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Krain (München)

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und Hagar.

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Zwei Legenden

Glauben

Erhobenen Hauptes, jauchzenden Schrittes
zog er ans. Kraft lachte aus seinen Augen,
Erdenfreude von seinen Lippen. Hinter der
jungen Stirn tunimelten sich verwegene Er-
oberergedanken, wie gepanzerte Ritter. Seine
Hände waren weit ausgebreitet, als wollt'
er die Welt und all ihre Seligkeit an sich
raffen. Kopfschüttelnd sahen ihm die Leute
nach. Sprachen:

„Er hat seinen Glauben verloren!"

❖ ❖ ❖

Mit gebeugtem Nacken, schleppenden Schrittes
kehrte er heim. Demut winselte aus seinen
Augen, Sterbens-Angst von seinen Lippen.
Hinter der greisen Stirn schlichen ohnmächtige
Bekennergedanken wie psalmodierende Mönche.
Seine Hände waren zitternd gefaltet, vonl
Himmel ein Stücklein Seligkeit zu erbetteln-

Wohlgefällig sahen ihm die Leute nach.
Sprachen:

„Er hat seinen Glauben wiedergefnnden!"

Gefolge

Siehst du dort die alte Frau im weißen
Haar mit dem freundlichen Gesicht? Ihr
dunkles Kleid zeigt schlicht-altvaterischen Schnitt
und ihre harten Hände erzählen, daß die Frau
früher wohl schwere Arbeit geschafft hat. Wie
eine friedsame Kleinbürgerin ist sie anzusehen,
wenn nicht gar wie eine Bäuerin im Feier-
kleid . . . Und doch drängen sich um diese
Frau die Ersten ihres Landes. Fürsten fassen
diese arbeitsharte Hand nur mit Ehrfurcht,
Gelehrte fangen jede Aeußerung, jedes Wort
von den Lippen der Alten entzückt auf, als
war' es köstliche Weisheit, alle Frauen neiden
ihr den Schoß, den der Himmel gesegnet hat
vor ihnen allen . . . Bei jedem Schritt, den
sie tut, rauscht Bewunderung um sie her;
wenn sie stirbt, wird sie ein Grabgeleite haben,
wie eine Königin und ihr Namen wird über
die ganze Welt hinflattern — —

Das ist die Mutter eines Großen.-

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Siehst du dort die strenge Matrone mit
der Herrschsucht im Blick und dem Hochmut
um den sestgeschlvssenen Mund? Düster, wie
eines Priesters Gewand ist ihr Kleid und wie
einem Priester lauscht ihr die Menge halb-
gläubig, halb-erschreckt, wenn sie die hoch-
mütigen Lippen öffnet und Wahrheiten ver-
kündet — seine Wahrheiten. Und so spricht
sie jede Wahrheit aus, daß, wer ihr lauscht,
meinen muß, die Größere, Mächtigere sei
doch wohl sie gewesen und er nur der Zweit-
geborne ihrer Art, nur der Trabant ihres
Geistes. . .

Das ist die Schwester eines Großen. —

* * *

Siehst du dort den jungen Mann, der scheu,
mit gesenktem Blick, fernab den Menschen ein-
samen Wegen zustrebt? Jeder Vorübergehende
blickt ihm mit Staunen nach, wohl auch mit

erschwerend Karl Arnold

„was7 Eine watschen hat Ihnen der Rerl gegeben 71" — „Ja, und nicht einmal

war er im Smoking l"

Neid, aber der Scheue wittert in jedem Ge-
sicht nur Mitleid, meint, daß sie nur mit ver-
stecktem Hohn auf den Glanz schauen, der ihn
so hell umfließt, daß er sich selber nicht mehr
darin zu erkennen vermag . . . Wenn er heim-
kehrt, riegelt er sich in die Gemächer seines
üppigen Marmorpalastes ein, und träumt
tatenlos von einem Leben, das ihm gehört,
ihm selbst, das er lebt, er selbst. Von einem
stillen, rühmlosen, unbeachteten Leben träumt
er, über dem der schreckliche Glanz nicht mehr
leuchtet, der alles Eigene in ihm ausgebrannt
hat, daß er nichts anderes mehr sein kann,
als das Gespenst eines Namens — —

Das ist der Enkel eines Großen.-

Larry Brachvogel

Gedanken

Wer nichts leistet, sieht in jedem vom
Erfolg Gekrönten ein Protektionskind. Damit
glaubt er sich vor sich selbst entschuldigen
zu können.

Um an das Gute im Menschen glauben
zu können, muß man selbst edler Handlungen
fähig sein. Daher der viele Pessimismus!

In unseren Professorenkollegien sehen wir
neben den Söhnen von Kapazitäten auch

;;

deren Schwiegersöhne. Und da wagt noch
jemand an der Vererbung erworbener Eigen-
schaften zu zweifeln?

Früher zerstörte man Kunstwerke, heute
restauriert man. War die alte Methode
rasch, brutal und billig, so ist die moderne
zwar teurer aber auch gründlicher.

May Remmcvich

*

Mangel an Gefühl kleidet sich mit Vor-
liebe in — Ueberschwang.

Wissenschaft und Kunst, Kultur und Technik
arbeiten unverdrossen daran, die Menschen
einander näher zu bringen und zu verbrüdern
und ebenso unverdrossen arbeiten die Menschen
daran, sich um den Segen jener Bemühungen
zu prellen und sich von einander, gegen
einander abzuschließen.

So Mancher, an dem kein gutes Haar i)t
— erfüllt doch eine hohe, sittliche Mission —
er ist das Gewissen anderer.

Der Deutsche macht zuerst Radau und
Rebellion und dann gibt er nach und duckt
er sich; die andern sind klüger, sie machen
es umgekehrt. Dr. Baer (Oberdorf)
Register
Karl Arnold: Erschwerend
Carry Brachvogel: Zwei Legenden
Max Kemmerich: Gedanken
Dr. Baer: Gedanken
 
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