Im Vororrszug
Ich fuhr ins Theater, und da id, nun einmal
der Ansidsi bin, dah man bei Festlichkeiten ein
sesllid,es Gewand tragen fall, hatte id, ’"'“1
Staat geworfen. Ich brachte damit dieser An-
sicht ein Opfer, denn es ist nicht angenehm, m
eleganten Hellen Kleidern und im Abcndmame
zwischen sd,witzenden Ausslüglern und hemme ,*
renden Arbeitern zu fitzen. Die Menge wird es
stets leid,tet verzeihen, wenn man von ihr un-
günstig, als allzugünstig absticht.
An diesem Tage sollte ich zum Märtyrer
meiner Überzeugung werden.
Ich fiel in meinen eleganten Kleidern ohne-
dies unangenehm auf, das fühlte id, fofor - )
drückte mich bescheiden in meine Ecke. Der Wagen
war sehr besetzt, nur neben und mir gegeiiubcr
waren nod, Plätze frei. .
Zwei Haltestellen vor München steigen dre,
Arbeiter ein, versd,witzt. verstaubt, nad, einem
arbeitsheißen Tag auch müde und gewiß meyr
wie jeder andere zum Sitzen berechtigt.
Zwei nehmen mir gegenüber Platz, einer an
nieiner Seite. Bereitwillig drücke id, mich noa,
tiefer in meine Ecke. Doch meine gute Absicht
wird verkannt. Mit weitgespreizten Beinen sitz
er da, id, sd,webe nur mehr aus meinem Platz.
Und nun geht es los °.
„Braucha S' gar net a so wegrucka. I o> koa
Insekt, i stich Eahna net."
Das erste Gegenüber: „Mir Ham grad a so
gut a Red,I zum Fahrn wia Sie."
Der Ansidsi war id, ja von vornherein.
Das zweite Gegenüber: „Müassen S' Eahna
halt an Automobüll Kassa, na keima S' dean
wos meng."
Ruhepause.
2d, sd,aue angestrengt zum Fenster hinaus.
5)ier gibt es nur eines — schweigen. Die ganze
Fahrtgesellschast ist gegen mich, ich weis; es. ich
steche ja unglücklicher Weise viel zu günstig von
dieser Menge ab. Keiner würde mir Helsen. —
Die Arbeiter sind anscheinend Maurer. Weiß-
bestaubt, nach einem Gemisch von Mörtel, Schweiß
imd Bier diiftend. Das kann ich nod, ertrageii.
Aber jetzt kommt das Schlimmste: Der Schmalzler.
Das zweite Gegenüber: „Is des am End
Eahna Sallon?"
Sie bred,en alle drei in ein sd,allendes Ge-
lädjter aus. Die letzte Haltestelle vor München.
Soll ich aussteigen? Das sähe fast wie Feigheit
aus und dann käme id, nid,l mehr rechtzeitig in
das Theater. Ich bleibe.
„So a Großkopfate moant halt, mia stm net
mehra als wia's Habe Biech. Mir san do aa
Menschen. Was tat's denn Überhaupts ohne
Arbater? Weil sie nad, Bafä sd,ti»kt, moant sie,
mir derfaten net nad, da Arbat schtinka. Da
sdsiink i allaweil no liaba nach da Arbat. —
Die Gschwollkopfaten moana grad sie kannten
ins zammatreten als w!ar an Wurm. Mir lassen
ins aba net zammatreten. Mir san aa Menschen."
Seine Stimme wurde drohend.
„Mir Ham as gleiche Red,t zum Niedasitzn
als wia ra so a Gsd,wollne.
Grad ärgern mußt di, grad raud,a bat er eim,
sdsikaniern, ja natürli sd,ikanicren taten s^ ein, wo
f’ grab kinna. Und aufmandeln so a Fetzn so
a gsd,eerta. Mir derfatn grad alles nunterschluckn.
Woaßt was, Alisi, auf den Arger kaff ma
ins a Halbe!"
Münd,en-id, hatte ausgelitten!
Le» I.aride
Htpenball
.... 'S SoS der Londvevölkeriing iS doch fern
leichtes, — egal die schwere Pseife im Maul...!"
Ein blaßblaugeädertes Fläschd,en zieht mein Ne-
benan heraus und jeder erhält seine Portion.
Ekelhaft süßlid, ist der Gerud,. Alle drei sd,mipfen,
vielleidst beruhigt das? Da geht es wieder an.
„Inser Göild is aggrat a so vuil wert als
wia des Eahnere."
Das habe id, nie besttitten.
„Mir arbatcn an ganzen Tag und nacha derfat
ma ins net a mal niedasitzen und sic, wo an
ganzen Tag am Kanabö flackt, sie moant, sie derf
si grad alloans hihocka."
Der erste Gegenüber: „Freilein, Ham Sie ebba
den Wagen da g'miet'?"
LieVe Jugend!
Zum Wunderrabbi von Bojan kam Simon
Trümpetenschleim, Gutspächter weit drüben aus
Kadobesdstje, brachte reid,e Gesd,enke mit und bat
flehentlid, um Regen,
„Sei ohne Sorge," sagte der Rabbi, „ün spann
den Sdiirm auf. Eh du heimkimmst von deiner
Pilgerreise, frommer Soh», werd cs sd,on habe»
angefangen zu tröppeln."
Simon Trümpetenschleim in gläubigem Hoffen
spannte den Sd,irm auf und fuhr heim. Zuerst
tröpfelte es, dann knisterte der Regen.
