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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 15.1910, Band 2 (Nr. 27-52)

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Nr. 51
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https://doi.org/10.11588/diglit.3954#0723
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Der unschuldige Retcbshanjler

„was kann ich denn dafür, wenn der
schwarzblaue Block zufällig den Vorteil von
meiner Politik hat?!"

*

Serbitckes IäyN

oder

Das Volapük des Königs Peter

Belgrad. Konak. Trotzig steht der
Jüngling Georg vor King Peter.
Imponierend mit der Krone
Steht der Vater vor dem Sohne.

Prost! Man sieht mit Slibowitzen
Prinz und König sich erhitzen.

Ringsum aus den Nebenzimmern
Hört man Adjutanten wimmern.

Die der Prinz im Iugendmute
Mit dem Absatz interwjuhte.

Stille. Plötzlich spricht der Kenig:
„Georg, Du gejallst mir wenig.

Und dem Kronprinz, Deinem Bruder
Schildert man Dich als ein Luder.

Dieses Kind will sich verkriechen.

Denn es kann Dich nicht mehr riechen!
Darum, lieber Sohn, verdufte!" —

Dieser zarte Wink verpuffte.

Denn der Prinz, mit frechem Lachen
Gröhlte nur: „Na prost Papachen!"

Staunen. Unmut. Slibowitze.
Grimmentfaltung, neue Hitze.

Plötzlich von der höchsten Stelle
Senkt auf Georg sich die Schelle,

Die man hier im deutschen Reiche
Lyrisch nennt des Ohres Feige.

Pause, abgeebbte Hitze.

Andacht. Keine Slibowitze.

Sinnend vor dem Königsthrone
Steht der Vater mit dem Sohne.

Eindruck: eine schöne Sache
Ist die menschlich klare Sprache!

Dieses Volapük der Hände
Spricht in solchen Fällen Bände.

Georg, sagt man, sei betroffen
Aus dem Konak fortgeloffen.

Eff Ess

Keine Idee!

Mit Recht sagte der Kriegsminister
von Heeringen im Reichstag: Im Ehren-
kodex für Offiziere kommt das Wort
Duellzwang nicht vor. Keine Idee! Also
existiert ein Duellzwang für Offiziere nicht.

In der ganzen Bibel, die doch alle
Wahrheiten derMenschheit enthält, kommt
das Wort Automobilismus nicht vor. Also
existiert der Automobilismus gar nicht.
Und wenn der Vogel Strauß seinen Kopf
in den Sand steckt, so sieht er keinen
Kriegsminister. Also existiert ein Kriegs-
minister gar sticht.

Kheclive

Zeitgemäß Szeremley

„Möchten S' mir Ihre Gouvernante verleihen?"

„Zu welchem Zweck?"

„Wir haben französisches Vieh in's Schlacht-
haus zu treib, n."

*

Zehn Gebote

Kractke, der Moses des Verkehrs, hat in
Erwägung, daß viel zu viel telephoniert wird
und daß das Telephonieren viel zu billig ist,
für das telephonierende p. t. Publikum folgende
Gebote verkündet:

1. So du telephonieren willst, telephoniere
nicht, sondern überlege dir die Sache erst noch
einmal.

2. Wenn du noch eine Mutter hast, so frage
sie, die erfahrener ist als du, ob du deine Ab-
sicht ausführen sollst.

3. Rufe auch die Familie und deine älteren
Freunde zusammen und lege ihnen die Frage
vor, ob du wohl tust, zu telephonieren.

4. Wenn sie alle ja sagen, so verschiebe es
auf morgen, weil du über Nacht anderen Sinnes
werden kannst. Denn du sollst nicht unnütz
telephon'eren.

5. Telephoniere nicht des Morgens, denn
d'e Beamten könnten noch müde sein. Tele-
phoniere nicht des Mittags, denn zur Börsenzeit
ist die Leitung doch besetzt. Telephoniere nicht
nachmittags, denn die Beamten könnten einen
Mittagsschlaf tun. Telephoniere nicht abends,
denn dann wird es schon dunkel. Telephoniere
nicht des Nachts, denn dann kostet es 20 Pfg.
extra. — Sondern suche dir zum Telephonieren
eine geeignete Zeit aus.

