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Der eroberte Ganitätszug

Eine wahre Episode
aus dem russisch-japanischen Rrieg

An der Bahn, an der sibirischen,

Stund der Chef vor seiner Station.

Und er sprach im Ton, im mürrischen:
„Väterchen, wie schnapslos ist Dein Sohn!
Hast Du keinen Wotka überig,

(Denn das Amt des Bahnvorstands ist herb!)
Daß der dürren Kehle Fieber ich
Lösche, ehe ich verdurstend sterb'?!" —

Sieh', da rollte durch Sibirien
Ein gefüllter Zug der Sanität,

Daß er dämpfe die Delirien
Der Verwundeten, eh' es zu spät.

Und der Chef rief: „Deo gratias,“

Hielt den schweren Sanitätszug fest,

Und der gottvergess'ne Bazi aß
Und vertrank, was sich vertrinken läßt!

Und den Rest der Sendung tat gemach
Aus den Wagen seiner Diener Schar,
Schleppte ihn in das Privatgemach
Seines Herrn, und der — verschlang ihn gar
Und verbrannte mit Petroleum
Die Waggons, doch was von Eisen schwer,
Das verkitschte der Frivole um
Teures Geld an einen Trödelerl
Darauf schrieb er an das Väterchen:

„Großer Zar, Dein Sanitätszug fiel

Unter einem Attentäterchen

Dieser Japsen, eh' er kam ans Ziel. . ."

Als Herr Medern nach Sibirien
Kam zur Untersuchung dieses Falls,

Lag der Vorstand in Delirien
Mit dem bösen Zipperlein am Hals!

Beda

HbgebUtjt Szeremley

„Bitte, nehmen Sie Lose für das Rellne-
rinnen-Heim I"

„Danke, wir nehmen täglich Kellnerinnen
heim!"

*

Liebe Jugenck!

Ich ging in Berlin von der Universität über
den Dpernxlatz. Ls war um Mittag. Da kreuzte
der Kronprinz mit seinem Auto den fast menschen-
leeren Platz. Trotzdem er eigenhändig steuerte,
erwiderte er meinen Gruß sehr freundlich. Da
ruft yrir ein Berliner Junge nach:

„Sie, der Kronprinz hat Ihnen ja jejrüßt; da
brauchen Se doch heute keen Middacheffen mehr!"

Lehrer-wahn

Im oberschlesischen Industriebezirk nimmt der
Lehrermangel immer mehr zu. Im Jahre
entbehrten 653 Klassen einer eigenen Lehrkraft.
Das Leben dort ist sehr teuer, die Gemeinden ge-
währen aber, weil es ihnen an Mitteln fehlt,
keine Ortszulagen und die Regierung bewilligt
keine Staatsbeihilfen. —

Ls ist sehr merkwürdig, daß sich trotz dieser
großen Vorzüge der oberschlesischen Stellen so
wenig Bewerber melden, wie begehrenswert
sind diese Vorzüge!:

\. In den meisten anderen Orten haben die
Lehrer viel Aerger mit den Eltern ihrer Schüler,
weil es mit diesen manchen scharfen Streit gibt.
Im oberschlesischen Industriebezirk kommt das
nicht vor, weil die Eltern nur wasserpolnisch
sprechen und die Lehrer dies nicht verstehen.

2. Die Lehrer kommen dort nicht in die Lage,
Pasteten, Trüffeln, Hummern und andere schwer-
verdauliche Speisen zu genießen; es werden ihnen
deshalb Magenkrankheiten und Kurkosten erspart.

3. Sie kommen ferner nicht in die Lage, eine
Entfettungskur durchmachen zu müssen, und er-
sparen deshalb die jährliche Reise nach Marienbad.

4. Endlich sind die Stellen in Gberschlesien
eine vortreffliche Schule für Heimatliebe und Pa-
triotismus, denn die Lehrer sind dort durch ihre
Verhältnisse gezwungen, mit deutschem Sekt
vorlieb zu nehmen, weil ihre Einnahmen für
französischen Sekt nicht ausreichen und weil es
einen polnischen Sekt nicht gibt.

wenn sich die Lehrer trotzdem von so vorzüg-
lichen Stellen fernhalten, so ist diese bedauerliche
Ueberhebung nur dem verderblichen Einfluß des
Modernismus zuzuschreiben.

Frido

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[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
Frido: Lehrer-Wahn
Beda: Der eroberte Sanitätszug
Julius v. Szeremley: Abgeblitzt
 
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