Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben (15.1910, Band 1 (Nr. 1-26))

(Der bayrische Landtag beschloß mit den Stimmen des Zentrums auf Antrag des Kultusministers, an vier Wochentagen in der Alten Pinakothek

eine Mark Eintritt zu erheben.)

System „Mekner" A. Schmidhammer

„Lin armer Mann, der für geistliche Lyzeen Geld braucht, bittet um eine milde Gabe!"

Teuflisches

Bei der Debatte über die Lyzeen, für die der
Kultusminister gegen früher um 54000 Mark mehr
forderte, sagte Abg. Müller-Hof u. a.: „Hervor-
ragende katholische Theologen teilen die abfällige An-
schauung über die Lyzeen. Als offizielles Programm
des Lyzeums in Tillingen z. B. ist eine Abhandlung
über die ,Besessenheit* gedruckt worden, worin es heißt,
daß der Teufel als Schwein, als Bauer, als geputztes
Weib u. s. w. herumläuft." (Heiterkeit.)

Daran hatt' ich keinen Zweifel,

Daß es einen Teufel gibt.

Namentlich der dumme Teufel
Ist bekannt und sehr beliebt.

Mancher Geist und manches Gciftle
Ward besessen schon von ihm
Und mit Herrn Professor Laistle
War er grad:zu intim.

Er erzählt' ihm auch, welch' ander
Viehzeug ihm sympathisch war:

Spinne, Mücke, Salamander,

Stier, Bock, Geier, Schwein und Bär.

Auch als Bauer, Weib und Schiffer
Selbst als Priester kommt er vor
(Beispielsweise so beschlief er
Eine Maid in Kolbermoor).

„Ja, der Herr Professor Laistle I"

Sprach der Teufel, „Schwerebrettl
Na, da lacht' ich mir ins Fäustle,

Wenn ich viele solche hätt'I"

A. I>© Nora

*

Aus Frankreich

„Du warst zu einer Reserveübung eingezogen?"

Reservist: „ Oui! vier Wochen habe ich
zu üben geruht."

Gymnasiasten - Gespräch

„3 versteh gar net, warum ma sich so auf-
regt wegen dem Zwangskirchenbesuch.
I schlaf nirgends besser als in der Airchl"

*

Die „Kometen-Kinder“

Alle sogenannten „Rometen - Rinder",
das heißt Rinder, die als mittelbare Folge
des Zusammentreffens der Erde mit
dem Rometen im Anfänge des Jahres JÖJJ
geboren werden, sollen eine Denkmünze er-
halten. Dieselbe wird auf der Brust getragen.

zeigt die Erde im Schweif des Halleyschen
Rometen und trägt in erhabener Schrift die
genaue Zeitbestimmung des Durchganges.

-Liebe Jugend!

In der Instruktionsstunde für Einjahrig-Frei-
willige eines bayrischen Regiments fragt der unter-
richtende Unteroffizier nach dem Unterschied
zwischen der alten und neuen Pinako-
thek. Auf allgemeines Schweigen gibt der Unter-
offizier selbst die Antwort: „vor der alten Pinako-
thek steht das Leibregiment wache, vor der neuen
Pinakothek das erste Infanterie-Regiment."

*

Die Beschränktheit

Dr. Pichler in der bayrischen Abgeordneten-
kammer: „Eine absolute und uneingeschränkte Lehr-
freiheit für Hochschulen gibt es nicht."

Die Wissenschaft, wie alles, ist im Flusse;

Was heute war, ist morgen schon verschwunden;
Wer heute krankt, kann morgen schon gesunden,
Und Unbeschränktheit gibt es nicht zum Schluffe.

Die Unbeschränktheit gleicht dem dümmsten Stusse!
Sogar der Klügste ist nicht ungebunden
Auf hohen Schulen. Dies hat auch gefunden
In Bonn am eigenen Leibe der Borusse.

Beschränkt sind Zentrumswähler selbst

und -Wühler,

Beschränkt sind auch die Feinde geist'gen Strebens,
Beschränkt sogar sind die Lyceumsschüler.

Mit der Beschränktheit kämpft selbst Gott

vergebens,

Beschränktheit ist die Tugend wahrer Geister,
In der Beschränktheit zeigt sich

erst der Meister I

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