Modernismus im Vatikan?
Der heilige Vater interessiert
Sich für den Wettkampf der Flieger
Und hat mit dem Operngucker fixiert
Sogar den Beaumont, den Sieger.
Man sagt, er habe entzückt sogar,
Als er ihn oben sah schweben.
Höchsteigenhändig dem neuen Aar
Den päpstlichen Segen gegeben.
Wen wundert dies? Der Beaumont, wißt.
Kam doch aus Frankreich gezogen.
Dem Lande, wo erst vor kurzer Frist
Flott alle Orden — geflogen.
Und das weiß Jeder doch so wie so,
Mit welchem heil'gen Vergnügen
Er selbst mit dem „Motor Proprio"
Läßt seine Geistlichen fliegen!
Ja, glaube Keiner, der Vatikan
Verpöne nun alles Neue!
Nein, noch manch netten Mono-Plan
Hegt sicher der Papst mit Schläue.
Und mancher wird noch unangenehm
Empfinden an sich, per Dio,
Das Ein- und Zudeckersystem
Des Papaviatikers Pio.
A. I>e Nora
*
ErbanfaU-Vrden
Eine Berliner militärische Korrespondenz
verzeichnet das Gerücht, man wolle den Kriegs-
teilnehmern von 1870/71 im Jahre 1913 das
Recht verleihen, diejenigen Ehrenzeichen zu
tragen, die ihren Vätern oder Großvätern in
den Befreiungskriegen verliehen worden sind.
Das ist der erste Schritt zu einer Entwicke-
lung, die eine unabsehbare Bedeutung für die
Kultur des Menschengeschlechtes gewinnen muß.
Die Orden müssen erblich werden. Freilich ist
dabei eins zu bedenken: wenn sie sich erst nach
dem Tode des Dekorierten auf dessen Nach-
kommen vererben, dann wird mit einer kolos-
salen Zunahme der Vatermorde zu rechnen sein;
denn auch der solideste Untertan, der seine
Steuern immer pünktlich bezahlt, wird sofort
bereit sein, seinen Vater zu ermorden, wenn er
dadurch in den Besitz seiner Orden gelangt.
Das geht nicht. Die Orden müssen vielmehr
dem Adel gleichgestellt werden. Wie dieser, so
müßten sie von sämtlichen Deszendenten des
Dekorierten schon zu dessen Lebzeiten getragen
werden. Da die Kinder wieder Abkömmlinge
haben, so würde ein preußischer Kronenorden
4. Klasse 30 Jahre nach seiner Verleihung außer
von dem Dekorierten vielleicht schon von 25 De-
szendenten getragen werden. Dadurch würden
die Orden sehr populär werden und das Inter-
esse für sie würde im Volke wach erhalten.
Erwirbt sich einer der Ordenserben später
selbst ein Verdienst um den Staat, so könnte
man ihm persönlich als Auszeichnung vor der
großen, mit Erborden geschmückten Menge das
Recht zum Tragen von Orden und Ehrenzeichen
aberkennen.
Rhedive
*
Liebe Jugend!
Ulein Freund ist ein ganz gemeiner Mensch.
Als wir heute kleine Meinungsverschiedenheiten
hatten, nannte er mich einen Generalsuxer-
intendenten. Du wirst einsehen, daß ich so-
fort zum Aadi laufen muß!
Kleines Gespräck
„Ich malte Früchte, daß die Vögel kamen
und daran zu freffen versuchten!"
„Und ich malte Frauen, daß mich der
Staatsanwalt steckbrieflich verfolgt!"
*
Rulturkuriosa
aus dem Münchner Rathause
Euer ewig-ärmliches Beginnen
Macht uns Schwarzen einen Riesenspaß:
Nein, ihr dürft euch niemals nicht verbrinnen
Lassen, sondern bleibt ein Würmerfraß!
Bayerns Landtag nämlich spuckt verächtlich
Auf das heidnische Brimborium. —
Andrerseits gibt es gewerberechtlich
Ueberhaupts kein Krematorium!
Denn sowohl Begriff als auch Benennung
Dieser Lasterleichenlümmelei
Decken sich nicht ganz mit - „Müllverbrennung"
Und auch nicht mit „Knochenrösterei":
Nach der Ordnung der Gewerbe nämlich
Ist ein solcher Brennbetrieb privat;
Doch ein „Leibverkohler", - ach, wie dämlich! -
Ist ein öffentlicher Apparat!
