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Entrüstung

„Aber Sie haben einen schönen Brillantring, Herr Huber!" — „Nöt

Paul Rieth (München)

wer i oan hab'n, — daß i ausschaugat wia a'n Aff'!"

Die Braune und die Blonde

Jüngst war ich im Hoftheater einmal —

Sie gaben von Spohr die „Iessonde" —

Und vor mir saßen zwei Damen im Saal,

Eine braune und eine blonde.

Sie schienen mir hübsch und von molliger Form

Und trugen auch schicke Toilette

Und trugen Frisuren, die waren enorm.

Die Blonde und die Brünette.

Ich weiß nicht, wie man ertragen nur
Kann die Last von solcher Coiffllre,

Ich weiß nicht, wie man mit dieser Frisur
Hereinkommt zu einer Türe.

Ich weiß nicht, warum ihnen nicht zu groß
Zu solchen Frisuren die Müh' ist —

Es war eine jede so grenzenlos.

Wie ein Dachauer Paraplü ist!

Ach! Gleich von der Ouvertüre schon
Vernahm ich nur dumpfes Geraune —

Die Riesenfiguren verschlangen den Ton,

Die blonde sowohl, als die braune!

Sie sagten, es hätte die schöne Miß Fay
Famos die Iessonda gesungen —

Gesehen, ach, habe ich keine Idee

Und den Ton hat der Haarwald verschlungen.

Ich sah nicht der Bajaderen Tanz
In der indischen Tempel-Rotonde —

Ich sah zwei Frisuren voll Eleganz,

Eine braune und eine blonde.

Ich sah nicht, wie Tristan d'Accunha befiel
Verzweifelte, grimmige Laune —

Ich sah zwei Frisuren vom neuesten Stil
Eine blonde und eine braune.

Und niemals erfuhr ich, was Tristan am Schluß
Getan mit den indischen Tröpfen —

Ich sah nur blond-braunen Ueberfluß
Bon Wirkerin und Locken und Zöpfen.

Ich sah von der ganzen Bühne kaum
Den oberen Proszeniumsrahmen

Galgenhumor

Angeklagter: „Meine Herren, ich muß
den Herrn Staatsanwalt wegen Befangenheit
ablehnen, er hat einen Ronkursdreicr!"

Und den hinteren Teil vom Logenraum --
Sonst nichts als die beiden Damen.

Nun waren die Zweie ja wirklich nett
Und gefielen mir ungeheuer,

Doch kostet sechs Mark solch ein Sitz im Parkett -
Das war mir hiefür zu teuer!

Und eh' nicht die Mode die Damen-Frisur
Vernünftig und schmal macht und nieder,

Geh' ich — d'rauf schwör' ich den

schwierigsten Schwur! —
Ins Hoftheater nicht wieder!

Es säßen ja doch auch das nächste mal
Vor mir zwei liebliche Frauen,

Mit Turbanfrisuren, ganz kolossal —

Einer roten und einer grauen!

Liebe Jugend I

während des Dienstes packt den hauptmann N.
plötzlich ein großes Unbehagen.

<£t erreicht gerade noch auf dem Aasernenhof
in dem bewußten Gebäude „Für Offiziere".

Zu seinem Schrecken entdeckt er, daß im ganzen
Lokal kein Papier zu finden ist. Nach Entsendung
von verschiedenen Patrouillen naht endlich der
Aasernenwärter, und der Hauptmann erhält auf
seine energische Frage, weshalb diese notwendige
Sache fehle, die ruhige Antwort:

„Herr hauxtmann, das können wir uns bloß
bei Besichtigungen leisten."
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[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
Paul Rieth: Entrüstung
F. v. O.: Die Braune und die Blonde
Monogrammist Frosch: Galgenhumor
 
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