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Es könnte mir aber freilich auch einmal zu
dumm werden, es könnte der Augenblick kommen,
wo die schönen Tage von Abessinien vorüber
sind, wo ich die Büchse der Aurora öffnen
werde und das verschleierte Bild zu Salamis
enthüllen werde. Was dann auch geschieht,
es ist nicht meine Schuld, sondern mea culpa!
Abgemacht, SelimI"

Kartellen

*

Der neue Plutarch

Dernburg's Abschiedsgruß
„Adieu, Theobald, und glückliche Fahrt!"

*

Go kann's noch kommen!

Was ich geträumt, ich wag's zu sagen Kaum;
Es war ein gar absonderlicher Traum.

Ich glaub, daß ich die letzte Kneipnacht büßte.
Das Preußenland lag da wie eine Wüste.

Nur in den Lüften schwarzer Adler Flug
Und durch den Sand ein Karawanenzug;

Die Reiter ließen Iubelhymnen hören.
Erzberger sah ich da, Herold und Roeren
Und all die Heil'gen, die seit Jahren schon
Die festen Stützen sind für Preußens Thron.
Sie schaukelten sich, auf der Fahrt begriffen
Nach Rom, behaglich auf den Wüstenschiffen,
Und die gehorchten jedem Druck der Hand,
Und die Kamele schienen mir bekannt.

Sie trugen all ein Ringlein durch die Nase.
Ihr Ziel war eins, und Rom war die Oase.
Und als nun näher kam der Zug heran.

Sah Pius oben aus dem Vatikan

Und rief: „Merry bei Val, bei meiner Seele,

Da kommen die ostelbischen Kamele!"

— y -

iDer Lehtigebote-Hoffmann

unterstützt seine Ausführungen im
preußischen Abgeordnetenhaus gerne
durch Zitate und Fremdwörter. So
sagte er kürzlich: „Das ist keine
Herausforderung, sondern eine
Provokation" und bei der Be-
ratung über die Erhöhung der Zivil-
liste rief er den bürgerlichen Par
leien die schreckliche Drohung zu: „Bei
Philipps sehen wir uns wieder!"
Der Zeitungsbericht verzeichnet nach
diesen markigen Aussprüchen „Stür-
mische Heiterkeit." —

Hierzu bemerkt Herr Hoffmann:
„Nach meinen Worten entstand keine
Heiterkeit, sonderneineFidelitas.
Diese Falschmeldung zeigt wieder
einmal die Androklusferse der Redak-
teure, die bei jeder Gelegenheit über
mich die Klagelieder Gallimathias' an-
stimmen und ihre Aufgaben darin
sehen, Bassisteneier auszubrüten. Aber
ich tröste mich, denn der Athlet gilt
nichts in seinem Vaterlande. So
rufe ich denn, unbekümmert um diese
Wohlgerüche Australiens, den Herren
einfach zu: Siegelstein, ich kenne
Euch! Wohl ausgesonnen, Pater
Lamberquin! Eure Gehässigkeiten
langweilen mich nicht nur, sondern
sie ennuyieren mich geradezu!

Se. Majestät nahm beim Morgenrapport
schmunzelnd von der Erhöhung der Zivilliste
Kenntnis:

„Gottscidankl Jetzt brauchen meine ver-
heirateten Söhne sich doch nicht nach Dope-
lius'schen Wasserbütten umzusehenl"

Zwei preußische Bürokraten erörterten
den Wechsel im Rolonialamt:

„Beim Reichsdienst muß man von der Pike
auf dienen. Dernburg konnte ja nich mal
Akten heften I"

Liebe Jugend!

Man sprach in Berliner Regierungskreisen
über Dernburgs Rücktritt.

„Wir sollten auch einmal einen Bürgerlichen
zum Finanzminister machen!"

„Noch nicht! So sehr ist unsere Finanz-
politik noch nicht verfahren!"

Aus dem dunkelsten Deutschland

Da die Verbrennung noch nicht gestattet ist. muß der
Dorfbader einstweilen den unbemittelten Protestanten
Liberalen die Zähne auf dem Zolterstuhl reißen.

kZurra!

Die erhöhte Zivillistc trägt erfreuliche Früchte:
der Kronprinz hat seinem Jüngsten sofort ein
neues Schaukelpferd gekauft.

*

Das große Schweigen

Als uns Rom in mehr als rüder
Art beschimpft, vor Eifer blind,

Zeigten unsre Zentrumsbrüder,

Wie sie — „national" gesinnt:

Sie, die ihren Mund aufsperren,

Wenn sie eine Mücke sticht.

Um a tempo lcszuplärren —

Neulich rührten sie sich nicht!

Ist denn dieser schwarzen Truppe,

Die „das ganze Volk vertritt",
Deutschlands Ehre gänzlich schnuppe,

Daß sie solche Schande litt?!

Gründlich haben die Gesellen
Selbst die Mär nun abgetan
Von dem „nichtkonfessionellen"
Wunderbaren Zentrumswahn I

Wenn sie wirklich deutsch empfänden.
Schwiegen sie nicht gar so zäh! —
Und in solcher Leute Händen
Ruht des Reiches Wohl und Weh'!
Alles erntet ihre Sichel,

Aller Orten sind sie Trumpf:

6) beklagenswerter Michel,

Kommst Du niemals aus dem Sumpf?!

Heda

*

Gerlinger friedbofordmmg

§ 1. Auf ein Friedhofbegräbnis
haben nur Katholiken Anspruch.

§ 2. Protestanten und Selbstmörder
sind an einer abgelegenen Ecke zu ver-
scharren.

§ 3. Katholischen Würmern ist es
strenge untersagt, sich an protestantische
Leichen zu machen.

§ 4. Protestantische Würmer, die
sich an katholischen Leichen vergehen,
sind aus dem Friedhof zu verweisen.

§ 5. Katholiken sind vom Toten-
gräber, Protestanten vom Abdecker
unter die Erde zu bringen.

§ 6. Hat der Katholische Abdecker
einen Protestanten verscharrt, so gilt
er 7 Tage lang für unrein. Während
dieser Zeit darf er keine katholischen
Pferde töten!

8 7. Am Tage des jüngsten Gerichts
werden Katholiken vom himmlischen
Posaunen-Korps, Protestanten durch
eine höllische Katzenmusik geweckt.

Heda

5. Petersen

und
Register
-y-: So kann's noch kommen!
Plutarch [Pseud.]: Der neue Plutarch
Fritz Petersen: Aus dem dunkelsten Deutschland
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
Beda: Das große Schweigen
Monogrammist Frosch: Hurra
Monogrammist Frosch: Dernburgs Abschiedsgruß
Karlchen: Der Zehngebote-Hoffmann
Arpad Schmidhammer: Illustration zum Text "Der neue Plutarch"
Beda: Gertinger Friedhofsordnung
 
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