Fernerhin ist ein Verbrennungsofen
Auch kein — „Tiervernichtungsinstitut"
(Scheint uns schwarzen Zentrumsphilosophen
Der Vergleich an sich auch noch so gut!)
Und zwar darum, weil man die Produkte
Von dem toten Weibe oder Mann,
Insofern sie nicht die Glut verschluckte,
Oekonomisch nicht verwerten kann!!
Ach wie zart, wie sittlich ernst und edel
Mit der Frage uns're Stadt verfuhr! —
Selbst der Zulu schüttelt seinen Schädel
Ueber Bajuwariens „Kultur"!" Beda
*
Ahnungen
Der Direktor des Neuen Theaters in Berlin,
vr. Alfred Schmieden, der Dichter von „Mein
erlauchter Ahnherr", hat einen neuen „erlauchten
Ahnherrn" gefunden; er macht im „Berliner
Tageblatt" darauf aufmerksam, daß Robert der
Teufel, der bekannte Herzog der Normandie,
ein Ahnherr unseres Kaisers ist.
Bekanntlich sind auch die Hugenotten
(besonders ihr Führer, der Admiral Coligny)
Ahnherrn unseres Kaisers. Auch das Feld-
lager von Schlesien steht einem Ahn von
ihm nahe. Dasselbe gilt von dem Propheten,
denn der Große Kurfürst war bekanntlich der
Prophet von Preußens Kraft und Größe. Auch
o e r F a ck e l t a n z hat Beziehungen zu den Ahnen
des Kaisers, denn er wurde bei der Hochzeit
seiner Eltern gespielt und getanzt. Dagegen
sind die Untersuchungen darüber noch nicht ab-
geschlossen, ob Meyer beer selbst zu den Ahnen
unseres Kaisers zählt. Man vermutet, daß ein
historischer Zusammenhang zwischen Meyerbeer
und Albrecht dem Bären besteht.
Frido
*
Konservative Neugründunq in Bayern
In München hat sich eine Gruppe von Herren
verbunden, um zunächst die Möglichkeit der Grün-
dung einer konservativen Partei in Bayern zu stu-
dieren. Die Herren „Studierenden" wollen ihre Ver-
bindung „Wenggolf" nennen; die Farben sollen
hellschwarz-schwarz-dunkelschwarz sein. Das Stu-
dium soll sicherstrecken zunächst auf Weltanschauungs-
unterricht (Herr Professor Dr. Öfterer), Religion
(Professor Dr. Schädler), Parteianschluß (Professor
Dr. Hertling).
Man hofft durch diese Studien zur vollständigen
Reinkultur einer konservativen Partei zu gelangen
und steht nicht an, sobald acht Mitglieder vorhanden
sind, die Partei zu gründen. Die Partei wird dann
in allen acht Wahlkreisen vertreten sein und die
acht Vertreter werden alljährlich zu einem Parteitag
zusammentreten, der an einem Tisch des Bögnerbräu
im Tal tagen wird. Der Bögner-Club wird diesen
Tisch für den betreffenden Abend seinen lieben kon-
servativen Freunden abtreten und in nobler Weise
an dem Abend für Bier, Würste, Tagesordnung
und Redner sorgen. Auch der Beifall wird gratis
in reichlich bemessener Menge geliefert werden.
Die Aussichten für das Entstehen einer bay-
rischen konservativen Partei, die einem dringenden
Bedürfnis entspricht, sind also geradezu glänzend
und wir können den vier Herren, die z. Zt. den
„Wenggolf" bilden, nur herzlich zurufen: Vivant!
Oreseant! Dlorsant! a. J>. A.
*
Der „Ratten fänger von Berlin
In Hauptmanns „Ratten" rühmt sich ein
Schmierendirektor seiner Bekanntschaft mit dem da-
maligen Berliner Polizeipräsidenten v. Madai.
