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Der neue Plutarcb
„Jeffas, jeffas!" brummte der bayrische
Löwe, „i werd doch nit aa den Modernisten-
eid schwören müssen?!"
ver ewige .>Milderuiigs"grliml
Ziemlich toll treibt's der Student, der Bonner,
Wenn der Wechsel eingetroffen ist:
Soll der Münchner gar nichts tun, zum Donner-
wetter, wenn er mal besoffen ist?!
Ach, wie öd ist nächtlich so ein Bummel-
Zug, der ohne Ulk, Radau und Rummel!
Gibt's drum einen Einfall, einen nettern.
Für den bombenvollen Studio,
Als dem Dampfroß auf das Dach zu klettern
Und herumzuhopsen wie ein Floh?!
Wie idyllisch, läßt der Mann da droben
Stundenlang des Dampfes Pfeife toben!
Ei, das kann nicht jeder, meine Herren! —
Und trotzdem beschloß die Polizei,
Diesen Sünder vors Gericht zu zerreu.
Weil sein Kunststück grober Humbug sei!
Doch ein Studio, der es den Bonnern
Gleichtut, läßt sich nicht so rasch verdonnern,
Sondern wehrt sich ritterlich und kundig
Und beruft sich stets mit Offenheit
(Andre Leute halten's zwar für schundig!)
Auf die gründliche Besoffenheit!
„Gnade, Gnade," winselt da der „Ritter"
Bor Gericht, „ich trank ein Dutzend Liter!" —
Der Student, vielleicht wird er zum Richter-
Stande selber mit der Zeit gezählt
Und sein Urteil über Sünder spricht er,
Die aus Not und im Affekt gefehlt.
Hoffentlich läßt er dann Milde walten.
Die er selber seinerseits erhalten!
Beda
ä la Henrici
Dr. Henrici brachte, als er aus einer
Leipziger Studentenversammlung hi-
nausgeworfen werden sollte, ein Hoch
auf S. M. aus und eniwaffnete durch
diesen Akt der Geistesgegenwart seine
wütenden Gegner.
Ein berüchtigter „Geldschrankknak-
ker" rettete sich in ähnlicher Weise
aus einer fatalen Situation. Als er
an der Kasse des Bankier Meyer
bei der „Arbeit" betroffen wurde,
stimmte der alte Gauner plötzlich mit
kräftiger, sympathischer und wohl-
lautender Stimme das herrliche Kir-
chenlied „Ueb immer Treu und Red-
lichkeit" an. Herr Meycr, in dem
Glauben, ein Mitglied irgend einer
christlichen Mission vor sich zu haben,
ließ den Räuber entwischen. —
Bei dem Krawall in Moabit sollte
ein Mann, der ahnungslos seinen
Weg ging, von einem Schutzmann und
drei „Kriminalen" fürchterlich ver-
hauen werden. Als er die Gefahr,
in die er plötzlich gekommen war, be-
merkte, zog er höflich seinen Hut und
fragte, ob die Herren sich vielleicht an
der von Herrn von Manleuffel ange-
regten Kollekte für die Berliner Schutz-
mannschaft, die stet; voll und ganz
ihre Pflicht getan, freundlichst mit
einem Scherflein beteiligen möchten.
Diesem glückte der Trick aber nicht!
Ihm wurden drei Rippen, das Brust-
bein und die Nase zerschmettert, ein
Ohr abgerissen und der Sitzteil des
Körpers bis zur Unkenntlichkeit be-
arbeitet.
^ w. 1%-::
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*
Neujahrstraum
Michel: ,,Zu verrückt Hab' ich geträumt in der
Reujahrsnacht! Ich must wohl doch zu viel Punsch
getrunken haben: Ein Moabiter Schutzmann ver-
prügelte den Pastor Breithaupt und der Landrat
von Maltzahn satz im Gefängnis, mit Gutsbesitzer
Becker als Ausseher, und über allem schwebte der
Reichskanzler als Engel der Gerechtigkeit!"
Aphorismen zum Phänomen des
sprechenden Fundes
Don ist ein neuer Beweis für die Seelen-
wanderung: da er am deutlichsten die Worte
„haben! haben!" spricht, war er sicher einst ein
Steuerbote.
