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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 15.1910, Band 2 (Nr. 27-52)

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Nr. 39
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https://doi.org/10.11588/diglit.3954#0322
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Welträtsel

Mel ist mir, dem Mann der Leyer,
Völlig unklar auf der Welt:
Weshalb legt der Mensch nicht Eier?
Weshalb hat er meist kein Geld?

Weshalb pflanzt die Fastenbretzel
Niemals sich durch Knollen fort? —
Doch das allergrößte Rätsel
Ist passiert am Münchner Ort.

Eine Sendung ward verweigert,
Die die Post wem zugestellt.

Und ihr Inhalt ward versteigert.
Ratet nun, was sie enthält?

Meiner Nächte kurze Ruhe
Raubt mir das Problem, o Pein:
Sie enthielt zweihundert Schuhe,
Alle nur vom rechten Bein!

Hat die Rest, die Kathinka,

Hat der Seppl, hat der Hies,

Hat die Menschheit hier in Minka
Etwa nur noch rechte Fuß'?

Oder trägt man jetzt die Stiebe!
Auch als Handschuh an der Hand?
Auch als Hut, als Schädelkübel,

Als Krawatte hierzuland?

Mehr noch hat es mich verwundert:
Was wohl fängt der gute Mann,
Der ersteigert die zweihundert,

Mit den rechten Stiefeln an?

Schenkt er sie, daß Orden winken,
Dem Museum, sein und groß?

Oder geht er mit der linken
Haxe künftig nackt und bloß?

Oder bietet, angeödet,

Als Mäcen er Jedermann,

Der 'neu rechten Stiefel redet.

Einen rechten Stiefel an?

Tät' er solches, ahn' ich grausend,
Daß der Mann und Opferheld
Nach zwei Monden schon zweitausend
Rechte Stiebeln nachbestellt!

Karlchen

Hus dem feftjug

Reinhold Pfeiffer

„So soll'n nur kemma, do Franzosen, — oder do Sozi, —
oder mei' Alte!"

Iefrem und Bahadur

Die persische Negierung ist mit den Polizeigewaltigen Iefrem
und Bahadur übereingekommen, daß der Polizei u. a. künftig der

Ertrag der Alkoholsteuer

-- — -v,v *|nuci' zu«

fließen soll. Iefrem und Bahadur
haben nun ein doppeltes Interesse da-
ran, daß das persische Volk sich mit
Hingebung berauscht: Einmal wachsen
mit dem zunehmenden Alkoholkonsum
ihre Einkünfte, andrerseits vermehren
sich infolge der im Polizei-Interesse
angetrunkenen Räusche die Exzesse
derart, daß die Polizei alle Hände
voll zu tun bekommt, wodurch ihre Un-
entbehrlichkeit schlagend nachgewiesen
wird. Ein Diplomatenstreich ersten
Ranges!

Wie wäre es, wenn die preu-
ßische Regierung und der Ber-
liner Polizeipräsident sich da-
hin einigten, daß letzterem die Ein-
nahmen aus den Veranstaltungen der
von ihm jüngst bedrohten Freien
Volksbühne zuflössen? Herr von
Iagow würde, ähnlich seinen Kol-
legen Iefrem und Bahadur, damit
einen doppelten Gewinn erzielen:
einerseits würde sich seine Beliebtheit,
besonders bei den unteren Volksschich-
ten in Berlin, ins Maßlose steigern,
andrerseits würde ihm die Ueberflüssig-
keit der Zensur, in so unmittelbaren
Zusammenhang mit seinen Einkünften
gebracht, dadurch auf eine plausible
und einleuchtende Art zu Gemüte ge-
führt werden.

In München dagegen müßte
die Einführung des Systems Iefrem
Bahadur beängstigend wirken. Allein
der Ertrag des Bierkonsums auf
der Oktoberfestwiese würde so
verlockend wirken, daß die Behörden
dem Ansturm der Bewerber um leitende
Polizeistellungen schwerlich gewachsen
wären. «ff Ess

Mein

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Wenn zwei Menschen Lieb’ sich schwören,
Vor dem Altar Hand in Hand,

Sich getreulich zu gehören,

Nie zu trennen dieses Band.

Wenn er kosend spricht zu Zeiten,

Sie zum Kuss, die Lippen wies»

Woll’n die beiden sich bereiten
Auf der Erd’ ein Paradies.

Und als zum erstenmal allein
Mit sich das junge Paar,

Im Paradies sie durften sein,

Wie’s Adam mit der Eva war.

R e frain:

Dann küsst heiss und innig mit seligem Blick
Der Hermann sein Weib, seine Liesbeth,

Im Herzen das sonnige, wonnige Glück
Und im Schlafzimmer das Paradiesbett!

Dann küsst heiss und innig mit seligem Blick
Der Hermann sein Weib, seine Liesbeth,

Im Herzen das sonnige, wonnige Glück
Und im Schlafzimmer das Paradiesbett!

In der Zeit des Junggesellen
Haftete ihm manches an,

Was sich in den meisten Fällen
Nicht mehr schickt für'n Ehemann.

Aber Stammtisch, nächt’ges Bummeln,

Der Verein, 's ist alles aus,

Nirgends kann er sich mehr tummeln,

Denn sie wartet ja zu Haus.

Doch Hermann all' das nicht vermisst,

Sein Heim erfüllt den Sinn,

Und glücklich alles er vergisst
Bei seiner Flitterwöchnerin.

Refrain.

Bei dem Paradiesbett stehen
Sah man bald ein kleines Bett,

Drinnen könnt man liegen sehen
Froh ein Baby frisch und nett.

Und in jedem Jahr auf's neue
Gott solch’ Zeichen ihnen schenk',
Wohl zum Lohn für ihre Treue
Mit dem Segen sie bedenkt.

Und froh gedeiht die lust'ge Schar,
Beglückt die Eltern schaun,

Warum so gross dies Eh'glück war,
Merkt es, ihr Männer euch und Frau’n.
Re fr ai n.

Silberfäden glänzend zogen
Durch das Haar der beiden schon,
Liebesglanz ist zwar verflogen,

Doch es blieb der Liebeslohn.

Und nach fünfundzwanzig Jahren
Schmückt die Silbermyrthe sie,

Noch im Paradies sie waren,

Das Geschick vertrieb sie nie.

Es schützt vor Sorg' und Sündenfall
Ein häuslich Glück dies Paar,

Am Silberabend tönt der Schall des
Liebeswortes echt und wahr.

Refrain.

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Index
Heinrich Reinhold Pfeiffer: Aus dem Festzug
Eff Ess: Jefrem und Bahadur
Karlchen: Welträtsel
 
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