Münchner Schäferstündchen
(Nach Einführung der Katzensteuer)
„Sag net ,Miezekatzerl« zu mir, Baron, sonst
mußt mi am End' no versteuern!"
*oei, wir sind radioaktiv!
Das Radium fängt wieder an;
Lin neues Licht ist aufgeblitzt:
In Heidelberg fand Doktor Laan,
Daß es im Menschen selber sitzt.
Mit einem hübschen Apparat
Und kaltem Blute stellt er fest,
wieviel der Mitmensch bei sich hat —
was sich bequem berechnen läßt.
Ls sitzt gewöhnlich im Gehirn,
Doch auch im Magen kommt es vor . . .
was stützt du, Mitmensch, bang die Stirn?
was kratzt du dich bedrückt am Ohr?
Du denkst: ich Hab es, wie ihr sagt —
Lins aber läßt mir keine Ruh,
Und dieses ist es, was mich plagt:
wie, wann und wo kommt man dazu?
Run wohl, wenn du 's so gründlich nimmst —
Hier hast du meiner Weisheit Rest:
Sieh zu, daß du nach München kimmst,
Und fetze dich im Hofbräu fest.
Und wenn du einen Radi ißt
Und — o! — ich m.rks, der Witz ist schief,
Dazu aktiv beim Trinken bist,
Dann wirst du — radi—o—aktiv!
Eff Ess
❖
Salomonisches Urteil
„weder Frankreich noch Spanien hat
die Alaeeiras-Akte verletzt, sondern der Sultan!"
„warum?"
„weil er Marokko noch immer nicht an die
zwei Mächte abgetreten hat."
*
Ein Nrastsonett
In einer Festschrift des Gymnasiums von
Steglitz bei Berlin findet sich folgendes, von
einem Professor dieser Anstalt gedichtetes Sonett:
„Ein neues Wesen, sich Organe schaffend,
Geschwellt den Puls von stolzem Lebensmut,
Der echte Sproß aus unsrer Sieger Blut,
Iungdeutschland, ringst du, Erdenmacht erraffend,
Die keck'rer Völker Gier, als noch, erschlaffend
In trübem Zwist, du wie im Bann geruht,
Sich längst erwarb; und sieh, schon trägt die Flut
Zum Port dir Ernten, deutschen Kiel umklaffend.
Und allwärts spürt man Zugang stolzer Habe,
Die Hauptstadt wächst, der Millionen Heim;
Vielfält'gen Könnens Preis ist reiche Gabe:
Hin ist die Zeit, wo noch an Trieb und Keim
Idyllisch fand im Vorortgärtchen Labe
Ein Heinrich Seidel, feiernd sie im Reim."
Das ist ja sehr schön empfunden und sehr
schön gesagt. Aber noch schöner wäre es doch,
wenn der Herr Professor folgendermaßen ge-
dichtet hätte:
Ein neues Wesen, sich Organe schaffend,
Den Puls von stolzem Lebensmut gestrafft,
In müder Trägheit nimmermehr erschlafft,
Iungdeutschland, nimmer gaffend, immer raffend,
Der fremden Völker spottend, die uns affend
Kopieren nur, im Innersten verpfafft.
Den Geist umschnürt mit Jesuiten-Taft,
Faulenzend, nimmer schaffend, immer lastend,
Iungdeutschland von der Wiege bis zur Gruft
Schafft rüstig wie ein Mann, nicht wie ein Stift,
Der in der Seele auseinanderklafft.
Es ist kein Schuft, der Luft und Duft verpufft
Und der in Trift und Lift, ach, Gift nur trifft,
Es trägt den Schaft in Haft voll Saft und Kraft.
Frido
Neueste Verordnung des Dr. von Grterer
*
Ein Ueberverbrecher
Ein Stadtsekretär, der durch einen Zeitungs-
artikel beleidigt worden war, wurde vor Auf-
regung darüber krank. Der für den Artikel
verantwortliche Redakteur wurde außer wegen
Beleidigung auch wegen fahrlässiger Körperver-
letzung bestraft. Da der Stadtsekretär sich in-
folge seiner Erkrankung pensionieren lassen
mußte, so verklagte er den Redakteur auch auf
Ersatz der Differenz Zwischen Gehalt und Pen-
sion. Der Redakteur wurde in erster Instanz
zum Schadenersatz verurteilt.
Dem Redakteur drohen noch drei Anklagen:
Wegen Erpressung, weil der Artikel der
Mutter des Stadtsekretärs Tränen erpreßt hat.