Polizeipräsident v. Jagow hatte die Ver-
wendung dieses Namens im Stück und auf den
Theaterzetteln verboten, da es für einen Berliner Po-
lizeipräsidenten despektierlich sei, mit einem Schmieren-
direktor Bekanntschaft zu genießen. Durch einen
Entscheid des Bezirksausschusses ist aber diese Auf-
fassung Herrn v. Jagows nunmehr für hinfällig
erklärt worden. —
Herr Theaterdirektor AdolarStrieseinKlein-
pumpernickel bei Schmöckern a. d. Katze
bittet uns, nachfolgenden Brief an den Herrn
Polizeipräsidenten v. Jagow zu befördern:
Sire! Freiherr! Tyrann von Spreeathen! Freund
und Edelmensch! Ich habe es gelesen! Der erhabene
Bezirksausschuß Berlins hat es entschieden: es ist
nicht despektierlich für eineil Polizeipräsidenten,
mit einem Schm —, pah! mit einem Schau-
spieldirektor zu Verkehren! haben Sie es ge-
lesen? Sire! Ich beglückwünsche Sie! Wir können
miteinander verkehren! Wir brauchen uns
nicht mehr zu verachten!! Und — ich verachte Sie
nicht mehr, Graf! Nein, ich verzeihe Dir! Ja, nenn'
mich Du!
Hah! Arm in Arm mit Dir, Rodrich, fod'rich
mein Jahrhundert in die Schranken! Wir wollen
der Welt zeigen, daß zwei Kerle wie wir sie aus
den Angeln heben! Noch heute komme ich auf dein
Schloß! Leihe mir zlvei Uniformen deiner Leute!
Orest und Pylades sind bloß und ich habe „Iphi-
genie" an die Mauern geschlagen! Ha, wie werden
sie glänzen im kriegerischen Schmucke Deiner Waffen!
Und tu Geld in meinen Beutel! Ich bin nicht arm,
nur mittellos! Auch ich habe Dir viel zu geben!
Soll ich Armeen aus der Erde stampfen? Ich stampfe
sie! Ich arrangiere Dir Volksszenen und Schlachten,
ich will Dir Rhabarber murmeln lassen, daß die Erde
raucht! Ich führe Deine Stücke auf! Bei Gott, zwei
Direktoren wie uns hat die Erde noch nicht gesehn.
Meine Adresse für Briefe ist von nun an: Adolar
von Striese, siehe oben. Eigenhändig. Leb wohl!
Deiil Carlos.
^ Scho,
Der heilige Vater interessiert
Sich für den Wettkampf der Flieger
Und hat mit dem Operngucker fixiert
Sogar den Beaumont, den Sieger.
Man sagt, er habe entzückt sogar,
Als er ihn oben sah schweben.
Höchsteigenhändig dem neuen Aar
Den päpstlichen Segen gegeben.
Wen wundert dies? Der Beaumont, wißt.
Kam doch aus Frankreich gezogen.
Dem Lande, wo erst vor kurzer Frist
Flott alle Orden — geflogen.
Und das weiß Jeder doch so wie so,
Mit welchem heil'gen Vergnügen
Er selbst mit dem „Motor Proprio"
Läßt seine Geistlichen fliegen!
Ja, glaube Keiner, der Vatikan
Verpöne nun alles Neue!
Nein, noch manch netten Mono-Plan
Hegt sicher der Papst mit Schläue.
Und mancher wird noch unangenehm
Empfinden an sich, per Dio,
Das Ein- und Zudeckersystem
Des Papaviatikers Pio.
A. I>e Nora
*
ErbanfaU-Vrden
Eine Berliner militärische Korrespondenz
verzeichnet das Gerücht, man wolle den Kriegs-
teilnehmern von 1870/71 im Jahre 1913 das
Recht verleihen, diejenigen Ehrenzeichen zu
tragen, die ihren Vätern oder Großvätern in
den Befreiungskriegen verliehen worden sind.
Das ist der erste Schritt zu einer Entwicke-
lung, die eine unabsehbare Bedeutung für die
Kultur des Menschengeschlechtes gewinnen muß.
Die Orden müssen erblich werden. Freilich ist
dabei eins zu bedenken: wenn sie sich erst nach
dem Tode des Dekorierten auf dessen Nach-
kommen vererben, dann wird mit einer kolos-
salen Zunahme der Vatermorde zu rechnen sein;
denn auch der solideste Untertan, der seine
Steuern immer pünktlich bezahlt, wird sofort
bereit sein, seinen Vater zu ermorden, wenn er
dadurch in den Besitz seiner Orden gelangt.
