Das überalterte deutsche Ü>lftzierkorps
(nach Erzberger)
K. Arnold
Am 20. April feierte der Oberleutnant Müller XXII im Infanterieregiment Vtv. LSS
vor der Front feiner Rsmpagnie feinen 70. Geburtstag. Dem noch rüstigen Jubilar wurde
von einer Unteroffiziers-Deputation ein Album mit den Porträts der ersten Rekruten gestiftet,
die Müller als junger Sckondclcutnant im Jahre lSSd drillte.
Lrauen-Philipprka
(nach einem Portrag, den der bekannte Havard-Profeffor
Dr.Dudlcy Sargcnt vor den Tamen Bostons gehalten hat)
O ihr lieben, sanften, süßen Wesen,
Spitzt die Oehrchen scharf und hört mich an,
Daß ich die Leviten euch verlesen
Und die Köpfchen gründlich waschen bann!
Mit der Wurzelbürste und dem Besen
Komm' ich über euch und feg' euch dann,
Daß der faule Zauber und der Plunder
Bon euch allen fällt wie mürber Zunder!! ■
Die ihr eure müden, ewig-futschen
Leiber taglang auf den Divan legt
Uitd sie nur in Lifts und Autokutschen
Anstatt mit den Füßen fortbewegt,
Um zum Sport und in die Bar zu rutschen,
Wo man tot die vollen Stunden schlägt:
O ihr schnöden Humbugtreiberinnen —
Einfach schandooll find' ich solch Beginnen!!
Und dann kommt die Busenmodeleuse
Mit dem Salbenkasten, pappt und schmiert,
Hub es knutscht euch täglich die Masseuse,
Weil der Leib zu kugelförmig wird,
Und ihr stöhnt: „O Gott, ich bin nervöse!"
Weil die Faulheit in euch triumphiert:
Nehmt den 23efen in die Hand und scheuert,
Anstatt, daß ihr ewig jammermeiert!
Fegt den Boden täglich eigenhändig
Auf und steckt die nackten Arme tief
In den Wäschezuber! Knetet ständig
Selbst den Teig und buddelt intensiv!
Und was krank und tot ist, wird lebendig, —
Stark und schön, was schwächlich war und schief.
Also spricht Herr Sargent, der Professer. —
Aber unsre Damen wissen 's — besser!
Jteda
Weshalb ging Lzerny?
Kriegsminister von Heeringen erklärte im
Reichstag, der Generalstabsarzt der Armee habe
Herrn Czerny um eine Unterredung gebeten,
dieser sei aber auf die Sache gar nicht eingegangen,
sondern habe alsbald sein Abschiedsgesuch vorgelegt.
Sonderbar! Höchst sonderbar! Da ihn doch
der Generalstabsarzt nur fragen wollte, wie's
ihm gehe, was seine Kinder machen und ob er
noch mit seinem Schneider zufrieden sei! Das
kommt doch vor, nicht wahr? Deshalb gibt man
doch nicht seinen Abschied ein! Namentlich bei
der Armee! Wer die militärischen Verhältnisse
kennt, weiß doch, daß Vorgesetzte öfters ihre
Untergebenen zu sich einladen, um ein wenig zu
plaudern. Weshalb machte Herr Czerny seinem
Kollegen nicht diese Freude?
Exzellenz von Heeringen steht noch heute ein-
fach vor einem Rätsel. Er erklärt es sich höch-
stens mit zwei Dingen. Entweder war der Pro-
fessor so zerstreut, daß er statt seiner Visitenkarte
fein Abschiedsgesuch abschickte — das gibt es ja.
Dafür hat man Beispiele. Oder es war jene
Ueberhebung, jener Kastengeist und Standesdünkel,
jene seltsame Auffassung von Ehre und Pflicht,
die bei diesen Leuten bekanntlich so ausgeprägt
ist, daß sie sich lieber blamieren, als etwas davon
aufgeben. Dann geschieht's ihm natürlich recht!
Und dann ist er wohl draußen, der Czerny! Dann
paßte er nicht in die Gesellschaftskreise, in denen
nun einmal Geselligkeit und Gemütlichkeit Trunipf
ist. Aber dann sollte man doch den guten und
harmlosen Kriegsminister nicht durch die dumme
Frage belästigen: Weshalb ging Czerny?
A. 1>. Al.
Der schwebende Papst
(Nach den Mitteilungen der Zeitschrift „Das neue
Jahrhundert")
P. A. Schweykart heißt der Iesuiter,
Der in Innsbruck Predigt haltend weilt,
Und dabei der Welt — da legst di nieder! —
Dieses große Wunder mitgeteilt:
Ein Besucher, sich zunr Papst verfügend,
Hat vor Staunen und vor Schreck gebebt:
Pius nämlich ist — mir war's genügend! —
In Ekstase in der Luft geschwebt!