Wegen Abtreibung, weil die Frau des
Stadtsekretärs infolge der Aufregung eine Fehl-
geburt getan hat. Endlich wegen Freiheits-
beraubung, weil die Tochter des Stadtsekre-
tärs, die ihn während seiner Krankheit pflegen
mußte, dreimal vierundzwanzig Stunden ans
Zimmer gefesselt war.
Der Stadtsekretär mußte infolge seiner ner-
vösen Erkrankung das Rauchen aufgeben. Sein
bisheriger Zigarrenlieferant wird deshalb den
Redakteur auf Schadenersatz verklagen.
Khedire
„Die neuen Jubiläumsmarken gefallen mir, da
muaß ma glei a ganze Maß saufen, vis ma's av-
lecka ko'!"
„Setzen Sie, Herr Amtsbruder: die Alte dort ist
meine Köchin für die Küche, die andere die Köchin für
die Psyche, die dritte ist meine Beschließerin für die
Tischwäsche, die vierte ist nur für die Bettwäsche da!"
*
Der Herr Pfarrer von Stadl
O Jüngling, lasst die Weiblichkeiten!
Ich warne Dich als Mensch und Christ —
Sie schaffen Angelegenheiten,
Besonders, wenn du geistlich bist!
Und wenn es dir dann fehlt an Barem,
So halte lieber keinen Harem!
So kam in schreckliche Bedrängnis
Der Pfarrer Nöstli — aber sehr! —
Drei Monat' kriegte er Gefängnis
Und Schlimmeres kommt noch hinterher —
Das kam von seinem Appetite
Nach dem erotischen Gebiete!
Es paßte schlecht zu seiner Physis
Der Cölibat, so streng und scharf,
Und d'raus erwuchs ihm jene Krisis
Durch hochgespannten Geldbedarf —
Denn Köchinnen, hält man sie paarweis,
Sind teuer, wie der Herr jetzt klar weiß.
Im Dorfe Stadl der Pfarrer Nöstli
Hielt eine Köchin nun im Haus,
Die kochte in der Küche köstli-
che Speisen ihm für seinen Schmaus,
Doch führt' er in fein trautes Stadl-Heim
Fürs Herz ein zweites Küchen-Madl heim.
Da gab's nun manche Differenzen;
Die Damen zankten sich ergrimmt,
Der Dalles wuchs zu jenen Grenzen,
Wo Eins auch Geld vom Teufel nimmt —
Und eine Köchin nach der andern
Ward ausgepumpt — dann mußt' sie wandern!
Auch Kirchengüter hat er fleißig
Berklopft und nachher falsch verbucht
Und muß der Tage dreimal dreißig
Dafür ins Loch nun — o verflucht!
Zuletzt bei der Raiffeisenkasse,
Entnahm er Geld in größ'rer Masse —
Nun aber ging's ihm an den Kragen
Und sein Idyll ward rauh gestört —
Ich aber muß schon wirklich sagen:
Das hätt' sich halt auch nicht gehört!
Zwei Köchinnen, die braucht doch Keiner —
Die andern langen auch mit Einer!
Pips
❖
Sonntngmorgen in der Ulten Pinakothek
Heil dem, dem Sonntags wohl zu Mut ist!
Er flüchtet aus dem Werktagsdunst,
Er schnappt Natur, wenn's Wetter gut ist.
Und ist es böse, schnappt er Kunst.
Dies Letztre ist was Angenehmes,
Wenn ersten Rangs ist Werk und Nam',
Wie jetzt die prächt'ge Sammlung Nemes,
Die leihweis zu uns Münchnern kam.
Ich sah mit ehrfurchtsvoller Ruh' die
El Greco’s, Goya's — welche Pracht!
Und dankbar dacht' ich: „Herr von Tschudi,
Das hast Du wieder fein gemacht!"
Auf, Münchner! Eilt, dies anzusehen,
Denn glaub's, Volk von Monachia:
Man kann auch in Museen gehen.
Wenn kein Besuch von auswärts da!
Karlclien
(Nach Einführung der Katzensteuer)
„Sag net ,Miezekatzerl« zu mir, Baron, sonst
mußt mi am End' no versteuern!"
*oei, wir sind radioaktiv!
Das Radium fängt wieder an;
Lin neues Licht ist aufgeblitzt:
In Heidelberg fand Doktor Laan,
Daß es im Menschen selber sitzt.
Mit einem hübschen Apparat
Und kaltem Blute stellt er fest,
wieviel der Mitmensch bei sich hat —
was sich bequem berechnen läßt.
