DOI Heft:
Nr. 11
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.4280#0338
v:
E. Wilke
Teufel
Tod
und
Rouge et noir-ünterricht beim Berliner Gerichtshof
"Die H00 Ntark kriegen nur leider nicht vom ^crrn Präsidenten; da muß man sich eben init etwas weniger begnügen!"
Das Spiel der Themis
• 3m cpro(;cfj gegen den Grafen Metternich wurde
m Gerichtssaal ein Hazard- Spiel arrangiert, bei
der Vorsitzende gegen den Angeklagten Buies
Wink hielt und 1400 Mark verlor.
- Dies ist eine willkommene Ergänzung unserer
L vielen Punkten lückenhaften und veralteten
:„?"lprozes;ordnung. Ein alter Spruch sagt,
b[JX Pwzes; sei ein Würfelspiel. Jetzt ist endlich
graue Theorie in die grüne Praxis umge-
^jvndelt worden. — Wenn jemand angeklagt ist,
Kak" Schutzmann „Schafskopf" geschimpft zu
so spie,, ev niit dem Vorsitzenden eine
m,^ '^.SchafsKopf. — Wenn der Manufaktur-
^uhändler sn xros Lc en detail Isidor Cohn
ct "chuuteren Wettbewerbs angeklagt ist, so spielt
Coh **em Sitzungstisch G ottes Segen bei
Tn». ' T" Wenn der Angeklagte seine eigene
D»j ^U'Ühandclt hat, wird Meine Tante,
AZa',?E Tante gespielt. — Ist es nach einer
bet !i ltamm[un9 zwischen Anhängern der Sozial-
«ratte und des Zentrums zu einer Schlägerei
gekommen, so wird liouxe et noir gespielt.
— Ist wegen eines Hochverrats Anklage erhoben,
dessen Gelingen noch in der zwölften Stunde
vereitelt worden ist, so wird Onze et detni
gespielt. — Ist aber wegen dieses Hochverrats
auf Todesstrafe erkannt und handelt es sich nach
Verkündung des Todesurteils darum, ob der
Verurteilte hingerichtet oder begnadigt werden
soll, so wirft er eine Münze auf den Gerichts-
tisch: Kopf oder Schrift!
„Das heimliche Theater" in Berlin
Wir sind durch die Indiskretion eines Be-
teiligten in die glückliche Lage gekommen, einige
Einzelheiten über . den Betrieb des „Heimlichen
Theaters" mitzuteilen: .
1) Die Geldgeber, die das Unternehmen finan-
zieren wollen, treffen sich um Mitternacht auf deni
Iudenkirchhof in Weißensee. Anteilscheine werden
um dieselbe Zeit auf einem noch näher Hu be-
stimmenden Kreuzwege in der Tucheler Heide an
Bertrauenspersonen, die auf
schwören müssen, abgegeben.
2) Der Name des von 12 schwarz vernumun-
ten Männern gewählten Direktors darf bei Strafe
der Kastration nicht ausgesprochen werden.
3) Als Erkennungszeichen der Mitglieder unter-
einander dient ein blutiger Finger.
4) Die Einladung zur Vorstellung erfolgt vor
dem ersten Hahnenschrei durch ein dreimaliges
Klopfen mit dem Schlüsselbein eines Gehenkten
an die Haustüre des heimlichen Abonnenten.
5) Die Vorstellung selbst findet um die Mitter-
nachtsstunde in einer siebenfach versiegelten und
hermetisch-verschlossenen Leichenhalle statt.
6) Sämtliche Kritiker tragen eiserne Masken.
Alfred Kerr eine doppelte aus gehärtetem Stahl.
7) Jeder aufgeführte Dichter verpflichtet sich,
seinen eventuellen Erfolg als ewiges Geheimnis
für sich zu behalten. Den Durchfall auch.
8) Verkracht das Unternehmen, so werden die
Geldgeber um eine, nur den Eingeweihten be-
kannte Nachtstunde durch dreimaligen Unken- oder
Eulenruf benachrichtigt. m. «».