Der Regen fiel, die Wod,e begann. Die Wod,e
verging, der Regen prasselte.
Am dritten Schabbes kam ein Telegramm an
Bojan:
„trümpetenschleim was is? bratet ob weiter-
regnen soll." Koda Koda
r. Hesse
,,verzeihen Majestät, rvenn ich Allerhöchstdero Promenade Grenze — aber dies« ^ unser "silbernes
band- da..." - „Schon gut mein Lieber! Sie erhalten M Ihr« Verdienste sofort
~-k,heU( am ausdringlichen Schwefelbande.«
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Ich fuhr ins Theater, und da id, nun einmal
der Ansidsi bin, dah man bei Festlichkeiten ein
sesllid,es Gewand tragen fall, hatte id, ’"'“1
Staat geworfen. Ich brachte damit dieser An-
sicht ein Opfer, denn es ist nicht angenehm, m
eleganten Hellen Kleidern und im Abcndmame
zwischen sd,witzenden Ausslüglern und hemme ,*
renden Arbeitern zu fitzen. Die Menge wird es
stets leid,tet verzeihen, wenn man von ihr un-
günstig, als allzugünstig absticht.
An diesem Tage sollte ich zum Märtyrer
meiner Überzeugung werden.
Ich fiel in meinen eleganten Kleidern ohne-
dies unangenehm auf, das fühlte id, fofor - )
drückte mich bescheiden in meine Ecke. Der Wagen
war sehr besetzt, nur neben und mir gegeiiubcr
waren nod, Plätze frei. .
Zwei Haltestellen vor München steigen dre,
Arbeiter ein, versd,witzt. verstaubt, nad, einem
arbeitsheißen Tag auch müde und gewiß meyr
wie jeder andere zum Sitzen berechtigt.
Zwei nehmen mir gegenüber Platz, einer an
nieiner Seite. Bereitwillig drücke id, mich noa,
tiefer in meine Ecke. Doch meine gute Absicht
wird verkannt. Mit weitgespreizten Beinen sitz
er da, id, sd,webe nur mehr aus meinem Platz.
Und nun geht es los °.
„Braucha S' gar net a so wegrucka. I o> koa
Insekt, i stich Eahna net."
Das erste Gegenüber: „Mir Ham grad a so
gut a Red,I zum Fahrn wia Sie."
Der Ansidsi war id, ja von vornherein.
Das zweite Gegenüber: „Müassen S' Eahna
halt an Automobüll Kassa, na keima S' dean
wos meng."
Ruhepause.
2d, sd,aue angestrengt zum Fenster hinaus.
5)ier gibt es nur eines — schweigen. Die ganze
Fahrtgesellschast ist gegen mich, ich weis; es. ich
steche ja unglücklicher Weise viel zu günstig von
dieser Menge ab. Keiner würde mir Helsen. —
Die Arbeiter sind anscheinend Maurer. Weiß-
bestaubt, nach einem Gemisch von Mörtel, Schweiß
imd Bier diiftend. Das kann ich nod, ertrageii.
Aber jetzt kommt das Schlimmste: Der Schmalzler.
Das zweite Gegenüber: „Is des am End
Eahna Sallon?"
Sie bred,en alle drei in ein sd,allendes Ge-
lädjter aus. Die letzte Haltestelle vor München.
Soll ich aussteigen? Das sähe fast wie Feigheit
aus und dann käme id, nid,l mehr rechtzeitig in
das Theater. Ich bleibe.
„So a Großkopfate moant halt, mia stm net
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Arbater? Weil sie nad, Bafä sd,ti»kt, moant sie,
mir derfaten net nad, da Arbat schtinka. Da
sdsiink i allaweil no liaba nach da Arbat. —
Die Gschwollkopfaten moana grad sie kannten
ins zammatreten als w!ar an Wurm. Mir lassen
ins aba net zammatreten. Mir san aa Menschen."
Seine Stimme wurde drohend.
„Mir Ham as gleiche Red,t zum Niedasitzn
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Grad ärgern mußt di, grad raud,a bat er eim,
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Woaßt was, Alisi, auf den Arger kaff ma
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Münd,en-id, hatte ausgelitten!
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Ekelhaft süßlid, ist der Gerud,. Alle drei sd,mipfen,
vielleidst beruhigt das? Da geht es wieder an.
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Das habe id, nie besttitten.
„Mir arbatcn an ganzen Tag und nacha derfat
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si grad alloans hihocka."
Der erste Gegenüber: „Freilein, Ham Sie ebba
den Wagen da g'miet'?"
LieVe Jugend!
Zum Wunderrabbi von Bojan kam Simon
Trümpetenschleim, Gutspächter weit drüben aus
Kadobesdstje, brachte reid,e Gesd,enke mit und bat
flehentlid, um Regen,
„Sei ohne Sorge," sagte der Rabbi, „ün spann
den Sdiirm auf. Eh du heimkimmst von deiner
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Simon Trümpetenschleim in gläubigem Hoffen
spannte den Sd,irm auf und fuhr heim. Zuerst
tröpfelte es, dann knisterte der Regen.
Der Regen fiel, die Wod,e begann. Die Wod,e
verging, der Regen prasselte.
Am dritten Schabbes kam ein Telegramm an
Bojan:
„trümpetenschleim was is? bratet ob weiter-
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~-k,heU( am ausdringlichen Schwefelbande.«
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