Ls sitzt gewöhnlich im Gehirn,
Doch auch im Magen kommt es vor . . .
was stützt du, Mitmensch, bang die Stirn?
was kratzt du dich bedrückt am Ohr?
Du denkst: ich Hab es, wie ihr sagt —
Lins aber läßt mir keine Ruh,
Und dieses ist es, was mich plagt:
wie, wann und wo kommt man dazu?
Run wohl, wenn du 's so gründlich nimmst —
Hier hast du meiner Weisheit Rest:
Sieh zu, daß du nach München kimmst,
Und fetze dich im Hofbräu fest.
Und wenn du einen Radi ißt
Und — o! — ich m.rks, der Witz ist schief,
Dazu aktiv beim Trinken bist,
Dann wirst du — radi—o—aktiv!
Eff Ess
❖
Salomonisches Urteil
„weder Frankreich noch Spanien hat
die Alaeeiras-Akte verletzt, sondern der Sultan!"
„warum?"
„weil er Marokko noch immer nicht an die
zwei Mächte abgetreten hat."
*
Ein Nrastsonett
In einer Festschrift des Gymnasiums von
Steglitz bei Berlin findet sich folgendes, von
einem Professor dieser Anstalt gedichtetes Sonett:
„Ein neues Wesen, sich Organe schaffend,
Geschwellt den Puls von stolzem Lebensmut,
Der echte Sproß aus unsrer Sieger Blut,
Iungdeutschland, ringst du, Erdenmacht erraffend,
Die keck'rer Völker Gier, als noch, erschlaffend
In trübem Zwist, du wie im Bann geruht,
Sich längst erwarb; und sieh, schon trägt die Flut
Zum Port dir Ernten, deutschen Kiel umklaffend.
Und allwärts spürt man Zugang stolzer Habe,
Die Hauptstadt wächst, der Millionen Heim;
Vielfält'gen Könnens Preis ist reiche Gabe:
Hin ist die Zeit, wo noch an Trieb und Keim
Idyllisch fand im Vorortgärtchen Labe
Ein Heinrich Seidel, feiernd sie im Reim."
Das ist ja sehr schön empfunden und sehr
schön gesagt. Aber noch schöner wäre es doch,
wenn der Herr Professor folgendermaßen ge-
dichtet hätte:
Ein neues Wesen, sich Organe schaffend,
Den Puls von stolzem Lebensmut gestrafft,
In müder Trägheit nimmermehr erschlafft,
Iungdeutschland, nimmer gaffend, immer raffend,
Der fremden Völker spottend, die uns affend
Kopieren nur, im Innersten verpfafft.
Den Geist umschnürt mit Jesuiten-Taft,
Faulenzend, nimmer schaffend, immer lastend,
Iungdeutschland von der Wiege bis zur Gruft
Schafft rüstig wie ein Mann, nicht wie ein Stift,
Der in der Seele auseinanderklafft.
Es ist kein Schuft, der Luft und Duft verpufft
Und der in Trift und Lift, ach, Gift nur trifft,
Es trägt den Schaft in Haft voll Saft und Kraft.
Frido
Neueste Verordnung des Dr. von Grterer
*
Ein Ueberverbrecher
Ein Stadtsekretär, der durch einen Zeitungs-
artikel beleidigt worden war, wurde vor Auf-
regung darüber krank. Der für den Artikel
verantwortliche Redakteur wurde außer wegen
Beleidigung auch wegen fahrlässiger Körperver-
letzung bestraft. Da der Stadtsekretär sich in-
folge seiner Erkrankung pensionieren lassen
mußte, so verklagte er den Redakteur auch auf
Ersatz der Differenz Zwischen Gehalt und Pen-
sion. Der Redakteur wurde in erster Instanz
zum Schadenersatz verurteilt.
Dem Redakteur drohen noch drei Anklagen:
Wegen Erpressung, weil der Artikel der
Mutter des Stadtsekretärs Tränen erpreßt hat.
Wegen Abtreibung, weil die Frau des
Stadtsekretärs infolge der Aufregung eine Fehl-
geburt getan hat. Endlich wegen Freiheits-
beraubung, weil die Tochter des Stadtsekre-
tärs, die ihn während seiner Krankheit pflegen
mußte, dreimal vierundzwanzig Stunden ans
Zimmer gefesselt war.
Der Stadtsekretär mußte infolge seiner ner-
vösen Erkrankung das Rauchen aufgeben. Sein
bisheriger Zigarrenlieferant wird deshalb den
Redakteur auf Schadenersatz verklagen.