6. Bestätige jedes telephonische Gespräch
durch eine Postkarte.

7. Da du das Gespräch doch bestätigen
mußt, so telephoniere lieber nicht, sondern schreibe
gleich eine Postkarte.

8. So du nach dem neuen Fernsprechtarif
zu niedrig eingeschätzt bist, so lasse es dir nicht
gefallen, sondern reklamiere.

9. So du nicht gleich verbunden wirst, sei
nicht ungeduldig, sondern warte einige Tage.

10. Telephoniere nie, sondern verwende deine

Zeit nützlich, z. B. zum Bezahlen der Telephon-
gebühr. Erido

Herr von Oldenburg-Januscbau

„Auf die öffentliche Meinung gebe ich wenig
— von meinem erhöhten Standpunkt aus!"

*

An den Elefanten,
der vom Rronprinzen erlegt wurde

Du hast dir ewigen Glanz und Ruhm erworben,
Als Heiligen ehrt dich stolz das deutsche Land!
Du bist für unser Vaterland gestorben.

Ein Patriot und Held, o Elefant!

Ach, Seine Kaiserliche Hoheit schossen
Höchstselbst auf dich. Wie ruhmvoll stehst du da!
Dein Blut ist für Altar und Thron geflossen,
Wir preisen dich. Hurra, hurra, hurra!

Dein Name ist ein heiliges Vermächtnis,
Sowohl dem Bürgertum als der Armee.

Daß auch die Nachwelt ehre dein Gedächtnis,
Gebührt dir eine Marmorstatue.

Doch wenn auch sammeln alle deutschen Rentner,
So wird dies doch noch nicht genügend sein;
Wir brauchen nämlich viele, viele Zentner
Zur Statue vom besten Marmorstein.

Die Marmorpreise sind zu hoch gestiegen.
Drum wirst du allergnädigst nur ernannt,

Weil du aus Geldnot kannst kein Denkmal kriegen,
Posthum zum Hof- und Leib-Erzelefant.

Max

*

Politisches!

In einem Dorfe eines Schwarzwaldtales, das
nicht nur wegen seiner Schönheit, sondern auch
wegen der großen Zahl der jährlich zur Welt kom-
menden unehelichen Rinder berühmt ist, hält der
Amtsvorstand Ortsbereisung ab. Am Eingang des
Dorfes trifft er den Ortsxfarrer, den er unter
anderem bittet, er möge seine ganze seelsorgerliche
Autorität aufbieten, um die Verhältnisse in sitt-
licher Beziehung zu bessern.

„Dös g'hört nit zur Politik, Herr
Oberamtmann," war die Antwort des
Pfarrers.

Prophezeiungen

Herr v. d. heydebrand besuchte kurz
nach der Labiauer Stichwahl eine Berliner
Wahrsagerin, „was kannst Du mir
über unsere politische Zukunft verkünden,
teueres Weib?"

„Ick habe bet sichere Iefühl, daß J9U
uff noch mehr konservativen Plätzen
liberale Loosen sitzen werden!"

F. Heubner

prc

„Apropos, Baron, — was macht denn der kleene Graf
ßnitz?"

„Hat Festung — acht Tage glaub ich —"

„I tut!" — was hat denn der gestohlen?"

Zur gefl. Beachtung!

Mit der nächsten Nummer schliesst die
„Jugend“ das vierte Quartal des Jahr-
ganges 1910. Wir richten an unsere ver-
ehrl. Abonnenten das höfl. Ersuchen um
sofortige Erneuerung des Abonnements, da-
mit im Fortbezug der Zeitschrift keine
Störung eintritt.

Verlag der Münchner „Jugend *

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Tja,
noch
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liebe
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Index
Frido: Zehn Gebote
Khedive: Keine Idee!
Redaktioneller Beitrag: Redaktionelle Notiz
[nicht signierter Beitrag]: Prophezeiungen
Max: An den Elefanten, der vom Kronprinzen erlegt wurde
[nicht signierter Beitrag]: Politisches!
Friedrich (Fritz) Heubner: In Bonn
Monogrammist Frosch: Herr von Oldenburg-Januschau
Julius v. Szeremley: Zeitgemäß
Monogrammist Frosch: Der unschuldige Reichskanzler
Eff Ess: Serbisches Idyll oder Das Volapük des Königs Peter
 
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