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Höchster Hkt der polenfreundltcbkeit A schmidhammer

Bei Gchorlemer--Liesers wird jeyr nur noch zum Besten „der besseren Ernährung der polnischen

Säuglinge in den Mstmurken" getanzt!

An den Kanzler

Bethmann Hollweg, scharfer Denker:
Nun ins Reichsland zog der Lenz,
Hör' nicht auf die blauen Stänker,
Zieh' die letzte Konsequenz!

Und zerschlag' die faulen Trümmer
Der Dreiklassenwahl mit Macht!
Sind die Preußen etwa dümmer,

Als das Volk, das Du bedacht?!

Ist nicht hier auch gut und sittlich,
Was für gut im Reichsland galt?!
Ist der Schluß nicht unerbittlich
Und von eherner Gewalt?!

Glaube ja nicht das Geflunker
Von der „Preußeneigenart"!
„Eigenartig" ist der Junker
Nur, des Volkes Widerpart!

Alle Phrasen und Sentenzen
Machen unfern Mund nicht stumm:
Bethmann, zieh' die Konsequenzen,
Diesmal kommst Du nicht herum!

Beda

Die letzte posaune

In Nummer 19 des Organs der evangelischen
Iünglingsvereine wird die Frage aufgeworfen:
„Welche Posaune meint der Apostel in 1 Korinth.,
15, 52, wenn er schreibt: „Zur Zeit der letzten
Posaune?" Die Redaktion gibt ihren Lesern
die Auskunft, daß die Auferstehung der Toten
erst beim letzten Posaunenklang erfolge, wie
ja auch Iericho's Mauern erst beim siebten
Posaunenstoß umgefallen seien. Diese Posaune
würde am Schluß der Entwicklung des Reiches
Gottes voraussichtlich von einem Erzengel ge-
blasen werden.

Die außerordentlich wichtige Frage ist hier
lange nicht eingehend genug behandelt, sondern
bedarf nach vielen Seiten hin der Ergänzung:

Die Posaune, auf der der Erzengel Michael
blasen wird, ist 32 Ellen lang (ausgezogen
43,5 Ellen) und ausschließlich aus dem Blech
hergestellt, das vom genannten Vereinsorgan
unterweilen verzapft wird. Der betreffende Engel
bläst mit einer Tonstärke von 56789 Pferde-
kräften. Die Tonart ist D-moll, worauf die
allgemeine Demolierung beginnt.

Das große Posaunenwecken findet an einem
Donnerstag früh 330h s. t. statt. Monat und

Jahr wird der seinerzeitige Leiter des Jünglings«
blattes rechtzeitig bekanntgeben!

Wer sich zu spät aus den Gräbern erhebt,
muß zur Strafe einen ganzen Jahrgang des
Vereinsorgans auswendig lernen.

Militär und Zivil

In Mülhausen i. E. hat sich der Konflikt zwischen
Militär und Zivil verschärft. Die Militärbehörde
hatte der städtischen Feuerwehrkapelle das Konzer-
tieren auf dem fiskalischen Fluggelände untersagt.
Nun haben sich die Zivilisten revanchiert: Ein Mit-
glied des Genieinderates zog den Schlüssel zum Ge-
meinderatssitzungssaal ab, von dem aus die Herren
Offiziere mit ihren Damen dem Zapfenstreich zu-
hören wollten. Wir wir vernehmen, ist das Militär-
kommando darüber sehr erbost und wird nur noch
im Offizierskasino konzertieren lassen. Daraufhin
haben sämtliche städtischen W. C.-Damen einstimmig
beschlossen, dem Militär den Zutritt in ihre „Ka-
binette" zu untersagen. Der Bahnfiskus sperrte
ierauf alle staatlichen „Toiletten" für elsässische
vilpersonen, woraus der Platzkommandant von
Mülhausen den Belagerungszustand über die Stadt
verhängte. Abbe Wetterle baut Barrikaden in den
Straßen der Stadt. Die Revolution ist siegreich.
Der Kaiser bot der Stadt ein Regiment Tanzhusaren
an. Abbe Wetterle kapituliert. Militär und Zivil
liegen sich in den Armen!
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[nicht signierter Beitrag]: Militär und Zivil
[nicht signierter Beitrag]: Die letzte Posaune
Beda: An den Kanzler
Arpad Schmidhammer: Höchster Akt der Polenfreundlichkeit
 
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