Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
(Kurz nach der „Sistierung" der Nackttänzerin wurde es einem Schauspieler des Münchner Lustspielhauses Polizeilich verboten, in dem Stück „Wie Minister

fallen" in der Maske des Herrn von Örterer aufzntreteu.)

k>oli;eilicke 9ckauspieler-br;iehung in München Erich Wilke

„Dös G'sicht vom Herrn Polizeipräsidenten tat i sehn nrögn, wenn i den richtigen Herrn Vrterer dawischt hätt!"

Hugo von Tschudl f

Ein Schicksal, das erschüttert und erhebt.

Hier ist's vollendet: aus des Schaffens Glücke
Riß einen Mann, der ganz der Tat gelebt,
Furchtbarer Leiden mitleidlose Tücke!

Erloschen ist ein starker Schöpsergeist,

Der seine Spur gedrückt in unsre Tage —
Halbseitig liegt sein Werk nun und verwaist
Und Grund ist wohl zu wehmutvoller Klage.
Doch was erhebt in diesem Trauerspiel,

Sind des Erlösten kriegerische Ehren.

Der erst nach langem, heißem Kampfe fiel.
Nach prachtvoll tapfrem Fechten und Sichwehren.

Wie oft rang grausam-körperliche Qual
Den Todgeweihten auf die Walstatt nieder —
Und immer straffte er sich noch einmal
Und schwang aufs Neue seine Waffen wieder!

Und immer hat die Seele reckenhaft
Des armen Leibes Elend überwunden;

Er blieb am Werk mit alter Geisteskraft
Und wußte doch, er werde nie gesunden!

Vom schwarzen Ritter liegt er nun gefällt,

Der immer siegt im letzten Waffengange —
Ihm ziemt, daß er den schönsten Kranz

der Welt,

Den Heldenlorbeer, noch im Tod empfange!

„äugend"

für den Weihnachtstisch! "WjZ

Ein reizendes Gesellschaftsspiel kommt soeben zur
rechten Zeit aus England, das

„Contract-Play“

oder„HetTcb! Mein Geheim vertrag!",

das in ganz eigenartiger Weise fesselt und gewisser-
maßen als politisches Erziehungsmittel anzusehen
ist. Zwei oder mehr Mitspieler bekommen eine
beliebige Anzahl weißer und schwarzer Steine
(contracts). Die weißen (mumpitz-contracts) stellen
die ordentlichen öffentlichen Verträge dar, die
schwarzen [secret contracts) die geheimen.

Es gilt nun, das Spielfeld so zu besetzen, daß
immer, wo ein weißer Stein Platz finden soll,
bereits ein schwarzer dasitzt. Die secret contracts

überspringen die mnmpitz-contracts, man nennt
dies „inlay“, das Hereinlegen, und je mehr Steine
einer hereinlegt, desto leichter gewinnt er. Je mehr
sich dagegen ein Spieler auf die weißen Steine
verläßt (der Ausdruck lautet: „Sich, weiß machen
läßt"), desto sicherer verliert er (er wird „mied",
d. i. hereingelegt).

Besonders interessant und aufregend wird das
Spiel, wenn mehrere Spieler gleich viel „Steine
im Brett" haben oder wenn gleichzeitig mehrere
schwarze Steine auf dasselbe Feld gelangen. Es
kommt dabei meist darauf an, wer unverschämter
ist und zuerst awayi (weg da!) ruft (nicht „auweh!",
womit gewöhnlich der Hereingelegte abzieht).

Der Vorteil liegt im Erösfnungszug und man
unterscheidet, wie beim Schach, eine englische, spa-
nische, französische Partie. Die beste ist die eng-
lische (the Great-mumpitz-party), bei der die meisten
secret-contracts ins Spiel zu bringen sind und ge-
wöhnlich der ganze Einsatz gewonnen wird. Der-
jenige, dem die meisten mumpitz-contracts übrig
bleiben, heißt „Michel" und bezahlt die Zeche.

Wir können das hübsche Spiel, das viel Gelegen-
heit zum Lachen bietet, für die langen Winterabende
in der Familie aufrichtig entpfehlen.

A. I» M.
Register
Erich Wilke: Polizeiliche Schauspieler-Erziehung in München
A. D. N.: Contract-Play
Redaktioneller Beitrag: Hugo von Tschudi †
 
Annotationen