Schwebte hin und schwebte her, als Hab' er
Seinen Leib mit reinem Gas geatzt!
Der Besucher, ohne wenn und aber,
Seufzte: „Himmel! Wenn er nur nicht
platzt!"
Zeugen rief er schleunigst eine Menge.
Alle standen vor Berwuitd'rung stumm,
Und beschauten, zitternd im Gedränge,
Papam Plum buklballoniLUm!
Ja, fürwahr, dies zeugt von Wundergnade!
Und ich Knirsche mit betrübtem Sinn:
Schade, schade, wirklich jammerschade,
Daß ich nicht dabei gewesen bin!
Und drum bitte ich Herrn Schweykart sklavisch,
Hoffend, daß er sich mir freundlich zeigt:
„Bitte, bitte, ruf' mich telegraphisch,
Wenn Papst Pius wieder einmal steigt!"
Karlclien
Wahres Geschichtchen
Der Kaiser ist einige Tage als Iagdgast beim
Grafen N. auf Schloß Z. gewesen. Am Bahnhof
des Kreisstädtchens, wo er die Rückfahrt an-
treten wird, hat sich eine große Menschenmenge
versammelt, um ihn abfahren zu sehen. Das
Bahnhofsgebäude durchschreitend, finde ich meinen
Freund Lmil in der Nahe des Fahrkartenschalters
aufgepflanzt.
„Na," frage ich, „kommst Du mit nach draußen,
den Kaiser sehn?"
„Nach draußen? Nee!" sagt Lmil, der welt-
erfahrene, mit überlegenem Aopfschlltteln. „Das
Gedränge— und alles abgesxerrt! Pier seh' ich
'n doch viel besser!"
„Pier??"
„Na ja natürlich! Lr muß sich doch 'n Billett
koofen — oder denkste vielleicht, er fährt ohne — ?"
Duellzwang bet Militärärzten
„Majestät hat jan; recht: nur ein jutcr
Lhrist kann ein juter — Militärarzt sein,
aber aus dem Offizicrkorps fliegt er
selbstverständlich raus!"
(nach Erzberger)
K. Arnold
Am 20. April feierte der Oberleutnant Müller XXII im Infanterieregiment Vtv. LSS
vor der Front feiner Rsmpagnie feinen 70. Geburtstag. Dem noch rüstigen Jubilar wurde
von einer Unteroffiziers-Deputation ein Album mit den Porträts der ersten Rekruten gestiftet,
die Müller als junger Sckondclcutnant im Jahre lSSd drillte.
Lrauen-Philipprka
(nach einem Portrag, den der bekannte Havard-Profeffor
Dr.Dudlcy Sargcnt vor den Tamen Bostons gehalten hat)
O ihr lieben, sanften, süßen Wesen,
Spitzt die Oehrchen scharf und hört mich an,
Daß ich die Leviten euch verlesen
Und die Köpfchen gründlich waschen bann!
Mit der Wurzelbürste und dem Besen
Komm' ich über euch und feg' euch dann,
Daß der faule Zauber und der Plunder
Bon euch allen fällt wie mürber Zunder!! ■
Die ihr eure müden, ewig-futschen
Leiber taglang auf den Divan legt
Uitd sie nur in Lifts und Autokutschen
Anstatt mit den Füßen fortbewegt,
Um zum Sport und in die Bar zu rutschen,
Wo man tot die vollen Stunden schlägt:
O ihr schnöden Humbugtreiberinnen —
Einfach schandooll find' ich solch Beginnen!!
Und dann kommt die Busenmodeleuse
Mit dem Salbenkasten, pappt und schmiert,
Hub es knutscht euch täglich die Masseuse,
Weil der Leib zu kugelförmig wird,
Und ihr stöhnt: „O Gott, ich bin nervöse!"
Weil die Faulheit in euch triumphiert:
Nehmt den 23efen in die Hand und scheuert,
Anstatt, daß ihr ewig jammermeiert!
Fegt den Boden täglich eigenhändig
Auf und steckt die nackten Arme tief
In den Wäschezuber! Knetet ständig
Selbst den Teig und buddelt intensiv!
Und was krank und tot ist, wird lebendig, —
Stark und schön, was schwächlich war und schief.
Also spricht Herr Sargent, der Professer. —
Aber unsre Damen wissen 's — besser!
