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Nachwort. Zu dem Artikel „Tier und
Mensch als Arbeitsmaschine" (S. 651)
bitte id) meinem ehrlichen Eifer noch ein paar
Bemerkungen gestatten zu wollen. Zunächst zum
-weiten Alinea:

Zn der Vertiefung des Irrtums vom Ver-
brennungswert der Nahrungsmittel war Rob ert
Mauer noch konsequenter als Lavoisier, der
Entdecker des Sauerstoffs und der Kühlen Ver-
brennung (Oxydation), indem er dem großen
Brandstifter Alkohol einen hohen Nährwert an-
theoreLisierte. Eine fata morgana, in deren un-
heimlichem Lichte erst kürzlich eine große Ver-
sammlung deutscher Chemiker ihren Ruhm blau
oxydiert hat.

Dann bitte ich der Anmerkung S. 652 fol-
gende Worte hinzuzufügen: „Was ja nicht aus-
schließt, daß bei ihnen wie bei allen Erschei-
nungen des Lebens elektrochemische Erwägungen
im Vordergründe stehen."

Die förmliche Anerkennung des elektro-
chemischen Betriebs der Organismen als ihrer
eigentlichen maschinellen Wesenheit ist eine dring-
ende Notwendigkeit, auch aus vielen praktischen
Gründen, u. a. schon deshalb, weil die veraltete
Vorstellung von der kalorischen Arbeitsmaschine
mit ihrem Schutt von wissenschaftlichen Irr-
tümern so gründlich und rasch als nur möglich
aus dem Wege geräumt werden muß. Augen-
blicklich beherrscht diese Lehre wohl noch alle
Lehr- und Handbücher der Physiologie und
Medizin. Es genügt nicht, daß einzelne Ein-
geweihte sagen, meine Lehre biete ihnen nichts
Neues; gut, dann bekenne man sich zu ihr,
damit sie auch der großen Masse der Nichtein-
geweihten zugute komme. Zu den letzteren ge-
hören auch Tausende von „Fachleuten" aller
in Betracht kommenden Disziplinen. Man denke
nur an die studierende Jugend, an die Aerzte
der Zukunft! Georg Hirlk

Elsaß-Lothringische „Nationalhymne

Es braust wie's Donnerwetterle
Der Ruf der Reichslands-Retterle;

Von Freiheit ist noch keine Spur!

Wer schützt die doppelte Kultur?

:|: Magst ruhig sein, lieb' Vaterland:

Wir gründen einen Trutzverband! :|:

Und durch neun Köpfe zuckt es schnell
Und 18 Augen blitzen hell
Und neunfach brüllt zugleich der Mund:
„Altdeutschland bringt uns auf den Hund!"
:|: 0 douce patrie, bald bist du frei:

Schon steht die Nationalpartei! :|:

Solang ein Wetterte noch schreit,

Ein Preiß noch Gift und Galle speit,

Ein Blumenthal den Degen schwingt
Und Collin „Vive la France!“ singt,

:|: Solange noch gibt's eine Hetz,

Bon Straßburg bis zum fernen Metz! :|:

Betla

Aus Marokko

, ,1'^bhft de, da hast Du gleich den schönsten B
weis, daß ich die Tür offen halte in Marokko! Häl
der sonst hinausfliegen können?!"

Größenwatinsinn in den Schwarzen Bergen

Napoleon -Nikita (auf dem Jnsektenpulver-
saß sitzend): „Hammel Montenegros! Ohne meinen
Willen darf sich keine Laus in Europa rühren!"

*

Rehordwedelri

An den Papst haben die sämtlichen „päpst-
lichen Buchhändler, Drucker u. s.w." eine Protest-
erklärung geschickt, worin sie ihre „kindliche An-
hänglichkeit an den Unfehlbaren Stuhl des
Allerheiligsten Vaters und ihren Abscheu gegen
die modernistischen Lehren bezeugen." Das
Monstrum von Erklärung schließt mit dem Satze:

„Auf unsere Kniee hingestreckt, um
Euren Heiligen Fuß zu küssen, Euren
Apostolischen Segen erbittend über uns, unsere
Familien, unsere Angestellten und sämtliche
Arbeiter, desgleichen über alle unsere Unter-
nehmungen, bekennen wir uns schließlich als
Eurer Heiligkeit untertänigste Söhne."