Das geht nicht. Die Orden müssen vielmehr
dem Adel gleichgestellt werden. Wie dieser, so
müßten sie von sämtlichen Deszendenten des
Dekorierten schon zu dessen Lebzeiten getragen
werden. Da die Kinder wieder Abkömmlinge
haben, so würde ein preußischer Kronenorden
4. Klasse 30 Jahre nach seiner Verleihung außer
von dem Dekorierten vielleicht schon von 25 De-
szendenten getragen werden. Dadurch würden
die Orden sehr populär werden und das Inter-
esse für sie würde im Volke wach erhalten.
Erwirbt sich einer der Ordenserben später
selbst ein Verdienst um den Staat, so könnte
man ihm persönlich als Auszeichnung vor der
großen, mit Erborden geschmückten Menge das
Recht zum Tragen von Orden und Ehrenzeichen
aberkennen.
Rhedive
*
Liebe Jugend!
Ulein Freund ist ein ganz gemeiner Mensch.
Als wir heute kleine Meinungsverschiedenheiten
hatten, nannte er mich einen Generalsuxer-
intendenten. Du wirst einsehen, daß ich so-
fort zum Aadi laufen muß!
Kleines Gespräck
„Ich malte Früchte, daß die Vögel kamen
und daran zu freffen versuchten!"
„Und ich malte Frauen, daß mich der
Staatsanwalt steckbrieflich verfolgt!"
*
Rulturkuriosa
aus dem Münchner Rathause
Euer ewig-ärmliches Beginnen
Macht uns Schwarzen einen Riesenspaß:
Nein, ihr dürft euch niemals nicht verbrinnen
Lassen, sondern bleibt ein Würmerfraß!
Bayerns Landtag nämlich spuckt verächtlich
Auf das heidnische Brimborium. —
Andrerseits gibt es gewerberechtlich
Ueberhaupts kein Krematorium!
Denn sowohl Begriff als auch Benennung
Dieser Lasterleichenlümmelei
Decken sich nicht ganz mit - „Müllverbrennung"
Und auch nicht mit „Knochenrösterei":
Nach der Ordnung der Gewerbe nämlich
Ist ein solcher Brennbetrieb privat;
Doch ein „Leibverkohler", - ach, wie dämlich! -
Ist ein öffentlicher Apparat!
Fernerhin ist ein Verbrennungsofen
Auch kein — „Tiervernichtungsinstitut"
(Scheint uns schwarzen Zentrumsphilosophen
Der Vergleich an sich auch noch so gut!)
Und zwar darum, weil man die Produkte
Von dem toten Weibe oder Mann,
Insofern sie nicht die Glut verschluckte,
Oekonomisch nicht verwerten kann!!
Ach wie zart, wie sittlich ernst und edel
Mit der Frage uns're Stadt verfuhr! —
Selbst der Zulu schüttelt seinen Schädel
Ueber Bajuwariens „Kultur"!" Beda
*
Ahnungen
Der Direktor des Neuen Theaters in Berlin,
vr. Alfred Schmieden, der Dichter von „Mein
erlauchter Ahnherr", hat einen neuen „erlauchten
Ahnherrn" gefunden; er macht im „Berliner
Tageblatt" darauf aufmerksam, daß Robert der
Teufel, der bekannte Herzog der Normandie,
ein Ahnherr unseres Kaisers ist.
Bekanntlich sind auch die Hugenotten
(besonders ihr Führer, der Admiral Coligny)
Ahnherrn unseres Kaisers. Auch das Feld-
lager von Schlesien steht einem Ahn von
ihm nahe. Dasselbe gilt von dem Propheten,
denn der Große Kurfürst war bekanntlich der
Prophet von Preußens Kraft und Größe. Auch
o e r F a ck e l t a n z hat Beziehungen zu den Ahnen
des Kaisers, denn er wurde bei der Hochzeit
seiner Eltern gespielt und getanzt. Dagegen
sind die Untersuchungen darüber noch nicht ab-
geschlossen, ob Meyer beer selbst zu den Ahnen
unseres Kaisers zählt. Man vermutet, daß ein
historischer Zusammenhang zwischen Meyerbeer
und Albrecht dem Bären besteht.