Jteda
Weshalb ging Lzerny?
Kriegsminister von Heeringen erklärte im
Reichstag, der Generalstabsarzt der Armee habe
Herrn Czerny um eine Unterredung gebeten,
dieser sei aber auf die Sache gar nicht eingegangen,
sondern habe alsbald sein Abschiedsgesuch vorgelegt.
Sonderbar! Höchst sonderbar! Da ihn doch
der Generalstabsarzt nur fragen wollte, wie's
ihm gehe, was seine Kinder machen und ob er
noch mit seinem Schneider zufrieden sei! Das
kommt doch vor, nicht wahr? Deshalb gibt man
doch nicht seinen Abschied ein! Namentlich bei
der Armee! Wer die militärischen Verhältnisse
kennt, weiß doch, daß Vorgesetzte öfters ihre
Untergebenen zu sich einladen, um ein wenig zu
plaudern. Weshalb machte Herr Czerny seinem
Kollegen nicht diese Freude?
Exzellenz von Heeringen steht noch heute ein-
fach vor einem Rätsel. Er erklärt es sich höch-
stens mit zwei Dingen. Entweder war der Pro-
fessor so zerstreut, daß er statt seiner Visitenkarte
fein Abschiedsgesuch abschickte — das gibt es ja.
Dafür hat man Beispiele. Oder es war jene
Ueberhebung, jener Kastengeist und Standesdünkel,
jene seltsame Auffassung von Ehre und Pflicht,
die bei diesen Leuten bekanntlich so ausgeprägt
ist, daß sie sich lieber blamieren, als etwas davon
aufgeben. Dann geschieht's ihm natürlich recht!
Und dann ist er wohl draußen, der Czerny! Dann
paßte er nicht in die Gesellschaftskreise, in denen
nun einmal Geselligkeit und Gemütlichkeit Trunipf
ist. Aber dann sollte man doch den guten und
harmlosen Kriegsminister nicht durch die dumme
Frage belästigen: Weshalb ging Czerny?
A. 1>. Al.
Der schwebende Papst
(Nach den Mitteilungen der Zeitschrift „Das neue
Jahrhundert")
P. A. Schweykart heißt der Iesuiter,
Der in Innsbruck Predigt haltend weilt,
Und dabei der Welt — da legst di nieder! —
Dieses große Wunder mitgeteilt:
Ein Besucher, sich zunr Papst verfügend,
Hat vor Staunen und vor Schreck gebebt:
Pius nämlich ist — mir war's genügend! —
In Ekstase in der Luft geschwebt!
Schwebte hin und schwebte her, als Hab' er
Seinen Leib mit reinem Gas geatzt!
Der Besucher, ohne wenn und aber,
Seufzte: „Himmel! Wenn er nur nicht
platzt!"
Zeugen rief er schleunigst eine Menge.
Alle standen vor Berwuitd'rung stumm,
Und beschauten, zitternd im Gedränge,
Papam Plum buklballoniLUm!
Ja, fürwahr, dies zeugt von Wundergnade!
Und ich Knirsche mit betrübtem Sinn:
Schade, schade, wirklich jammerschade,
Daß ich nicht dabei gewesen bin!
Und drum bitte ich Herrn Schweykart sklavisch,
Hoffend, daß er sich mir freundlich zeigt:
„Bitte, bitte, ruf' mich telegraphisch,
Wenn Papst Pius wieder einmal steigt!"
Karlclien
Wahres Geschichtchen
Der Kaiser ist einige Tage als Iagdgast beim
Grafen N. auf Schloß Z. gewesen. Am Bahnhof
des Kreisstädtchens, wo er die Rückfahrt an-
treten wird, hat sich eine große Menschenmenge
versammelt, um ihn abfahren zu sehen. Das
Bahnhofsgebäude durchschreitend, finde ich meinen
Freund Lmil in der Nahe des Fahrkartenschalters
aufgepflanzt.
„Na," frage ich, „kommst Du mit nach draußen,
den Kaiser sehn?"
„Nach draußen? Nee!" sagt Lmil, der welt-
erfahrene, mit überlegenem Aopfschlltteln. „Das
Gedränge— und alles abgesxerrt! Pier seh' ich
'n doch viel besser!"
„Pier??"
„Na ja natürlich! Lr muß sich doch 'n Billett
koofen — oder denkste vielleicht, er fährt ohne — ?"
Duellzwang bet Militärärzten
„Majestät hat jan; recht: nur ein jutcr
Lhrist kann ein juter — Militärarzt sein,
aber aus dem Offizicrkorps fliegt er
selbstverständlich raus!"