Don hat einen neuen Beweis seines Kön-
nens gegeben. Jüngst behaupteten zwei Be-
sucher, man könne die Laute Dons nicht als
Sprechen bezeichnen, da er zwar Worte von
sich gebe, aber nichts dabei denke.
„Und Ihr Menschen?" sagte Don deutlich.
Zukunftsszene am Telefon: „Hier Hund von
Herrn Meyer. Die Herrschaften sind leider nicht
zu Hause. Soll ich etwas ausrichten?"
Karlcheu
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Der neue FMutarcb
Als der deutsche Kronprinz auf Ceylon
weilte, zeigte man ihm u. a. auch die Sehens-
würdigkeiten eines berühmten Tempels. „Raiser-
liche Hoheit, unsere größte Reliquie: der
heilige Za hn!"
„Sehr interessant! Gewiß ein Backenzahn
vom ersten Landrat?!"
Zwei Seelen
Der arme Teufel von Privatdozent
Theologiae an der Alma mater,
Er leidet gegenwärtig vehement
An einem riesigen moralischen Rater.
Zwei Seelen wohnen jetzt tu seiner Brust —
Das heißt: die eine wohnt in seinem Magen
Und wird er kühn der ander n sich bewußt,
Hat jener schwer die Konsequenz zu tragen!
Als Hochschullehrer darf er jederzeit
Sich wider Willensknechtung noch empören
Und braucht den säubern Modern!steneid,
U?enn sein Gewissen Nein sagt, nicht zu schwören.—
Jedoch als Priester hat er seine Not. —
Reicht sein Dozentenamt ihm nicht zum Leben
Und gibt ihm wo ein geistlich Aemtlein Brot,
Dann wird man ihn des Eides nicht entheben.
Und schwört er nicht — so wird man ihn darum
Bom magern Hochschulpöstlein nicht entfernen,
Doch aus dem fetten Benefizinm —
Dann wird er schon durch Hunger mores lernen!
Gevatter Staat? Der trägt es resigniert,
Wenn Rom durch Zwiespalt und Gewissensqualen
Der Jugend Lehrer demoralisiert,
Die wir mit unfern Steuergroschen zahlen!
Gevatter Staat ist viel zu christlich,
schaut,
Als daß er Rom beu Backenstreich
verdächte:
Und wenn's ihn auf die linke
Wange haut,
So bietet er voll Demut noch die rechte,
Pips
Liebe Jugend!
Der kolossale Erfolg des sprechen-
den Hundes ließ Herrn Anton Nudl-
meier nicht ruhen. Was dem Hunde-
vieh möglich ist, mußte auch seiner
Katze möglich sein. Also bemühte sich
Anton Nudlmeier mit allen Mitteln
der Schläue, seiner Katze Worte bei-
zubringen. Umsonst. Da reißt endlich
dem Erschöpften die Geduld: wütend
nimmt er das ungelehrige Tier, schleu-
dert es in die Ecke und schreit: „Mi
kannst gern harn!"
„Mi — au'!" antwortet die Katze.
Awe
r
Du glaubst zu zwicken und du wirst gezwickt!
Der Papst soll über die Modernisten geäustert haben, er werde sie
nicht nur mit Ruten, sondern mit Skorpionen züchtigen.
„Gibt es denn im Vatikan Skorpione?" srugen seine Ratgeber mit
per sanftesten Unschuldsmiene. (Z'eichn. v. a. Sciimirniammer)
Gespräch am Potsdamer Bahnhof
„Aber, mein Gott, Sie sehen ja
ganz abgerissen aus!"
„Ich habe mich extra so angezogen, da-
init ich nicht überfallen werde. Ich will
heute abend mit dem Südring fahren.,,
J»
Der neue Plutarcb
„Jeffas, jeffas!" brummte der bayrische
Löwe, „i werd doch nit aa den Modernisten-
eid schwören müssen?!"
ver ewige .>Milderuiigs"grliml
Ziemlich toll treibt's der Student, der Bonner,
Wenn der Wechsel eingetroffen ist:
Soll der Münchner gar nichts tun, zum Donner-
wetter, wenn er mal besoffen ist?!
Ach, wie öd ist nächtlich so ein Bummel-
Zug, der ohne Ulk, Radau und Rummel!
Gibt's drum einen Einfall, einen nettern.
