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Die Unionen und der vernünftige Pfarrer

In einem belgisch-deutschen Grenzort kam
eines Tages eine schon ziemlich bejahrte Frau zu
ihrem Seelsorger und erzählte halb aufgeregt und
halb verlegen dem scheinbar erstaunten Pfarrer,
daß sie in der vergangenen Nacht den hl. Petrus
„gesehen" habe.

Hochwürden, ein erfahrener Mann, tat recht
erfreut und lobte die Frau, weil sie in der christ-
lichen Vollkommenheit schon so große Fortschritte
gemacht habe.

Tr plauderte dann noch mit ihr zwanglos
über dies und jenes, und fragte dann plötzlich
und unvermittelt, aber in wohlmeinendem Ton:
„Aber nicht wahr — Sie trinken schon abends
auch ein Schnäxschen, bevor Sie sich zur Ruhe
legen?"

Das weiblein hätte nun diese Frage gerne
verneint, allein das echte Wohlwollen, das ihr
aus den Worten des Seelsorgers entgegenklang,
und sein zwingender Blick brachten sie zu dem
vielsagenden Geständnis: „Ja, ein Gläschen
wohl, Hochwürden!"

Tin triumphierendes Lächeln verschwand sofort
wieder auf dem Gesichte des Pfarrers, als er
hierauf in komischem Ernst zu der frommen Frau
sagte: „Na, seh'n Sie, da trinken Sie von heute
ab zwei Gläschen, dann Fehen* Sie den hl. Paulus
auch noch!"

*

Rmdermund

Klein-Ruth, das dreijährige Töchterchen einer
Gffiziersfamilie, muß einmal „verschwinden". Als
sie den „Ort" betritt, ist gerade der Bursche darin
mit Aufwischen des Fußbodens beschäftigt. Ruth
wird vor Scham blutrot, dann rafft sie allen Mut
zusammen und sagt hoheitsvoll: „Bitte, gehen
Sie einen Augenblick hinaus, ich habe in diesem
Zimmer zu tun!"

Abfuhr W- Krain

„Also gut! Ich miete das Zimmer! Ich mache
Sie aber darauf aufmerksam, daß mich meine Kusine
ab und zu besuchen kommt!"

„Wat?! Kusinen jibt et nich! Ick bin sexuell
usfjeklart."

Liebe Jugend!

Meine Frau kann das Ehestiften nicht lassen,
so sehr ich mich auch über diese Manie schon ge-
ärgert habe.

Da unlängst finde ich auf ihrem Schreibtische
einen Brief an eine heiratslustige, alte Jungfer,
worin sie über einen passenden, wohl nicht mehr

jungen, aber noch ganz reputierlichen Junggesellen
berichtet und auch dessen Photographie beischließt.

Voll Wut werfe ich das Bild in den Gfen,
stecke an dessen Stelle ein Brustbild von Moritz I,
dem berühmten Affen aus dem Kolosseum, in
den Brief und gebe selben auf.

Nach fünf Tagen zeigt mir meine Frau,
triumphierend über ihren Erfolg, das Antwort-
schreiben, worin es hieß:

„Liebe Freundin!

Ich wäre ganz einverstanden, wenn der Herr
auch nicht gerade hübsch ist, so sieht er doch riesig
vornehm aus..."

*

Herr von A. ist der Sproß eines alten sächsischen
Adelsgeschlechts, aber in seinen Formen recht un-
gezwungen und urwüchsig. Der Apfel fällt nicht
weit vom Stamm: Auch seine beiden Söhne, der
zehnjährige Georg und der achtjährige Heinz, haben
sich einen burschikosen Ton angeeignet.

Lines Tages machen alle zusammen mit dem
neu engagierten Hauslehrer einen Ausflug in
der Umgebung Dresdens. In einem Landgasthofe
wird Linkehr gehalten, um den Kaffee einzu-
nehmen. Auch ein reichliches (Quantum Pfann-
kuchen wird aufgetragen. Schließlich ist nur noch
ein Pfannkuchen in der Schüssel. Herr v. A. hat
sich gerade einen Augenblick vom Tische entfernt,
und schon langt der kleine Heinz mit den Worten:
„Den freß ich," nach dem Pfannkuchen.

Der Hauslehrer weist den Jungen seiner Aus-
drucksweise wegen energisch zurecht und beschließt
seine Moralpauke mit den Worten: „wenn das
der Herr Vater hörte, würde er über derartige
Ausdrücke tief empört sein."

Im nächsten Moment tritt Herr v. A. wieder
an den Tisch, wirft einen Blick auf die Schüssel
und ruft lachend: „wer hat denn den noch ge-
fressen ?"

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[nicht signierter Beitrag]: Die Visionen und der vernünftige Pfarrer
[nicht signierter Beitrag]: Kindermund
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
Willibald Krain: Abfuhr
 
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