Wo hat sie den bloß aufgegabelt? Ach ja . ..
in der Tanzstunde. . . Tanzstunde für Erwach-
sene ... Ich hatte nichts dagegen. . . „Aber
gewiß, mein Schatz!" Hab' ich ihr gesagt . . . Denn
warum? Eine Frau soll sich nicht langweilen;
sonst kommt sie auf böse Gedanken . . . Und hält'
ich's verweigert, war sie mißtrauisch geworden...
Und hätt' es erst recht getan . . . Ich bin ja so
beschäftigt... es ist keine Kleinigkeit... als
Vortragender Rat. . . Mußte ich gerade eine so
junge Frau heiraten? Na, wo die Liebe hin-
fällt . . .
Kellner! — Endlich! — —
Verbieten ist das Schlimmste . . . macht bloß
neugierig . . . (Ich hätte Oberlehrer werden
sollen . . .)
Eigentlich ist nichts dabei ... Es ist sogar
sehr anständig . . . Die Indianer haben ihn er-
funden, glaub' ich . . . Wen oder was?: den
Tango! . . . Wie sie die Füße setzen ... Es ist
zum Verrücktwerden ... Na ja, die Tanzmeister
hatten sich auch dagegen verschworen . . . An-
fangs . . . Aber die Frauen sind stärker . . .
Jawohl, die Frauen . . .
Eigentlich ist wirklich nichts dabei ... Es
geht ganz anständig her . . . Man tanzt nicht
mal so eng wie . . . wie man könnte . . . Und
dann: alle sind ganz feierlich gestimmt . . . Als
ob sie beten . . . Wahrhaftig, als ob sie beten. . .
Das ist die neue Religion, der neue Kult, die
Messe der Ungläubigen . . .
Verflucht, da liegt der Hase ... Es ist eben
kein Humor . . . Die Sache wird ernst ...
Immerhin, man benimmt sich ganz anständig
... Da unten in den Weiberkneipen von 6uen08
Aire8 ist es toller . . . (Ich wär' bald mal hin-
gekommen von der Regierung) . . . Na ja, wir
sind in der guten Gesellschaft . . . Die modelt
A. Schmidliammer
Der Ehemann
„Du kannst schon Tango tanzen, Rosa, aber
bitte, mehr seelisch vertieft als körperlich
ausschweifend."
alles . . . Meine Frau ist natürlich aus einer
der besten Familien . . .
Meine Frau ist eine anständige Frau . . .
Denn warum nicht? . . . Sie ist immer lieb zu
mir . . . Und hat noch garnichts getan, was
man taktlos nennen dürfte . . . (Ich rede Papier-
deutsch . . .) Noch nichts . . . Nein, wer wollte
das behaupten? Na, hören Sie mal! . . .
Es ist ganz anständig — Tango! ... Er,
meine ich . . . ihn (warum bin ich nicht Ober-
lehrer?) . . . Freilich, wie sie da schon wieder . . .
Sie tun ja nichts . . . immerhin . . . immerhin
. . . Diese rhythmische Ruhe . . . (rhythmische
Ruhe ist s e h r gut!) . . . Es ist eine Art lar-
vierter Ehebruch . . . ganz öffentlich . . . vor jeder-
mann . . . Aber man kann es nicht beweisen;
das ist es . . .
Ich könnte rasen. . . Hören sie denn noch
nicht auf? . . . Meine Frau winkt mir zu, als
ob sie unschuldig wäre. . . Nein, sowas ... Und
der Herr Doktor . . . Aber sie haben glühende
Köpfe... Und gar die Augen . . . „Sensationelle
Ehescheidung" lese ich schon ... Gott sei Dank ...
die Herren geleiten die Dainen an die Plätze . . .
„Geleiten." (Lächerlich?) ... —
Kinder, habt Ihr Euch gut amüsiert?
„Aber, Liebster — das mußt Du lernen; es
war himmlisch!"
„Herr Geheimrat müssen unbedingt..."
„Kinder seid net fad . . . solch eine öde Ge-
schichte mit den Beinen rechts rum, links rum,
hinten rum, vorn rum ... Du guter Himmel!...
Und dann: Ich verstehe ja nichts von Musik...!. i"
Rurt Bauchung
*
Liebe Jugend!
In dein mecklenburgschen Dörfchen p.
findet Sonntagsgottesdienst statt. Als der Choral
angestimmt wird:
„Herr Gott, Vater xm Himmelreich,
Vor dir sind alle Menschen gleich,"
wendet sich der alte Herr von £. ganz entrüstet an
seinen neben ihm sitzenden Schwiegersohn Graf H.
mit den Worten: „Unmöglich! ganz unmöglich! Das
würde ja auch die Ritterschaft garnicht zulassen!"