Zu dieser Nachricht erhalten wir folgende
Zuschrift:

Bezugnehmend auf eine im -Osservatore
Romano* veröffentlichte Kundgebung der kleri-
kalen italienischen Buchdrucker erklären die
Unterfertigten im Aufträge ihrer Artgenossen,
daß die gesamte Hundeschaft, über diesen
Eingriff in ihre altüberkommenen Rechte ent-
rüstet, beschlossen hat, in Zukunft auf
das Schwanzwedeln als Ausdruck der
hündischen Ergebenheit zu verzichten.
Die unterfertigte Kommission wird sich bemühen,
für diese Zwecke neue Ausdrucksmittel zu finden,
die von Menschen nicht mehr in solcher Weise
überboten werden können, und jene gesetzlich
schützen zu lassen.

Maldrnann, karr, Scbiplerl,

Dackel. Bernhardiner. Schnauze!.

- PS -

*

DU gerettete üugend

Schon wieder hat ein nackter Amor
Ein keusches Priesterherz verletzt —

Der Mann erhob gar lauten clamor,

Ob jener Nackigkeit entsetzt:

Es wohnt der Pfarrer, der so krit'sch.

Im Hessenland und schreibt sich Fritsch!

Gedruckt war jener nackte Knabe
Auf eine Ansichtskarte hin.

Als Blumentagserinnerungsgabe
Geschenkt von der Großherzogin —

Und als der Pfarrer sah das Bild,

Da wurde er fuchsteufelswild.

Die Karten sandte er ans Kreisamt
Zurück und sprach: Wenn das kursiert.

Sind gleich die Mägdlein der Pfarrei samt
Und sonders demoralisiert!

Der nackte Amor, dieses Aas,

Gäb' Anlaß ja zum derbsten Spaß!

So schützte vor frivolen Witzen
Die Tugend jener Gottesmann —

Sie muß dort freilich locker sitzen.

Wenn so was sie erschüttern kann!

Am besten drüber informiert
Ist jedenfalls der Seelenhirt! —

Vom Kreisamt aber, lef' ich weiter,

Da sandten (in Couvert) geschwind
Voll Bosheit an den Tugendstreiter
Die Warnung mit dem nackten Kind
Und einem lustigen Bonmot
Acht Herrn Beamte — o! o! o!

Muß das nicht jedes Herz empören
Als rechtes Zeichen unsrer Zeit?

O Obersittenanwalt Rören,

O Männerbund für Sittlichkeit:

Kriegt jene Achte beim Schlaffit'sch
Und rächt den keuschen Pfarrer Fritsch!

Pips

Ä-

Blauvote Verbrüderung

Der Reichskanzler hat durch seinen Vertreter
mit dem sozialdemokratischen Abgeordneten Dr.
Frank verhandeln lassen. Diese erfreuliche Ver-
brüderung hat zu einer Uebereinstimmung der
Ansichten geführt, die nur noch wenige Diffe-
renzen aufweist. Sie kommt in der Presse der
Konservativen und der Sozialdemokraten zum
Ausdruck.

Konseroat. Presse: Sozialdemokrat. Presse

Das Vaterland Unser Prinzip

ist verraten. Es muß geradezu als ein
Skandal bezeichnet werden, daß

der Reichskanzler der Genosse Frank

sich zu derartigen Verhandlungen bereit
finden ließ. Merkt er denn wirklich nicht,
daß er dadurch

dem Thron u. Altar der demokrat. Sache
einen nie wieder gutzumachenden Schaden
zugefügt hat? Weiß er nicht, daß er sich
dadurch entwürdigt hat, daß er dadurch
alles, was wir auf unsere

heilige rote

Fahne geschrieben haben, in den Schmutz
getreten hat? Niemals durfte er sich der
roten Bande protzigen Bourgeoisie

nähern. Daß er es dennoch getan hat, ist
und bleibt ein Verrat! — —

Wie man sieht, sind die Differenzpunkte in
der Auffassung der politischen Lage nur noch
gering.

Frido

*

Resume des Prinzen Georg von Serbien

„So, nun heiratet Bruder meiniges, Alexander,
eine Tochter des Großfürsten Peter Konstantino-

witsch, was 'ne Sache ist, denn sie wird ihm bei
der Hochzeit ein Geschenk im Wert von drei Millionen
Rubeln überreichen! Ob Heupferd dämliches wohl
so gescheit sein wird und das Ding - sofort versetzen?!"
Register
Monogrammist Frosch: Aus Marokko
Monogrammist Pentagramm: Größenwahnsinn in den Schwarzen Bergen
Beda: Elsaß-Lothringische "National"Hymne
Pips: Die gerettete Tugend
Monogrammist Frosch: Resumé des Prinzen Georg von Serbien
Frido: Blaurote Verbrüderung
-Ps- -ps - ps -: Rekordwedeln
 
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