Für den bombenvollen Studio,
Als dem Dampfroß auf das Dach zu klettern
Und herumzuhopsen wie ein Floh?!
Wie idyllisch, läßt der Mann da droben
Stundenlang des Dampfes Pfeife toben!
Ei, das kann nicht jeder, meine Herren! —
Und trotzdem beschloß die Polizei,
Diesen Sünder vors Gericht zu zerreu.
Weil sein Kunststück grober Humbug sei!
Doch ein Studio, der es den Bonnern
Gleichtut, läßt sich nicht so rasch verdonnern,
Sondern wehrt sich ritterlich und kundig
Und beruft sich stets mit Offenheit
(Andre Leute halten's zwar für schundig!)
Auf die gründliche Besoffenheit!
„Gnade, Gnade," winselt da der „Ritter"
Bor Gericht, „ich trank ein Dutzend Liter!" —
Der Student, vielleicht wird er zum Richter-
Stande selber mit der Zeit gezählt
Und sein Urteil über Sünder spricht er,
Die aus Not und im Affekt gefehlt.
Hoffentlich läßt er dann Milde walten.
Die er selber seinerseits erhalten!
Beda
ä la Henrici
Dr. Henrici brachte, als er aus einer
Leipziger Studentenversammlung hi-
nausgeworfen werden sollte, ein Hoch
auf S. M. aus und eniwaffnete durch
diesen Akt der Geistesgegenwart seine
wütenden Gegner.
Ein berüchtigter „Geldschrankknak-
ker" rettete sich in ähnlicher Weise
aus einer fatalen Situation. Als er
an der Kasse des Bankier Meyer
bei der „Arbeit" betroffen wurde,
stimmte der alte Gauner plötzlich mit
kräftiger, sympathischer und wohl-
lautender Stimme das herrliche Kir-
chenlied „Ueb immer Treu und Red-
lichkeit" an. Herr Meycr, in dem
Glauben, ein Mitglied irgend einer
christlichen Mission vor sich zu haben,
ließ den Räuber entwischen. —
Bei dem Krawall in Moabit sollte
ein Mann, der ahnungslos seinen
Weg ging, von einem Schutzmann und
drei „Kriminalen" fürchterlich ver-
hauen werden. Als er die Gefahr,
in die er plötzlich gekommen war, be-
merkte, zog er höflich seinen Hut und
fragte, ob die Herren sich vielleicht an
der von Herrn von Manleuffel ange-
regten Kollekte für die Berliner Schutz-
mannschaft, die stet; voll und ganz
ihre Pflicht getan, freundlichst mit
einem Scherflein beteiligen möchten.
Diesem glückte der Trick aber nicht!
Ihm wurden drei Rippen, das Brust-
bein und die Nase zerschmettert, ein
Ohr abgerissen und der Sitzteil des
Körpers bis zur Unkenntlichkeit be-
arbeitet.
^ w. 1%-::
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n\
*
Neujahrstraum
Michel: ,,Zu verrückt Hab' ich geträumt in der
Reujahrsnacht! Ich must wohl doch zu viel Punsch
getrunken haben: Ein Moabiter Schutzmann ver-
prügelte den Pastor Breithaupt und der Landrat
von Maltzahn satz im Gefängnis, mit Gutsbesitzer
Becker als Ausseher, und über allem schwebte der
Reichskanzler als Engel der Gerechtigkeit!"
Aphorismen zum Phänomen des
sprechenden Fundes
Don ist ein neuer Beweis für die Seelen-
wanderung: da er am deutlichsten die Worte
„haben! haben!" spricht, war er sicher einst ein
Steuerbote.
Don hat einen neuen Beweis seines Kön-
nens gegeben. Jüngst behaupteten zwei Be-
sucher, man könne die Laute Dons nicht als
Sprechen bezeichnen, da er zwar Worte von
sich gebe, aber nichts dabei denke.
„Und Ihr Menschen?" sagte Don deutlich.
Zukunftsszene am Telefon: „Hier Hund von
Herrn Meyer. Die Herrschaften sind leider nicht
zu Hause. Soll ich etwas ausrichten?"
