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,,Das waren schwüle Nächte . .

Daß das Zeug du scharf gezwiebelt,
Was mir stets ein Greuel war.

Als du frugst: „Sind nicht zu viele
Zwiebeln dran?", zog an die Brust
Dich der größte der Schlemihle,
Heuchelnd: „Schatz, so lieb' ich's just!"
— Sei verflucht, du schöne Stunde,

Die so zauberisch verflog!

Mit dem Magen, mit dem Munde
Büß' ich täglich, daß ich log.

Sorgsam kochst du und penibel,

Richtest appetitlich an,

Aber Zwiebel, Zwiebel, Zwiebel
Tust du zum Verzweifeln dran!

Und ich ariuer Hahn, ich dummer,

Muß dafür noch dankbar sein!

Was du kochst und meinen Kummer
Würg' ich still in mich hinein.
Manchmal wollt' ich dir's schon sagen,

WHIi Geiger (Florenz)

Halt' ich's satt im Uebermaß:

„Zwiebeln kann ich nicht vertragen!
Zwiebeln sind ein Hundefraß!"

Aber stets fragst du mich heiter:
„Schmeckt's, mein Schatz, mein Mausikind?"
— „Köstlich!" Und ich nage weiter —

£> f), w i e feig wir Männer sind!

III. Meine Hauswirtin

Polternd, mit empörten Mienen
Schalt sie anfangs mein Vergehn:

„Nein, ich dulde nur Cousinen
Längstens bis um Abends zehn!"

Wie ich sie auch bat verstohlen,

Taub dem Schmeicheln blieb ihr Ohr.
Ja, sie sprach vom Schutzmannholen,
Käni' dergleichen nochmals vor.

Aber seit sie Hannchen neulich
Auf der Treppe mit mir sah,

Schmolz ihr hartes Herz erfreulich,

Leise lächelnd stand sie da.

Hannchen sei ihr sehr sympathisch,

Sprach sie morgens zu mir schlicht.

Und bemerkte diplomatisch:

„Sehen darf ich 's aber nicht!"

Meinem Herzen klang dies labend.

Gerne soll ihr Wunsch geschehn
Ja, sie steht's nicht, wenn am Abend
Vor der Tür vier Stiefel stehn.

Daß sic diese reinigt füglich,

Ist nur ein Gebot der Pflicht.

Wichsen tut sie sie vorzüglich,

Aber sehn tut sie sie nicht.

Zum Kaffee bringt sie gelassen
Morgens mir verschmitzten Blicks
Zwar vier Brötchen und zwei Tassen,

Aber sehen tut sie nix.

Und sie bürstet Hannchens Röckchen,

Häng' ich 's an die Türe dicht,

Säubert es von jedem Fleckchen,

Aber sehen tut sie 's nicht.

Ich begreif' ihr Herz, das gute.

Nur die Frage stimmt mich trist,

Weshalb plötzlich meine Bude
Um zehn Märker teurer ist?

IV. Geständnis

Klug bist du, Blondkopf! Und Listen entgehst du
Immer mit weiblicher Diplomatie.

Aber, Gottlob, nur sehr wenig verstehst du
Von der antiken Mythologie.

Dies ist der Grund, daß dein Händchen erreichte
Nicht meinen Haarschopf, so borstig er quillt,
Als ich dir jüngst in erleichternder Beichte
Nagende Eifersuchtsqualen gestillt:

„Wegen der Anna, des zierlichen Göhres,

Sei deine schmerzliche Sorge gering!

Weiter nicht ging ich mit ihr, ich beschwör' cs,-
Als mit Herrn Jnpitern Danae ging!

Auch mit der Thekla, mein wachsamer Späher,
Graste ich nie auf verbotenem Feld.

Niemals — mein Ehrenwort! — trat

ich ihr näher

Als der Medea einst Jason, der Held!

Mache auch wegen Thereschen kein Wesen!
Glaub' mir's, ich krümmte der Kleinen

kein Haar.

Völlig so schnuppe war stets ich Theresen
Wie der Kalypso Odysseus einst war!

Denn so solide war ich und schüchtern,
Gänzlich des Hanges zu Liebschaften bar,

War so ein Musterkind, ruhig und nüchtern
Wie Alcibiades — ja, das ist wahr!

Habe kein lockeres Herzchen gebrochen,

Eh' ich an dich meine Geele verlor.

Wahr ist's, als hält' es Thersites gesprochen,
Was ich wie Stentor dir flüstre ins Ohr!
Schlinge beruhigt den Arm um mein Leibchen,
Daß uns den Abend die Liebe verschönt.

Küß mich wie Sokrates weiland sein Weibchen!
So! — Und jetzt nochmals! — Nun?

Bist du versöhnt?" !

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Willi Geiger: "Das waren schüle Nächte..."
 
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