Pastor Breithaupts Zukunft
Scbwarjblaue T^urmmusih
ist gesichert: Das bayrische Zentrum hat ihn als Leiter
einer Volksschullehrer-Erziehungs-Anstalt gewonnen. Die
Wahl erfolgte mit allen gegen eine Stimme, die einen
weniger sentimentalen Leiter wünschte.
„wir blasen heut' sortissimo:
verschon' uns. Uerr, mit Qualen
— halleluja und horrido —
Und gib' uns gute Wahlen!
hurra, das neue Jahr ist da!
bas alte war ein lecker's!
Schick, herr, die Pest und (holera
Den Sozi und den Beckers!"
Wiener Fragebogen
Die Religionsprofessoren der wiener Mittel-
schulen erhielten kürzlich einen Fragebogen, dessen
Zweck nicht zweifelhaft sein kann, werden doch
z. B. Fragen wie die folgenden gestellt: „fallen
Sie besondere Erfahrungen über das religiöse Ver-
halten der Schüler in den Hauptferien gemacht?"
„Stellungnahme des Elternhauses zur religiösen
Ausbildung des Schülers überhaupt und zum
Religionslehrer?" „In welcher weise pflegen
die Schüler an Vertiefung des religiösen Wissens
und Lebens außerhalb des Unterrichts teilzu-
nehmen (Kongregationen rc.)?"
Diese Fragen sind denn doch viel zu allgemein
gefaßt; sie müßten mehr spezialisiert werden.
Etwa in nachstehender Art:
„Beschäftigen die Eltern des Schülers
protestantische oder jüdische Dienstboten?"
„Trinkt der Vater anderen Likör als
Klosterschnäpse?"
„welche Note hatte die Mutter des
Schülers in Religion?"
„Sorgt der Schüler in angemessener
weise dafür, daß seine Eltern Sonntags
in die Kirche gehen?"
„Tragen die Schwestern des Schülers
Kombination?"
„wie heißen die Kaffeekränzchen-
schwestern der Mutter und wie die Stamm-
tischbrüder des Vaters? (Genaue Angabe
des Namens, Alters, Religion, Höhe des
Steuerzettels, der Orthographie, Zeitungs-
lektüre und Kragennummer.)
Ein solcher Fragebogen könnte viel
Segen spenden. Nachhaltige Erfolge freilich
könnten nur erzielt werden, wenn die Reli-
gionslehrer endlich das ihnen schändlicher-
weise noch immer vorenthaltene Recht er-
hielten, den Eltern der Schüler Arreststrafen
und Strafarbeiten zu diktieren.
Kartellen
Aus Anderthalbasien
Sergej Andrejewitsch Puljakinski und sein
Freund Konstantin Szymonoff Schtscherbatin gehen
im Geschäftsviertel von Georginoslaw spazieren.
Das Schaufenster eines Juweliers fesselt ihre Auf-
merksamkeit, denn es enthält u. a. ganz reizende
Zigarrenetuis mit Darstellungen nach Fragonard,
Lancret und Boucher.
„Schau, Brüderchen," sagt Konstantin Szymo-
noff, „das wär' etwas für Dich. Kauf' Dir doch
eines dieser hübschen Etuis!"
„Viel zu teuer! Das billigste kostet 30 Rubel,"
sagt Sergej Andrejewitsch. „Ein armer Gerichts-
beamter wie ich, kann sich das nicht kaufen. Aber
da die entzückenden Bilder glücklicherweise unan-
ständig sind, werde ich die Sachen konfiszieren."
Fürstlicher Opfermur
wie sehr man unseren Großagrariern Unrecht
tut, wenn man ihnen vorwirft, sie wollten nichts
tun, die Fleischnot zu lindern, das hat so recht
wieder der Präsident der badischen Landwirtschaft^-
kammer, Prinz L ö w e n st e i n erwiesen. In seinen
Ställen zu Langenzell ist die S ch w e i n e s e u ch e
ausgebrochen. Er aber sagte: das Volk soll da-
rum doch sein Schwein im Topfe haben, und ver-
kauft krankheitsverdächtige Tiere in größerer Zahl
an Heidelberger Metzger. Er gab sie fast um die
Hälfte des sonst üblichen Preises, um so dem
Volke billiges Fleisch zu liefern. Einmal wurden
gleich 28 Tiere zu sofortiger Abschlachtung ge-
schickt, deren Blut man aus großmütiger Fürsorge
und lächerlicher Gewissenhaftigkeit laufen ließ, ein
andermal ein Dutzend, von denen 3 zum
Abdecker, 9 in den bekannten Topf kamen.
Der Heidelberger Schlachthaus - Direktor
meinte hinterher freilich, die Lieferung wäre
bester unterblieben. Aber wie gesagt, der
Prinz meinte: Schwein muß der Mensch
haben, und so opferte er den Stolz seiner Ställe.
Nun denke man, welche Fülle von Groß-
mut: Erstens gab er das Fleisch so billig
her! Zweitens überwand er a) seine mo-
ralischen Bedenken und riskierte d) seinen
geschäftlichen Ruf. Alles bloß dem Volk
zu Liebe, würde das irgend ein bürger-
licher Landwirt getan haben? Den hätten
sie schön beim Wickel gekriegt! Fips
Ministerielle Nahrungschemie
Das preußische Landwirtschastsministerium
hat den landwirtschaftlichen Forlbildungs-
schulen das erste Hell der Monatsschrift für
das ländliche Fortbildungsschulwesen in
Preußen zugeschickt, in dem sich eine Abhand-
lung über die Kartoffel und den Kartoffel-
schnaps findet. Wörtlich heißt es: „MitMaßen
genossen ist der Branntwein nicht nur ein
durchaus unschädliches, sondern ein entschieden
bekömmliches Genußmittel." — Das nächste
Heft der Zeitschrift wird die Artikel enthalten:
„Der Tabak als eiweißhaltigstes Nahrungs-
mittel", „Selbstmord als Vorbeugungsmittel
gegen Zahnschmerzen." Die Ernennung des
preuß Landwirtichallsministers zum Ehren-
doktor der Medizin steht unmittelbar bevor.
Helios
Szene im Gefängnis K- Arnold
Gefängnisdirektor (zum Gefängniswärter): „Den
Sträfling Lecker in'ne Einzelzelle! Damit die Einbrecher
nicht durch seinen freisinnigen Umgang verdorben werden!"