Karlcheu
fl i
r
ä
u
&
A
>
Der neue FMutarcb
Als der deutsche Kronprinz auf Ceylon
weilte, zeigte man ihm u. a. auch die Sehens-
würdigkeiten eines berühmten Tempels. „Raiser-
liche Hoheit, unsere größte Reliquie: der
heilige Za hn!"
„Sehr interessant! Gewiß ein Backenzahn
vom ersten Landrat?!"
Zwei Seelen
Der arme Teufel von Privatdozent
Theologiae an der Alma mater,
Er leidet gegenwärtig vehement
An einem riesigen moralischen Rater.
Zwei Seelen wohnen jetzt tu seiner Brust —
Das heißt: die eine wohnt in seinem Magen
Und wird er kühn der ander n sich bewußt,
Hat jener schwer die Konsequenz zu tragen!
Als Hochschullehrer darf er jederzeit
Sich wider Willensknechtung noch empören
Und braucht den säubern Modern!steneid,
U?enn sein Gewissen Nein sagt, nicht zu schwören.—
Jedoch als Priester hat er seine Not. —
Reicht sein Dozentenamt ihm nicht zum Leben
Und gibt ihm wo ein geistlich Aemtlein Brot,
Dann wird man ihn des Eides nicht entheben.
Und schwört er nicht — so wird man ihn darum
Bom magern Hochschulpöstlein nicht entfernen,
Doch aus dem fetten Benefizinm —
Dann wird er schon durch Hunger mores lernen!
Gevatter Staat? Der trägt es resigniert,
Wenn Rom durch Zwiespalt und Gewissensqualen
Der Jugend Lehrer demoralisiert,
Die wir mit unfern Steuergroschen zahlen!
Gevatter Staat ist viel zu christlich,
schaut,
Als daß er Rom beu Backenstreich
verdächte:
Und wenn's ihn auf die linke
Wange haut,
So bietet er voll Demut noch die rechte,
Pips
Liebe Jugend!
Der kolossale Erfolg des sprechen-
den Hundes ließ Herrn Anton Nudl-
meier nicht ruhen. Was dem Hunde-
vieh möglich ist, mußte auch seiner
Katze möglich sein. Also bemühte sich
Anton Nudlmeier mit allen Mitteln
der Schläue, seiner Katze Worte bei-
zubringen. Umsonst. Da reißt endlich
dem Erschöpften die Geduld: wütend
nimmt er das ungelehrige Tier, schleu-
dert es in die Ecke und schreit: „Mi
kannst gern harn!"
„Mi — au'!" antwortet die Katze.
Awe
r
Du glaubst zu zwicken und du wirst gezwickt!
Der Papst soll über die Modernisten geäustert haben, er werde sie
nicht nur mit Ruten, sondern mit Skorpionen züchtigen.
„Gibt es denn im Vatikan Skorpione?" srugen seine Ratgeber mit
per sanftesten Unschuldsmiene. (Z'eichn. v. a. Sciimirniammer)
Gespräch am Potsdamer Bahnhof
„Aber, mein Gott, Sie sehen ja
ganz abgerissen aus!"
„Ich habe mich extra so angezogen, da-
init ich nicht überfallen werde. Ich will
heute abend mit dem Südring fahren.,,
J»
Plutarch [Pseud.]: Der neue Plutarch
Awe.: Liebe Jugend!
[nicht signierter Beitrag]: Gespräch am Potsdamer Bahnhof
[nicht signierter Beitrag]: à la Henrici
Karlchen: Aphorismen zum Phänomen des sprechenden Hundes
Pips: Zwei Seelen
Monogrammist Hammer: Du glaubst zu zwicken und du wirst gezwickt!
Beda: Der ewige "Milderungs"grund
Arpad Schmidhammer: Illustration zum Text "Der neue Plutarch"
Monogrammist Frosch: Neujahrstraum
Awe.: Liebe Jugend!
[nicht signierter Beitrag]: Gespräch am Potsdamer Bahnhof
[nicht signierter Beitrag]: à la Henrici
Karlchen: Aphorismen zum Phänomen des sprechenden Hundes
Pips: Zwei Seelen
Monogrammist Hammer: Du glaubst zu zwicken und du wirst gezwickt!
Beda: Der ewige "Milderungs"grund
Arpad Schmidhammer: Illustration zum Text "Der neue Plutarch"
Monogrammist Frosch: Neujahrstraum