Frido
*
Konservative Neugründunq in Bayern
In München hat sich eine Gruppe von Herren
verbunden, um zunächst die Möglichkeit der Grün-
dung einer konservativen Partei in Bayern zu stu-
dieren. Die Herren „Studierenden" wollen ihre Ver-
bindung „Wenggolf" nennen; die Farben sollen
hellschwarz-schwarz-dunkelschwarz sein. Das Stu-
dium soll sicherstrecken zunächst auf Weltanschauungs-
unterricht (Herr Professor Dr. Öfterer), Religion
(Professor Dr. Schädler), Parteianschluß (Professor
Dr. Hertling).
Man hofft durch diese Studien zur vollständigen
Reinkultur einer konservativen Partei zu gelangen
und steht nicht an, sobald acht Mitglieder vorhanden
sind, die Partei zu gründen. Die Partei wird dann
in allen acht Wahlkreisen vertreten sein und die
acht Vertreter werden alljährlich zu einem Parteitag
zusammentreten, der an einem Tisch des Bögnerbräu
im Tal tagen wird. Der Bögner-Club wird diesen
Tisch für den betreffenden Abend seinen lieben kon-
servativen Freunden abtreten und in nobler Weise
an dem Abend für Bier, Würste, Tagesordnung
und Redner sorgen. Auch der Beifall wird gratis
in reichlich bemessener Menge geliefert werden.
Die Aussichten für das Entstehen einer bay-
rischen konservativen Partei, die einem dringenden
Bedürfnis entspricht, sind also geradezu glänzend
und wir können den vier Herren, die z. Zt. den
„Wenggolf" bilden, nur herzlich zurufen: Vivant!
Oreseant! Dlorsant! a. J>. A.
*
Der „Ratten fänger von Berlin
In Hauptmanns „Ratten" rühmt sich ein
Schmierendirektor seiner Bekanntschaft mit dem da-
maligen Berliner Polizeipräsidenten v. Madai.
Polizeipräsident v. Jagow hatte die Ver-
wendung dieses Namens im Stück und auf den
Theaterzetteln verboten, da es für einen Berliner Po-
lizeipräsidenten despektierlich sei, mit einem Schmieren-
direktor Bekanntschaft zu genießen. Durch einen
Entscheid des Bezirksausschusses ist aber diese Auf-
fassung Herrn v. Jagows nunmehr für hinfällig
erklärt worden. —
Herr Theaterdirektor AdolarStrieseinKlein-
pumpernickel bei Schmöckern a. d. Katze
bittet uns, nachfolgenden Brief an den Herrn
Polizeipräsidenten v. Jagow zu befördern:
Sire! Freiherr! Tyrann von Spreeathen! Freund
und Edelmensch! Ich habe es gelesen! Der erhabene
Bezirksausschuß Berlins hat es entschieden: es ist
nicht despektierlich für eineil Polizeipräsidenten,
mit einem Schm —, pah! mit einem Schau-
spieldirektor zu Verkehren! haben Sie es ge-
lesen? Sire! Ich beglückwünsche Sie! Wir können
miteinander verkehren! Wir brauchen uns
nicht mehr zu verachten!! Und — ich verachte Sie
nicht mehr, Graf! Nein, ich verzeihe Dir! Ja, nenn'
mich Du!
Hah! Arm in Arm mit Dir, Rodrich, fod'rich
mein Jahrhundert in die Schranken! Wir wollen
der Welt zeigen, daß zwei Kerle wie wir sie aus
den Angeln heben! Noch heute komme ich auf dein
Schloß! Leihe mir zlvei Uniformen deiner Leute!
Orest und Pylades sind bloß und ich habe „Iphi-
genie" an die Mauern geschlagen! Ha, wie werden
sie glänzen im kriegerischen Schmucke Deiner Waffen!
Und tu Geld in meinen Beutel! Ich bin nicht arm,
nur mittellos! Auch ich habe Dir viel zu geben!
Soll ich Armeen aus der Erde stampfen? Ich stampfe
sie! Ich arrangiere Dir Volksszenen und Schlachten,
ich will Dir Rhabarber murmeln lassen, daß die Erde
raucht! Ich führe Deine Stücke auf! Bei Gott, zwei
Direktoren wie uns hat die Erde noch nicht gesehn.
Meine Adresse für Briefe ist von nun an: Adolar
von Striese, siehe oben. Eigenhändig. Leb wohl!
Deiil Carlos.
^ Scho,