Die „bcour 1 öe" oder der RochTtummel
(pariser Modeneuheit)
A. Schmidhammer
6s ist erreicht: in der „€court6e* ist das Gehen vollständig
ausgeschlossen! Deshalb macht man-die Sache auf den Boulevards jetzt so!
Hus dem Hacblaß des Horaz
Carminum über V.
Frei verdeutscht von Christian Morgenstern *)
V, 3.
Zur Jagd, Metellus, lädst du mich ein und malst
wir großer Herren Freuden begeistert aus,
Und meinst, es mangle nur des Dichters,
Der ste der staunenden Welt verkünde.
Und traun, erstaunlich fand ich das Weidwerk stets,
Zumal, wie ihr es heute gewaltig übt!
Da weiß der Schütz stch oft nicht Rat. so
Stürzt das vom Lager gescheuchte wild in
Gedrängter Flucht am rauchenden Rohr vorbei..
Lr lädt schon kaum mehr, drückt nur noch blindlings ab,
Doch immer rutscht noch etwas durch und
Schmälert den Ruhm des verwegnen Rimrod.
Doch wenn der Treiber hinkendes Volk zuletzt
Die Dpfer sammelt, säuberlich reihweis legt,
Der Photograph erscheint und jeder
Auf seine Beute das linke Bein stellt —
Da schwillt die Brust dem simpelsten Schießer noch;
Vertreter einer Gattung, so fühlt er sich,
von der es heißt, daß „nichts erhabner".
Und daß ste bilde der Schöpfung Krone.
Denn einer herrsche, einer, der Mensch allein,
Und rotte alles aus, das an Adel ihm
Des Antlitzes und der Gesinnung
Rachsteht. — es wäre denn, daß im Zirkus
Par nobile fratrum
(Rulturhistor. Beitrag zur „gemeinsamen christlichen Weltanschauung")
In Köln wurden neulich von den Kapuzinern oberhirtlich appro-
bierte Zettel an die Gläubigen verteilt, in denen die Katholiken vor
der Unsittlichkeit und jedem Verkehr mit Andersgläubigen streng ge-
warnt werden. Andrerseits wurde im Prozeß Heckenroth-Lohmann
festgestellt, daß der Pastor und konservative Abgeordnete Heckenroth
die Aeußerungen tat: „Mit dem Schwerte in der Hand müssen wir
den ,Romanismus* bekämpfen." „Wir können Roms Hand nicht er-
greifen, weil sie mit Blut besudelt ist" u. a. m.
I.
Derselbe (als schwarz-blauer
Block-Politiker):
Hier, Bruder Pastor, meinen
Segen!
Laßt friedlich Hand in Hand
uns legen:
Wir sind ja Christen, ich und du
Und eilen einem Ziele zu!
Wir haben eine Weltanschauung:
Drum laßt uns beide zur
Erbauung
Der Christenheit zusammensteh'n
Und unserm Feind entgegengeh'n!
II.
Pfarrer Heißsporn
(als Seelsorger):
Ihr Christen, folgt uns frommen
Mahnern:
Verkehrt nicht mit den
Lutheranern
Und anderm sittenlosen Pack,
Sonst bricht der Herrgott euch's
Genack!
Ein Greuel ist's, wenn Katholiken
Anbandeln mit den Galgenstricken,
Und wer ein Ketzermädel freit,
Der ist dem Satanas geweiht!
Der Aff Klavier zu spielen, das Känguru
Zu kegeln und der Löw zu kutschieren hat, —
Ls sei denn, daß den Zirkus, sag' ich,
Lines Humorexemplars noch lüste.
Ich selbst, wetellus, den du seit langem kennst,
Genüge mir an minderem Heldentum.
Und wenn zuweilen ich im Zwielicht
vor der bescheidenen Klause sitze,
wie schau ich gern dann äsendem wilde zu,
Das mich vom Saatfeld drüben vertraut beäugt,
Und träume mir, daß ich ein halber
,St. Hieronymus im Gehäus* sei...
'*) vgl. auch die unter demselben Titel erschienen Dden in
Kummer 22 und 2Z der „Jugend".
Pastor Hitzig (als Seelsorger):
Im Herrn geliebte Protestanten!
Vermöbelt mir die arroganten
Römlinge mit dem scharfen
Schwert,
Denn sie sind keinen Groschen wert I
Werft endlich sie hinaus zum
Tempel
Samt ihrem Götzendienstgekrempel,
Bis Rom im deutschen Reich
bankrott!
Eine feste Burg ist unser Gottl l
Derselbe (als schwarz-blauer
Block-Politiker):
Mitbruder du, in Christi Namen!
Laßt uns gemeinsam den infamen
Erbfeind verprügeln, Arm
in Arm!
Ich fühle für dich zart und warm.
Denn eine große Liebe brennt uns
Im Busen und kein Iota
trennt uns!
