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Ein modernes Märchen

Es war einmal eine arme Prinzessin, die
hatte keine Eltern, aber soviel Schulden, daß
ein Major, selbst wenn er vom urältesten Adel
wäre und bei der Gardekavallerie diente, ihr
gegenüber ein kleiner Waisenknabe war.

Hotels in San Remo, Nizza, Ostende, Ber-
lin, Baden-Baden, Sankt Moritz und Paris
stritten sich mit heißem Eifer um die Ehre, die
größten Forderungen an sie zu besitzen,
und berühmte Statistiker hatten nach unsäglichen
Mühen festgestellt, daß aus den gesamten Rech-
nungen, die unsere arme Prinzessin bezahlen
sollte, ein Band hergestellt werden könnte, das
die Erdkugel in der Aequator-Linie neunund-
neunzig und ein halbes Mal umspannt.

Da wanderte die arme Prinzessin weinend
und klagend durch die Lande, bis sie einen
alten, ehrwürdigen, frommen Einsiedler traf,
der sich der Bedauernswerten, als sie ihm ihre
Schulden gebeichtet hatte, in liebevoller Weise
annahm und sie mit den Worten tröstete: „Liebe
Tochter! Der Vater im Himmel wird schon
helfen!" —

„Was," schrie plötzlich ergrimmt die Prin-
zessin, „der?! — Na, den kennen Sie aber
schlecht, derbezahltauchnichteinen Centime!"

Turne fromm!

In Mainz führt das Zentrum jetzt einen
scharfen Kampf gegen die simultanen Turn-
vereine; es gründet katholische Turnvereine.
In diesen wird das fromme Turnen geübt
werden, nicht das heidnische und sündhafte, das
in den simultanen Vereinen gepflegt wird. Die
Frömmigkeit des Turnens kommt einmal in den
Uebungen und dann in der Turnkleidung
zum Ausdruck. Die Uebungen sind gereinigt;
die zur Sünde anreizenden sind ausgemerzt. Zur
Sünde reizt derjenige Teil des menschlichen
Körpers, der sich vom Hals bis zu den Knöcheln
des Fußes erstreckt; deshalb müssen alle Uebun-
gen wegfallen, durch die diese Körperteile in
Bewegung gesetzt werden, vor allen Dingen die
Kniebeuge, die Kniewelle und (man verzeihe der
errötenden Feder dieses Wort) die Bauch welle.

Noch wichtiger ist die Reform der in den
paritätischen Vereinen üblichen Turnkleidung,
'die an die Tracht der Nacktlogen erinnert; diese
Kleidung ist so dünn, daß alle züchtigen Jung-
frauen darob erröten und vor Empörung immer-
fort hingucken müssen; außerdem sind ihre Träger
stets der Gefahr der Erkältung ausgesetzt. Beiden
Uebelständen hilft die bischöflich approbierte
katholische Turnkleidung ab; — sie besteht aus
der allbekannten Nationaltracht der Eskimos.

Damit aber der verhüllende und wärmende
Zweck dieser katholischen Kleidung nicht etwa
dadurch wieder aufgehoben wird, daß sie an
irgendeiner Stelle des Körpers, wenn auch nur
partiell, gelüftet wird, wird sie vor Beginn der
Turnübung von dem zuständigen Pfarrer ver-
schlossen und plombiert und erst nach ihrer Be-
endigung pfarramtlich wieder geöffnet. nido

*

Zu den neuen flaggen-Signalen

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Entwurf zu der Flagge „S. M. ist an Bord,
aber empfangt nicht!"

„Mein erstes selbstverdientes Geld!

JIus dem

cagebucl) eines Premieren -Ogers

Der widerspenstigen Zähmung

(Münchner Kgl. Residenztheater)

Die Leistung war wahrhaftig auserlesen,

Und freudig darf man höchstes Lob erheben.
Die Bühne ist nicht nur Relief gewesen,

Sie hat dem Stück auch neu Relief gegeben.

Mit dem Ensemble könnt' es voll Vertrauen
Der Dramaturg Petruchio unternehmen,

Die sprödeste der widerfpenst'gen Frauen:

Die widerspenstige Kritik zu zähmen.

Der König in paris

(Münchner Schauspielhaus)

Dies war ein Fall, der mich fürwahr frappierte.
Ein Fall, der nur im Bühnenreich passiert.

Ich sah, wie sich ein König amüsierte
Und alles Volk hat sich mit amüsiert.

Reinhardt vor dem Münchner Tribunal

O Max, wie machst Du mich verdrießen!

Voll Schmerz verhülle ich mein Haupt!

Was Du uns Schönes ließt genießen.

War, nun erfährt man's, unerlaubt.

Die Konzession, die ausbedungen,

Sie fehlte Dir, mein lieber Schatz.

Ich bin in einer Der sicherung!"

Die Polizei hat's 'rausgebrungen,

Zwar etwas spät, jedoch sie hat's!

Wohl weißt Du gut, Regie zu führen,

Doch, armer Max, gesteh's nur frei:

Im tollen Posseninszenieren
Schlägt Dich die Münchner Polizei.

Rarlchen

S. M., die guten „beiden Strandfeiuder“ und
die böse Kritik

(Aus den werken der Barmherzigkeit um die rueißnaefttszeit)
Kaiser Wilhelm hat jüngst nach dem Besuche von
Sudermanns „Strandkinder" im kgl. Schauspielhause
in Berlin dem Intendanten v. Hülsen und Suder-
mann seine Glückwünsche aussprechen lassen.

„Lasset die Sudermannschen »Strandkinder^
zu mir kommen und wehret ihnen nicht!"
Index
[nicht signierter Beitrag]: S.M., die guten "beiden Strandkinder" und die böse Kritik
Heinrich Reinhold Pfeiffer: Ski-Heil
Monogrammist Frosch: Zu den neuen Flaggen-Signalen
Monogrammist Frosch: Illustration zum Text "S.M., die guten 'beiden Strandkinder' und die böse
Karlchen: Aus dem Tagebuch eines Premièrentigers
Frido: Turne fromm!
[nicht signierter Beitrag]: Ein modernes Märchen
 
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