E. Wilke
Teufel
Tod
und
Rouge et noir-ünterricht beim Berliner Gerichtshof
"Die H00 Ntark kriegen nur leider nicht vom ^crrn Präsidenten; da muß man sich eben init etwas weniger begnügen!"
Das Spiel der Themis
• 3m cpro(;cfj gegen den Grafen Metternich wurde
m Gerichtssaal ein Hazard- Spiel arrangiert, bei
der Vorsitzende gegen den Angeklagten Buies
Wink hielt und 1400 Mark verlor.
- Dies ist eine willkommene Ergänzung unserer
L vielen Punkten lückenhaften und veralteten
:„?"lprozes;ordnung. Ein alter Spruch sagt,
b[JX Pwzes; sei ein Würfelspiel. Jetzt ist endlich
graue Theorie in die grüne Praxis umge-
^jvndelt worden. — Wenn jemand angeklagt ist,
Kak" Schutzmann „Schafskopf" geschimpft zu
so spie,, ev niit dem Vorsitzenden eine
m,^ '^.SchafsKopf. — Wenn der Manufaktur-
^uhändler sn xros Lc en detail Isidor Cohn
ct "chuuteren Wettbewerbs angeklagt ist, so spielt
Coh **em Sitzungstisch G ottes Segen bei
Tn». ' T" Wenn der Angeklagte seine eigene
D»j ^U'Ühandclt hat, wird Meine Tante,
AZa',?E Tante gespielt. — Ist es nach einer
bet !i ltamm[un9 zwischen Anhängern der Sozial-
«ratte und des Zentrums zu einer Schlägerei
gekommen, so wird liouxe et noir gespielt.
— Ist wegen eines Hochverrats Anklage erhoben,
dessen Gelingen noch in der zwölften Stunde
vereitelt worden ist, so wird Onze et detni
gespielt. — Ist aber wegen dieses Hochverrats
auf Todesstrafe erkannt und handelt es sich nach
Verkündung des Todesurteils darum, ob der
Verurteilte hingerichtet oder begnadigt werden
soll, so wirft er eine Münze auf den Gerichts-
tisch: Kopf oder Schrift!
„Das heimliche Theater" in Berlin
Wir sind durch die Indiskretion eines Be-
teiligten in die glückliche Lage gekommen, einige
Einzelheiten über . den Betrieb des „Heimlichen
Theaters" mitzuteilen: .
1) Die Geldgeber, die das Unternehmen finan-
zieren wollen, treffen sich um Mitternacht auf deni
Iudenkirchhof in Weißensee. Anteilscheine werden
um dieselbe Zeit auf einem noch näher Hu be-
stimmenden Kreuzwege in der Tucheler Heide an
Bertrauenspersonen, die auf
schwören müssen, abgegeben.
2) Der Name des von 12 schwarz vernumun-
ten Männern gewählten Direktors darf bei Strafe
der Kastration nicht ausgesprochen werden.
3) Als Erkennungszeichen der Mitglieder unter-
einander dient ein blutiger Finger.
4) Die Einladung zur Vorstellung erfolgt vor
dem ersten Hahnenschrei durch ein dreimaliges
Klopfen mit dem Schlüsselbein eines Gehenkten
an die Haustüre des heimlichen Abonnenten.
5) Die Vorstellung selbst findet um die Mitter-
nachtsstunde in einer siebenfach versiegelten und
hermetisch-verschlossenen Leichenhalle statt.
6) Sämtliche Kritiker tragen eiserne Masken.
Alfred Kerr eine doppelte aus gehärtetem Stahl.
7) Jeder aufgeführte Dichter verpflichtet sich,
seinen eventuellen Erfolg als ewiges Geheimnis
für sich zu behalten. Den Durchfall auch.
8) Verkracht das Unternehmen, so werden die
Geldgeber um eine, nur den Eingeweihten be-
kannte Nachtstunde durch dreimaligen Unken- oder
Eulenruf benachrichtigt. m. «».