Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Geschichte ein von einem Schwein in Bosnien,
wenn cs Deine Frau nicht unpassend findet —"

„Aber Exzellenz," sagte die Frau Oberst,
„im Gegenteil, das ist doch sehr interessant."

„Das war auch sehr interessant," bekräftigte
Suchanek, und er erzählte eine Geschichte von
einem bosnischen Schwein, das sich durch eine
besondere Farbe und phänomenale Körperfülle
auszeichnete. Die Geschichte war noch nicht 311
Ende, als sic vor dein Hause Schlössers hielten.

„Den Schlich erzähle ich Dir später," sagte
Suchanek, „jetzt möchte ich mich gern ein bißchen
waschen."

„Es ist alles bereit, Exzellenz," sagte die
Frau Oberst, und ihr Mann fügte hinzu: „Ich
werde Dich in Dein Zimmer führen."

Gleich darauf kam er wieder ins Eßzimmer
herunter. „Daß Ihr mir heute beim Essen brav
seid," ermahnte er die Kinder, „und Antwort
gebt, wenn Exzellenz Euch etwas frägt! Ver-
standen."

Suchanek trat ein.

. Er ging auf die kleine Else zu, die zunächst
der Türe stand, legte ihr die Hand auf den
Kopf und sagte: „Nun?!" Das Kind schlug die
Augen zu Boden, griff nach ihrem blonden Zopf
und steckte das Ende desselben in den Mund.

„Deinen Papa," fuhr Suchanek fort, „habe
ich schon vor 40 Jahren gekannt. Ja, ja, das
ist eine lange Zeit, nicht?"

Glücklicherweise wurde Else einer Meinungs-
äußerung über die Zeit enthoben, da man sich
zu Tisch setzte.

„Exzellenz müssen eben vorlieb nehmen,"
meinte die Hausfrau. „In unferm kleinen
Dorf-"

„DieSuppeistvortrefflich,"entschiedSuchanek.
„Sie erinnert mich," fuhr er fort, sich zum Oberst
wendend, „an die Suppen damals in Mantua.
Weißt Du nicht mehr, die Tochter von dem
Feldwebel Koriaticzky, die so ausgezeichnet
kochte — —?"

„Natürlich erinnere ich mich," rief der Oberst.
„Blond war sie. Aber cs war nicht.Me Tochter,
sondern die Nichte."

„Aber ganz gewiß ivar- es die Tochter. Sie
heiratete später einen Italiener/'

„In Brescia, ganz recht. Die Nichte, ja,
den Apotheker."

Die Exzellenz begann sich zu ereifern und
init den Fingern auf dem Tisch zu trommeln.

„Du verwechselst sie mit der Nichte vom
Margrini," sagte er.

Der Oberst lachte.

„Ich werde doch den Koriaticzky nicht mit
dem Margrini verwechseln."

„Das Hab ich auch nicht behauptet. Aber
die Tochter verwechselst Du mit der Nichte."

„Die Tochter Hab ich nie gekannt."

„Also, — warum widersprichst Du dann?"

„Ich meine ja die Nichte."

„Welche Nichte?"

„Vom Koriaticzky."

„Das war ja die Tochter."

„Ganz gewiß war es die Nichte. Der Ko-
riaticzky war ja gar nicht verheiratet."

„Aber Du hast auch Alles vergessen," rief die
Exzellenz.

„Du meinst den Byelowski — der war nicht
verheiratet."

„Der Koriaticzky, der sah so aus," und
Suchanek gab, während er die Forellen aß, eine
genaue Personalbeschreibung des Koriaticzky
und fügte gleich, da die Teller gewechselt wurden,
eine längere Erzählung über Mantua und die
Kriegslage bei.

. „Ja, ja, so war's!" warf der Oberst häufig
ein. Und als Suchanek schweigen mußte, weil
er den Mund voll Rostbeaf hatte, ließ er sich
in eine ausführliche Schilderung des Aeußeren
und der Fähigkeiten der fraglichen Feldwebels-
angehörigen ein.
Register
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen