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Hus einer Kezensenten-Mappe

Telepathie

Beim Theater gibt es wunderbare Fern-
wirkungeu. Ich habe von der Naiven neulich
behauptet, daß sie außerordentlich hübsch aus-
gesehen hätte. Am andern Tag begegnete mir
die Sentimentale, die in dem Stück gar nichts
zu tun hat, und sagte: „Was haben Sie
eigentlich gegen mich?"

Objektivität

Ein rheinischer Direktor pflegte nach den
Premieren dem Autor jeweils ein Bankett zu
geben, zu dem auch die Theaterreferenten Ein-
ladungen erhielten. Es wurde da aber nie
Sekt gereicht. Die Herren fühlen sich sonst
verpflichtet, sagte er, das Stück zu verreißen,
um ihre Objektivität zu beweisen. B.

*

Liebe Jugend!

Im Gegensatz zu unserer Marie, liebt es die
Kollegin vom oberen Stock, beim Einholen des
Abendtrunks längere Zeit plaudernd auf der Straße
zu verweilen. Um nun für diese dem Bier wenig
zuträgliche Promenade eine Batschgenossin zu ge-
winnen, hielt sie kürzlich unsrer Marie, als diese
mit dem vollen Krug schleunigst ins Haus zurück-
kehren wollte, eine Standrede: „warum tust denn
allwei' gar so geschwind mit Dei'm Bier?"

„weil's sonst net frisch bleibt."

„So, Du bist rto\ schön dumm! wann i
amal lang ausblieben bin, nacher mach i ein-
fach den Schaum wieder drauf mit dein
Hausschlüssel."

Kleines Gespräck o. Hertting

„Sehen Sie — ich als Vegetarier spüre
nichts von einer Fleischnot —"

„Ja — ich glaub's schon. Dafür dürfen
S' aber auch nicht mit drüber schimpfen!"

*

Hotelgeschichten

Franziskus Kawsky, Manufaktur- und Mode-
waren, Markt Nr. fährt — ohne Frau — „zum
Einkauf" nach Berlin. Abends macht er eine
sehr nette Bekanntschaft, mit der er sehr viel
Sekt trinkt und schließlich gegen 4 Uhr morgens
sein Hotel aufsucht. Auf den Meldezettel schreibt
er seinen Namen und Wohnort und fügt dann,
nach einem „Ja so", noch die Worte „und Frau"
hinzu. Früh um 8 Uhr reist er ab. Am nächstem:
Morgen erhält Frau Kawsky in Z. ein Post-
paket mit einem Brief der Direktion des B.-Hotels:
„Sehr geehrte Frau, anbei beehren wir uns, Ihnen
das von Ihnen gestern auf Zimmer Nr. ver-
sehentlich zurückgelassene — Korsett ergebenst zu
überreichen ..."

Comunct

So nennt sich der große Mann, der eine
„lyrische Erzählung" unter dem rätselvollen
Titel „Gesundheit?" geschrieben hat. Er gießt
einen schönen Inhalt in eine schöne Form; er
schreibt nämlich „fonetisch", d. h. alles so, wie
es seinem Ohre klingt, z. 33. statt des weichen
ch i, statt ei ai, statt z ts u. s. w.; und weil
neben einem solchen Manne alles in der Welt
klein erscheint, so schreibt er auch alles klein,
nach gesunthait schtet ain fragetsaijen,
dis bedoitet, wi es komen mus:
wen di feie tut dem laib entwaijen,
komt ain fragetsaijen auch am schlus.
eos mit dem mund im scheuen Kunde —
eomund, wi klinkt dis fol und rund,
gold hast du auch, wie di morgenschtunde,
schtoltser, groser eomund im mund.
wi wen schtreme felsen mit sij reißen,
donert daine rede, gar nijt faul,
und so markij must auch du, her, heißen
eomund nijt, sondern eomaul!

Frido

*

Liebe Jugend!

Line Lisenbahnbehörde hat im Etat die Er-
weiterung einer ganzen Anzahl Bahnwärter-Däuser
beantragt mit der Begründung, daß diese Beamten
im Bezirk besonders zahlreiche Familien hätten.
Der Ministerialkommiffar stellt bei den ersten drei
Bahnwärtern, die er befragt, fest, daß sie je 5, 6
und \ \ Kinder haben. Die Kommission ist erschüttert.
Erst der vierte Beamte gibt an, nur ein Kind
zu haben. Man atmet auf. Aber schon tritt der
Bahnmeister mit den Worten heran: „Herr Ge-
heimrat, das junge Paar ist erst 4 Monate ver-
heiratet."

Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „JIJGEISD“ Bezug: zu nehmen.

36

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G. Hirth’s )

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A. Zimmerhi
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Georg Hertting: Kleines Gespräch
Frido: Eomund
 
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