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Tiroler Bauerntheater

Bei einer bäuerlichen Darstel-
lung des Genovefa-Dramas fin-
det der Graf seine verstoßene
Gemahlin Genovefa mitten im
Wald in einer höhle. Die Ge-
novefa in der höhle ist den Zu-
schauern natürlich nicht sichtbar.
Der Graf ruft in die höhle:
„Romme heraus, mein teures
Ehgemahl, und laß dich um-
armen I" — Nun hört man die
Stimme der Genovefa aus der
Köhler „(D mein Gebieter, ich
kann nicht herauskommen; denn
ich bin ganz nackt!" — Darauf
erheben sich stürmische Rufe im
Publikum: „Iatz muaß sie
erst recht außer!"

Liebe Jugencl!

Ein neubeförderter General be-
sichtigt sein ehemaliges Regiment
im Unterricht. Im Unterrichts-
zimmer hängt sein Brustbild in
Oberstenuniform. Der General
liebt den Anschauungsunterricht
und stellt deshalb beim Kapitel
Gradabzeichen selbst die Frage:
„Nun, was ist für ein Unter-
schied zwischen dem Bilde und
mir?" Der befragte Rekrut ant-
wortet: „Am Bild Hamms keine
Haxen!"

Unser Klassenlehrer in der
Tertia hatte es besonders auf
Paulchen abgesehen. Ihn strafte
er meist so, daß er ihn an den
kurzen haaren in der Schläfen-
gegend hochzog. Als er an Paul-
chen einmal wieder diese Pro-
zedur versuchte, blieben ihm ein
Paar Härchen zwischen den Fin-
gern hängen. Erbost schrie er
das weinende Paulchen an:

„Du haarst wohl auch noch,
Du unverschämter Lümmel!"

Ein Leutnant in einer Gar-
nison nicht weit von München
bekommt eines Tages Besuch
von seinem Vater. Dieser ver-
säumt den letzten Zug, der nach
München zurückgeht, und ist es
da gut, daß der Sohn zwei
Betten in seinem Zimmer hat,
in deren einem der Vater gleich
übernachten kann.

Früh am andern Morgen
kommt im ersten schwachen Däm-
mern leise der biedre Bursche
herein, und da er das zweite
Bett besetzt sieht, rüttelt er
pflichtgetreu, wie er es gewohnt
ist, den Vater an der Schulter
und sagt: „Freileinchen, Frei-
leinchen, Sie müffen raus —
um sechs fahrt Ihr Zug na
Münka."
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[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
R. G.: Vom Tiroler Bauerntheater
Ferdinand Staeger: Böse Zeit
 
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