Khedire
„Die neuen Jubiläumsmarken gefallen mir, da
muaß ma glei a ganze Maß saufen, vis ma's av-
lecka ko'!"
„Setzen Sie, Herr Amtsbruder: die Alte dort ist
meine Köchin für die Küche, die andere die Köchin für
die Psyche, die dritte ist meine Beschließerin für die
Tischwäsche, die vierte ist nur für die Bettwäsche da!"
*
Der Herr Pfarrer von Stadl
O Jüngling, lasst die Weiblichkeiten!
Ich warne Dich als Mensch und Christ —
Sie schaffen Angelegenheiten,
Besonders, wenn du geistlich bist!
Und wenn es dir dann fehlt an Barem,
So halte lieber keinen Harem!
So kam in schreckliche Bedrängnis
Der Pfarrer Nöstli — aber sehr! —
Drei Monat' kriegte er Gefängnis
Und Schlimmeres kommt noch hinterher —
Das kam von seinem Appetite
Nach dem erotischen Gebiete!
Es paßte schlecht zu seiner Physis
Der Cölibat, so streng und scharf,
Und d'raus erwuchs ihm jene Krisis
Durch hochgespannten Geldbedarf —
Denn Köchinnen, hält man sie paarweis,
Sind teuer, wie der Herr jetzt klar weiß.
Im Dorfe Stadl der Pfarrer Nöstli
Hielt eine Köchin nun im Haus,
Die kochte in der Küche köstli-
che Speisen ihm für seinen Schmaus,
Doch führt' er in fein trautes Stadl-Heim
Fürs Herz ein zweites Küchen-Madl heim.
Da gab's nun manche Differenzen;
Die Damen zankten sich ergrimmt,
Der Dalles wuchs zu jenen Grenzen,
Wo Eins auch Geld vom Teufel nimmt —
Und eine Köchin nach der andern
Ward ausgepumpt — dann mußt' sie wandern!
Auch Kirchengüter hat er fleißig
Berklopft und nachher falsch verbucht
Und muß der Tage dreimal dreißig
Dafür ins Loch nun — o verflucht!
Zuletzt bei der Raiffeisenkasse,
Entnahm er Geld in größ'rer Masse —
Nun aber ging's ihm an den Kragen
Und sein Idyll ward rauh gestört —
Ich aber muß schon wirklich sagen:
Das hätt' sich halt auch nicht gehört!
Zwei Köchinnen, die braucht doch Keiner —
Die andern langen auch mit Einer!
Pips
❖
Sonntngmorgen in der Ulten Pinakothek
Heil dem, dem Sonntags wohl zu Mut ist!
Er flüchtet aus dem Werktagsdunst,
Er schnappt Natur, wenn's Wetter gut ist.
Und ist es böse, schnappt er Kunst.
Dies Letztre ist was Angenehmes,
Wenn ersten Rangs ist Werk und Nam',
Wie jetzt die prächt'ge Sammlung Nemes,
Die leihweis zu uns Münchnern kam.
Ich sah mit ehrfurchtsvoller Ruh' die
El Greco’s, Goya's — welche Pracht!
Und dankbar dacht' ich: „Herr von Tschudi,
Das hast Du wieder fein gemacht!"
Auf, Münchner! Eilt, dies anzusehen,
Denn glaub's, Volk von Monachia:
Man kann auch in Museen gehen.
Wenn kein Besuch von auswärts da!
Karlclien
[nicht signierter Beitrag]: Salomonisches Urteil
Karlchen: Sonntagmorgen in der Alten Pinakothek
Pips: Der Herr Pfarrer von Stadl
Monogrammist Frosch: Neueste Verordnung des Dr. von Orterer
Khedive: Ein Überverbrecher
Monogrammist Frosch: Münchner Schäferstündchen
Julius v. Szeremley: Pfarrer Röstli
Eff Ess: Hei, wir sind radioaktiv!
Henry Bing: Viel Flüssigkeit!
Frido: Ein Kraftsonett
Karlchen: Sonntagmorgen in der Alten Pinakothek
Pips: Der Herr Pfarrer von Stadl
Monogrammist Frosch: Neueste Verordnung des Dr. von Orterer
Khedive: Ein Überverbrecher
Monogrammist Frosch: Münchner Schäferstündchen
Julius v. Szeremley: Pfarrer Röstli
Eff Ess: Hei, wir sind radioaktiv!
Henry Bing: Viel Flüssigkeit!
Frido: Ein Kraftsonett