STIEFEL
Salamander Schuldes. m.hft Berlin Zentrale Berlin W8 Friedrichsfr.182
Fordern Sie MusferbuchJ.
c
J
Ziel etwaigen Bestelluiitfen bittet man auf dl© Münohner ..JUGEND“ Bezua zu noluuo»*
1613
in der Tanzstunde. . . Tanzstunde für Erwach-
sene ... Ich hatte nichts dagegen. . . „Aber
gewiß, mein Schatz!" Hab' ich ihr gesagt . . . Denn
warum? Eine Frau soll sich nicht langweilen;
sonst kommt sie auf böse Gedanken . . . Und hält'
ich's verweigert, war sie mißtrauisch geworden...
Und hätt' es erst recht getan . . . Ich bin ja so
beschäftigt... es ist keine Kleinigkeit... als
Vortragender Rat. . . Mußte ich gerade eine so
junge Frau heiraten? Na, wo die Liebe hin-
fällt . . .
Kellner! — Endlich! — —
Verbieten ist das Schlimmste . . . macht bloß
neugierig . . . (Ich hätte Oberlehrer werden
sollen . . .)
Eigentlich ist nichts dabei ... Es ist sogar
sehr anständig . . . Die Indianer haben ihn er-
funden, glaub' ich . . . Wen oder was?: den
Tango! . . . Wie sie die Füße setzen ... Es ist
zum Verrücktwerden ... Na ja, die Tanzmeister
hatten sich auch dagegen verschworen . . . An-
fangs . . . Aber die Frauen sind stärker . . .
Jawohl, die Frauen . . .
Eigentlich ist wirklich nichts dabei ... Es
geht ganz anständig her . . . Man tanzt nicht
mal so eng wie . . . wie man könnte . . . Und
dann: alle sind ganz feierlich gestimmt . . . Als
ob sie beten . . . Wahrhaftig, als ob sie beten. . .
Das ist die neue Religion, der neue Kult, die
Messe der Ungläubigen . . .
Verflucht, da liegt der Hase ... Es ist eben
kein Humor . . . Die Sache wird ernst ...
Immerhin, man benimmt sich ganz anständig
... Da unten in den Weiberkneipen von 6uen08
Aire8 ist es toller . . . (Ich wär' bald mal hin-
gekommen von der Regierung) . . . Na ja, wir
sind in der guten Gesellschaft . . . Die modelt
A. Schmidliammer
Der Ehemann
„Du kannst schon Tango tanzen, Rosa, aber
bitte, mehr seelisch vertieft als körperlich
ausschweifend."
alles . . . Meine Frau ist natürlich aus einer
der besten Familien . . .
Meine Frau ist eine anständige Frau . . .
Denn warum nicht? . . . Sie ist immer lieb zu
mir . . . Und hat noch garnichts getan, was
man taktlos nennen dürfte . . . (Ich rede Papier-
deutsch . . .) Noch nichts . . . Nein, wer wollte
das behaupten? Na, hören Sie mal! . . .
Es ist ganz anständig — Tango! ... Er,
meine ich . . . ihn (warum bin ich nicht Ober-
lehrer?) . . . Freilich, wie sie da schon wieder . . .
Sie tun ja nichts . . . immerhin . . . immerhin
. . . Diese rhythmische Ruhe . . . (rhythmische
Ruhe ist s e h r gut!) . . . Es ist eine Art lar-
vierter Ehebruch . . . ganz öffentlich . . . vor jeder-
mann . . . Aber man kann es nicht beweisen;
das ist es . . .
Ich könnte rasen. . . Hören sie denn noch
nicht auf? . . . Meine Frau winkt mir zu, als
ob sie unschuldig wäre. . . Nein, sowas ... Und
der Herr Doktor . . . Aber sie haben glühende
Köpfe... Und gar die Augen . . . „Sensationelle
Ehescheidung" lese ich schon ... Gott sei Dank ...
die Herren geleiten die Dainen an die Plätze . . .
„Geleiten." (Lächerlich?) ... —
Kinder, habt Ihr Euch gut amüsiert?
„Aber, Liebster — das mußt Du lernen; es
war himmlisch!"
„Herr Geheimrat müssen unbedingt..."
„Kinder seid net fad . . . solch eine öde Ge-
schichte mit den Beinen rechts rum, links rum,
hinten rum, vorn rum ... Du guter Himmel!...
Und dann: Ich verstehe ja nichts von Musik...!. i"
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*
Liebe Jugend!
In dein mecklenburgschen Dörfchen p.
findet Sonntagsgottesdienst statt. Als der Choral
angestimmt wird:
„Herr Gott, Vater xm Himmelreich,
Vor dir sind alle Menschen gleich,"
wendet sich der alte Herr von £. ganz entrüstet an
seinen neben ihm sitzenden Schwiegersohn Graf H.
mit den Worten: „Unmöglich! ganz unmöglich! Das
würde ja auch die Ritterschaft garnicht zulassen!"
STIEFEL
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