Hier hast du meinen Bruderkuß I
Gott helfe! Amen. Sela. Schluß!
jßeda
(pariser Modeneuheit)
A. Schmidhammer
6s ist erreicht: in der „€court6e* ist das Gehen vollständig
ausgeschlossen! Deshalb macht man-die Sache auf den Boulevards jetzt so!
Hus dem Hacblaß des Horaz
Carminum über V.
Frei verdeutscht von Christian Morgenstern *)
V, 3.
Zur Jagd, Metellus, lädst du mich ein und malst
wir großer Herren Freuden begeistert aus,
Und meinst, es mangle nur des Dichters,
Der ste der staunenden Welt verkünde.
Und traun, erstaunlich fand ich das Weidwerk stets,
Zumal, wie ihr es heute gewaltig übt!
Da weiß der Schütz stch oft nicht Rat. so
Stürzt das vom Lager gescheuchte wild in
Gedrängter Flucht am rauchenden Rohr vorbei..
Lr lädt schon kaum mehr, drückt nur noch blindlings ab,
Doch immer rutscht noch etwas durch und
Schmälert den Ruhm des verwegnen Rimrod.
Doch wenn der Treiber hinkendes Volk zuletzt
Die Dpfer sammelt, säuberlich reihweis legt,
Der Photograph erscheint und jeder
Auf seine Beute das linke Bein stellt —
Da schwillt die Brust dem simpelsten Schießer noch;
Vertreter einer Gattung, so fühlt er sich,
von der es heißt, daß „nichts erhabner".
Und daß ste bilde der Schöpfung Krone.
Denn einer herrsche, einer, der Mensch allein,
Und rotte alles aus, das an Adel ihm
Des Antlitzes und der Gesinnung
Rachsteht. — es wäre denn, daß im Zirkus
Par nobile fratrum
(Rulturhistor. Beitrag zur „gemeinsamen christlichen Weltanschauung")
In Köln wurden neulich von den Kapuzinern oberhirtlich appro-
bierte Zettel an die Gläubigen verteilt, in denen die Katholiken vor
der Unsittlichkeit und jedem Verkehr mit Andersgläubigen streng ge-
warnt werden. Andrerseits wurde im Prozeß Heckenroth-Lohmann
festgestellt, daß der Pastor und konservative Abgeordnete Heckenroth
die Aeußerungen tat: „Mit dem Schwerte in der Hand müssen wir
den ,Romanismus* bekämpfen." „Wir können Roms Hand nicht er-
greifen, weil sie mit Blut besudelt ist" u. a. m.
I.
Derselbe (als schwarz-blauer
Block-Politiker):
Hier, Bruder Pastor, meinen
Segen!
Laßt friedlich Hand in Hand
uns legen:
Wir sind ja Christen, ich und du
Und eilen einem Ziele zu!
Wir haben eine Weltanschauung:
Drum laßt uns beide zur
Erbauung
Der Christenheit zusammensteh'n
Und unserm Feind entgegengeh'n!
II.
Pfarrer Heißsporn
(als Seelsorger):
Ihr Christen, folgt uns frommen
Mahnern:
Verkehrt nicht mit den
Lutheranern
Und anderm sittenlosen Pack,
Sonst bricht der Herrgott euch's
Genack!
Ein Greuel ist's, wenn Katholiken
Anbandeln mit den Galgenstricken,
Und wer ein Ketzermädel freit,
Der ist dem Satanas geweiht!
Der Aff Klavier zu spielen, das Känguru
Zu kegeln und der Löw zu kutschieren hat, —
Ls sei denn, daß den Zirkus, sag' ich,
Lines Humorexemplars noch lüste.
Ich selbst, wetellus, den du seit langem kennst,
Genüge mir an minderem Heldentum.
Und wenn zuweilen ich im Zwielicht
vor der bescheidenen Klause sitze,
wie schau ich gern dann äsendem wilde zu,
Das mich vom Saatfeld drüben vertraut beäugt,
Und träume mir, daß ich ein halber
,St. Hieronymus im Gehäus* sei...
'*) vgl. auch die unter demselben Titel erschienen Dden in
Kummer 22 und 2Z der „Jugend".
Pastor Hitzig (als Seelsorger):
Im Herrn geliebte Protestanten!
Vermöbelt mir die arroganten
Römlinge mit dem scharfen
Schwert,
Denn sie sind keinen Groschen wert I
Werft endlich sie hinaus zum
Tempel
Samt ihrem Götzendienstgekrempel,
Bis Rom im deutschen Reich
bankrott!
Eine feste Burg ist unser Gottl l
Derselbe (als schwarz-blauer
Block-Politiker):
Mitbruder du, in Christi Namen!
Laßt uns gemeinsam den infamen
Erbfeind verprügeln, Arm
in Arm!
Ich fühle für dich zart und warm.
Denn eine große Liebe brennt uns
Im Busen und kein Iota
trennt uns!
Hier hast du meinen Bruderkuß I
Gott helfe! Amen. Sela. Schluß!
jßeda