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Musik-Rrise

Die vereinigten Klavier-, violin- und
Gesangsvirtuosen, die im Laufe des
winters \yoyl\o in X. Konzerte zu
geben beabsichtigen, hielten eine intime
Versammlung ab. Sie hatten ursprüng-
lich den Mozart-Saal mieten wollen;
da aber die er Saal nur *500 Menscheil
saßt, al o für die Zahl der diesen
Winter konvertierenden Solisten nicht
ausreicht, wählten sie den großen Saal
der Stadthalle. Pünktlich um 8 Uhr
eröffnete der bekannte Klav'ervirtuose
Saitensprenger die Sitzung und erteilte
den: Referenten das Wort. Dieser führte
etwa Folgendes aus:

„yochansehnliche Mitkoryphäen! Ls
kann keinem Zweifel mehr unterliegen,
daß die Menschheit im Verhältnis zu
der Menge konzertgebender Künstler zu
klein geworden ist. (Stürmischer Beifall.)

Ich will gewiß dem Klapperstorch keinen
Vorwurf machen, aber Sie werden ein-
sehen, daß etwas geschehen muß. ^ Ls
ist Tatsache, daß viele hiesige Familien
nur deshalb zwei Dienstboten halten
müssen, weil ein einziger Dienstbote nicht
mehr zum Absitzen der Konzert-Freibillette aus-
reicht. Kürzlich inserierte eine stellesuchende
Gouvernante: Herrschaften, bei denen ich Konzert-
billette absitzen müßte, ausgeschlossen!*

Meine Damen und Herren, d'e Forderung ist
dringend geworden: entweder müssen die Konzert-
abende vermindert werden, oder es muß zur Ver-
mehrung des Publikums das Zwölfkindersystem
obligatorisch eingeführt werden. (Sehr richtig!)
Lin Wohltäter der Menschheit hat zwar testa-
mentarisch eine Million Mark für den Zweck aus-
gesetzt, eine Insel im atlantischen Mzean anzu-
kaufen und dort die konzertgebende Künstlerschaft
dritten bis hundertsten Ranges anzusiedeln, aber
gibt es überhaupt Künstler dritten Ranges?
(Nein! Ausgeschlossen! Frechheit!) Lin anderer

Konzerte stattfinden. — § 2. Künstler
und Künstlerinnen über 23 Iahre treten
tunlichst nicht mehr als Wunderkinder
auf. — § 3. Konzerte, bei denen der
Künstler nicht mindestens dreihundert
Mark draustahlt, gelten als unsittlich
und als unlauterer Wettbewerb."

Dem Vortrag folgte enthusiastische
Beistimmung. Nach kurzer Diskussion
wurden die Paragrapheil einstimmig
angenommen. Dann begaben sich die
Künstler zu ihren Agenten, um den Tag
ihres Auftretens in X. festzusetzen.

K. E.

Die Jägerin: ich Hab' meinem Mann Unrecht getan, e$ ift wirklich nicht
fo leicht, Kalen zu schießen.>

fr au lampe: Die bleibt wirklich fo lang da liegen, bis kein lüildpret*
Händler mehr auf hat! (Zeichnung von Otto Passauer, Berlin)

Liebe Jugend!

Ein junger Mann, der wenige
Stunden Bahnfahrt von seiner Braut
entfernt wohnt, versäumt am Hoch-
zeitstag den Zug. Voller Angst
telegraphiert er: „Nicht heiraten, ehe
ich komme."

findiger Kopf hat den Vorschlag gemacht, zwecks
Verminderung der Klavierabende im Gegensatz
zu der Lustbarkeitssteuer eine Grausamkeits-
steuer zu erheben, (Hohngelächter.) Der Voll-
ständigkeit halber erwähne ich auch noch den ano-
nymen Vorschlag, die Iagd auf Konzert - Veran-
stalter während der Monate November bis April
für weidgerechte Schützen freizugeben. (Tumult.)
verehrte Freunde! So weit ist es gekommen!
wir müssen einen Entschluß fassen. (Zuruf:
Fassen Sie!) wir machen uns gegenseitig zu stark
Konkurrenz. Ich beantrage, um es kurz zu
sagen, die Annahme folgender Paragraphen:

§ f. Die hier versammelten Musiker verpflichten
sich, ihre Konzerte so einzurichten, daß in 36 an
ein und demselben Abend nicht mehr als zehn

Im Kasino ist Liebesmahl. Einer der
jüngsten Leutnants hat das Amt des Ein-
schenkens und sich dabei durchaus nicht ver-
gessen. Als seine Stimmung schon einen
ziemlich hohen Grad erreicht hat, fällt ihm
plötzlich ein, daß er noch Löhnungsappell
abzuhalten hat; er begibt sich daher ein Stock-
werk tiefer ins Kompagnierevier, wo die
Kompagnie bereits „gelöhnt" steht. Vor der
Front bricht er, noch in frischer Erinnerung
an sein wichtiges Amt, in die Frage aus:
„Wünscht einer der Herren noch ein Glas
Bowle?"

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[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
K. E.: Musik-Krise
Otto Passauer: Die Jägerin
 
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