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„Der geht nie ohne Schirm aus!

Oer SittUcKKeitSLpoftei Albert WeIsgerber (München)

wenn et ein sittenloses Hundepärchen sieht, spannt er ihn rasch darüber!"

vevolion

Von Hanns Mitkalin

In Hatzenberg, dem bekannten Dörfchen un-
weit der Hauptstadt, waren die Leutchen ein
wenig aufgeregt. Der Landesherr hatte den
Bürgermeister verständigen lassen, daß er an-
derntages im Hatzenberger Revier auf Fasanen
schießen werde. Das kam ja einigemal im
Jahre vor und die Untertanen kannten den
Fürsten. Diesmal aber saßen die neunmal-
weisen Ortspapas mit wichtigen Gesichtern zu-
rate, denn sie wollten den allerhöchsten Herrn
anpumpen.

Sie hatten seinetwegen Schulden gemacht,
als er vor einem Jahre die Goldene Hochzeit
gefeiert hatte, und nun wuchs ihnen die Last
der Schule und der Feuerwehr und der Sanitäts-
kolonne über den Kopf. Für eine Fürstenanlage
hatten sie Geld gehabt, aber der einzige Erfolg
dieses patriotischen Leichtsinnes saß im Knopf-
loch des Herrn Bürgermeisters, dem die kleine
Erinnerungsmedaille mit dem Birkenlaub an
der Krone und dem grün-gelben Bändchen ver-
liehen worden war. Zwar die allerletzte Aus-
zeichnung, aber das Bändel machte sich recht
dekorativ am Schanktisch des gestrengen Herrn,

der sein Amt mit dem Wirtsgeschäft praktisch
zu vereinen verstand. — Er war ein vortreff-
licher Mann von guten Grundsätzen und vieler
Würde. Und niemand im Orte, der das nicht
gerne bewiesen hätte.

„Meine Herren," sagte er soeben mit bedeut-
samem Ernste, „bei uns schaut's schlecht aus.
Wir müssen bauen und haben kein Geld. Was
meint Ihr, wenn wir morgen deputativ zum
allerhöchsten Herrn gingen und ihm eine Petition
überreichten? — Es kann uns ja nichts ge-
schehen und kriegen tun wir bestimmt etwas. —
Ich denke, wir gehen unser drei und ziehen
uns gut an und stellen uns an den Fürstenpark
zur Brücke, da kann er uns nicht ausweichen,
und übergeben ihm das Gesuch."

Es war gut so. Ihrer zwei bezeugten, daß
sie reine Bratenröcke und gebügelte Zylinder
hätten, und so beschlossen sie, am nächsten Tag
auf den hohen Iagdherrn zu warten, in der
Fürstenanlage bei der Brücke. Der Gemeinde-
schreiber verfaßte ein wunderschönes Gesuch um
einen Beitrag zur Schule und der Sanitäts-
kolonne, schrieb es auf Ministerpapier fein ab,
rollte es und siegelte die Hülle.

Am nächsten Tag standen sie bereits um
zwölf Uhr mittag am Posten, der Bürgermeister,
der Krämer Haller und der Bäckermeister Klaps,

und warteten des allerhöchsten Herrn, der ihnen
ein gnädiger Fürst sein und so um zwei Uhr
durchkommen sollte. Die Fürstenanlage war
abgesperrt, damit nicht Unberufene die große
Handlung stören konnten. — Weit weg, jenseits
des Stachelzaunes, stand das Volk und sah be-
wundernd nach den drei Heroen, die des Landes
Hoffnung erfüllen sollten. — Die glatten Zylinder
glänzten in der Sonne und die langen Röcke
flatterten so hübsch im Winde. Der Wirt hatte
am grün-gelben Band die kleine Erinnerungs-
medaille mit dem Birkenlaub an der Krone, und
alle drei trugen neue, weiße Lederhandschuhe.
Ihre Bewegungen waren gemessen, ihre Ruhe
tragisch, ihr Mut heldenhaft: es war ein schöner
und erhebender Anblick.

In seiner Rechten hielt der Bürgermeister
die weiße Rolle und ernst sah er den Weg ent-
lang, als erwartete er das Schicksal.

„Also merkt es Euch," sagte er knapp vor
zwei Uhr, und nachdem er tausendmal auf die
Uhr gesehen hatte, „Ihr seid ja noch nie vor
einem so hohen Herrn gestanden und wißt nicht,
daß solche jeden Mangel an Etiketterie nicht
verzeihen. Macht ganz genau, was ich mache,
und daß keiner vergißt, rechtzeitig den Hut ab-
zunehmen. Und dann-" Doch da

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Hanns Withalm: Devotion
Albert Weisgerber: Der Sittlichkeitsapostel
 
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