleicht doch das dumpfe Gefühl,
daß er ein Rhinozeros von unerhörten Dimen-
sionen sei. Das verwirrte ihn. Er hatte sich
auf halsbrecherische Fremdwörter eingelassen,
sprach von Polygamie, Polygynie und Poly-
andrie und verhaspelte sich unaufhörlich. Schließ-
lich siel er auf seinen Stuhl zurück und trank
weiter. Das war nicht gut für ihn. Denn jetzt be-
kam er das graue Elend und fing herzbrechend zu
schluchzen an. Er stand wieder auf, um eine
Rede zu halten — dieses Mal über seine eigene
Seelengröße. Sie war ungeheuer konfus, und
als er jetzt von der Ethik der Resignation
sprechen wollte, stolperte er über diese schöne
Phrase so gründlich, daß er, sozusagen, als
Redner auf die Nase siel und mit gebrochener
Zunge liegen blieb.
Er lallte nur mehr, lächelte wie ein Ver-
klärter unter Tränen und trank — und trank.
Dann kam die Stunde des Abschieds. Cleo
und Isaak hatten sich umgezogen und wollten
auf die Bahn. Ottheinrich stand schwankend
auf und überreichte den Hochzeitsreisenden zwei
Rundreisebillets und eine Brieftasche mit blauen
Lappen. Isaak umarmte ihn. Aber Ottheinrich
wollte Cleo umarmen und als er an ihrem
Busen lag, sie absolut nicht wieder los lassen.
Sie aber sagte:
„Pfui, Du bist unanständig! An meinem
Hochzeitstage!"
Und auf einmal lag Ottheinrich, schluchzender
als je, auf einer Ottomane, und die ganze Hoch-
zeitsgesellschaft — abgesehen natürlich von den
beiden symbolischen Damen in der Haut — fuhr
mit dem jungen Paar auf den Bahnhof.
Nachdem die zarte Braut vom Coupsfenster
noch einen kleinen Speech gehalten und der
Befriedigung Ausdruck gegeben hatte, daß sie
nun endlich der Erfüllung ihres weiblichen
Schicksals, der Befriedigung dunkler, aber hei-
liger Triebe entgegenreise, wandelten wir zu-
sammen wieder nordwärts, um nach Ottheinrich
zu sehen.
Als wir vor seinem Hause angelangt waren,
trat eben Grete Stängel mit dem transzendentalen
Akt — jetzt natürlich in „Zivil" — aus der
Türe, und auf die Frage nach Ottheinrichs Be-
finden sagte sie:
„Geht's net auffi! Er is so viel trauri —
heul'n tuat er wia'r a Schloßhund! Und jetz'
is die Pepi bei eahm blieb'n und tröft'n — die
werd's scho richt'n!"
Und lächelte verständnisinnig.
Tritz v. 0$tini
Nachtgebet
Der Abend sinkt, hör' auf zu beben,
Die letzte Täuschung ging zur Ruh;
Laß jeden müden Wunsch entschweben,
Besinne dich auf dich — sei du!
Versinke tief in die Verkündung,
Die vor dem Tor des Traumes steht.
Sie führt dich an des Lebens Mündung:
Dorthin, wo groß dein Schicksal geht.
Siegfried Trebitsch
ps-
Alwin Seifert
Liebe Jugend!
Bei einem Landpfarrer befindet sich eine junge
Engländerin in Pension, um Deutsch zu lernen.
Der Pfarrer, einst auch ein lustiger Student, hat
der Miß nun auch etwas vom Trinkkomment
beigebracht, wie man sich auszudrücken pflege
u. s. w. Eines Tages ifher nun mit der Eng-
länderin bei einem Kollegen eingeladen. Zum
Abendessen gibt es Bier, und um zu zeigen, daß
sie auch etwas vom Komment gelernt hat, prostet
die Miß der Hausfrau zu mit den Morten:
„prost, Du altes Saufhuhn!"
Der siebenjährige Franz hat etwas von der
menschlichen Seele gehört und peinigt seine Mutter
um eine Erklärung dieses Begriffes. Sie sucht
es ihm klar zu machen, indem sie ihm von einem
inneren und äußeren Leben erzählt. „Sieh, das
ist, als hättest Du in Dir noch einen zweiten
kleinen Franz stecken." Nachdenklich hört der
Junge zu, dann läuft er plötzlich in die Küche
zum Dienstmädchen: „Du, Jettchen ich weiß was,
Du hast ein kleines Jettchen in Dirl"
Ein Bekannter von mir, Korpsstudent, der
hochbegeistert im Verbindungswesen aufgeht, dient
einjährig in einer süddeutschen Garnison. Jüngst
begegnete er, während er unmilitärisch den Mantel
über dem Arm trug, einem Offizier.
„Der Einjährige!"
Diensteifrig tritt er an den Offizier heran.
Der, auf den Mantel zeigend: „Sie sind wohl
Bursche, Einjähriger?"
„Zu Befehl, Herr Major," schmettert der junge
Krieger freudestrahlend, „seit zwei Semestern!"
Siegmund Meier, der neugebackene Reisende der
Konfektionsfirma kerbert Lohn & Lo. zu Berlin,
wird von seinem Lhef zum ersten Male auf Ge-
schäftsreisen nach Gberschlesien geschickt. Hier
angekommen, bemerkt er alsbald, daß die fromme,
polnisch-katholische Bevölkerung teils auf deutsch,
teils auf polnisch ihn, den Fremden, mit dem
dort üblichen Gruße: „Gelobt sei Jesus Christus!"
begrüßt.
Er gerät darob in Verlegenheit, da er nicht
weiß, wie er den höflichen Leuten auf ihren from-
men Gruß danken soll. Schließlich erwidert er
die fortgesetztes: Grüße mit einem freundlichen:
„Danke, gleichfalls!"
Dem zweijährigen Herbert werden von der
Mutter heftige Vorwürfe darüber gemacht, daß ihm
in den Holen was Menschliches passiert ist. Die
kleine fünfjährige Schw.ffter, die der Szene bei-
wohnt, sagt beschwichtigend zur Mutter:
„Aber, Muttel, der Berti hat doch hinten
keine Augen."
Vorpostenbesichtigung. Begreifliche Aufregung,
da der Brigade-Kommandeur sein Erscheinen an-
gekündigt hat. Bei der 2. Kompagnie muß der
Kaszmareck, der Typus eines Urpolen, „versteckt"
werden, also weit weg, an eine Wegegabel tief
im Walde als Posten. Der Feldwebel überzeugt
sich persönlich und fragt den edlen Polen: „Ist der
Brigadekommandeur schon hier gewesen?"
„Nein, Herrr Feldwebbel, warr sich nicht hirr."
Im Laufe des vormittags erkundigt sich der
Feldwebel noch zweimal bei Kaszmareck, von dem
er jedesmal die Antwort bekommt: „Nein, warr
sich nicht hirr!"
Da erscheint der Gewaltige bei unserm Freunde,
der sich um ihn nicht weiter zu kümmern scheint.
„Mein Sohn, weißt Du nicht, wer ich bin?"
„Nein, weiß ich nix."
„Ich bin der Brigadekommandeur."
„Oh," sagt treuherzig Kaszmareck, „Du wirrst
kriggen, Feldwebel hat schon dreimal nach Dir
gefragt!"
I
hat
einen ui
ü