-Austrias Schoßkind E- Wilke
Der kleine Michel: „Je mehr der Wenzel kapur macht, desto lieber hat ihn Mama!"
Venngeseßnovekke
Der Sport, den sich der Mensch erwählt,
Hat divergierende Effekte,
Indem er teils die Muskeln stählt,
Doch teils nuch den Erwerbssinn weckte.
Nicht jede Kraft, die ihm entspringt,
Wird sich am Biceps messen lassen.
Sie zeigt sich oft vom Krampf beschwingt
Und hängt sich an die Totokassen.
Am Marmortische des Cafes
Sieht man zum Beispiel wohl Gestalte«,
Die diesbezüglich sachgemäß
Das liebliche Büro verwalten.
Da herrscht ein emsiger Verkehr
Nach andern Gentlemen hinüber,
Und man begreift es ungefähr:
Hier wirkt die starke Zunft der Schieber!
Soll nun schon wiederum das Idyll
Ein kalter Pharaqraphos fällen?
Man weiß nicht, was der Reichstag will
Mit seinen ewigen Novellen. . .:
Die Schieber schlängeln sich gewandt
Uird lächelnd durch die Hintertüre
— Und Ehrlichkeit nimmt überhand
In nischt, als im Gesetzpapiere!
Leopold
*
GewiTTensfrcibett in Bayern
Ein bayrischer Kultusminister hat's schwer.
Allen soll er's Recht machen: seinen klerikalen
Vorgesetzten, und seinen untergebenen Steuer-
zahlern. Jetzt fällt man wieder über den armen
Kultusminister v. Knilling her, weil er bestimmt
hat, daß der konfessionslose Sohn katho-
lischer Eltern nur dann in das Gymnasium in
Kempten ausgenommen werden dürfe, wenn er
am katholischen Religionsunterricht teilnehme.
Man nennt das, in völliger Verkennung des Be-
griffes „Gewissensfreiheit", einen Verstoß gegen die
Verfassung.
Der Mensch zerfällt in Körper und Seele.
Wenn in den leider verflossenen Zeiten der In-
quisition, der Blütezeit der Gewissensfreiheit, der
Ketzer verbrannt wurde, so kam nur sein Kör-
per auf den Scheiterhaufen, — seine Seele,
sein Gewissen blieb frei. Gewissensfreiheit in
Bayern ist die Freiheit für jeden Staatsbürger,
das zu tun, was die Ultramontanen vorschreiben.
Selbst der ungläubigste Bayer hat die Gcwissens-
sreiheit, Kirchenbaulose kaufen zu dürfen. Der
Schullehrer hat die Gewissensfreiheit, sich der
geistlichen Schulaufsicht zu fügen. Kurz Jeder
hat die Gewissensfreiheit, nach der Fasson des
Zentrums selig zu werden. Und da will man
dem Kultusminister dieses erste Recht des Bürgers
nehmen? — Nein! Niemals! Der bayrische
Kultusminister hat die Gewissensfrei-
heit, sich über die Verfassung hinweg-
Der kleine Michel: „Je mehr der Wenzel kapur macht, desto lieber hat ihn Mama!"
Venngeseßnovekke
Der Sport, den sich der Mensch erwählt,
Hat divergierende Effekte,
Indem er teils die Muskeln stählt,
Doch teils nuch den Erwerbssinn weckte.
Nicht jede Kraft, die ihm entspringt,
Wird sich am Biceps messen lassen.
Sie zeigt sich oft vom Krampf beschwingt
Und hängt sich an die Totokassen.
Am Marmortische des Cafes
Sieht man zum Beispiel wohl Gestalte«,
Die diesbezüglich sachgemäß
Das liebliche Büro verwalten.
Da herrscht ein emsiger Verkehr
Nach andern Gentlemen hinüber,
Und man begreift es ungefähr:
Hier wirkt die starke Zunft der Schieber!
Soll nun schon wiederum das Idyll
Ein kalter Pharaqraphos fällen?
Man weiß nicht, was der Reichstag will
Mit seinen ewigen Novellen. . .:
Die Schieber schlängeln sich gewandt
Uird lächelnd durch die Hintertüre
— Und Ehrlichkeit nimmt überhand
In nischt, als im Gesetzpapiere!
Leopold
*
GewiTTensfrcibett in Bayern
Ein bayrischer Kultusminister hat's schwer.
Allen soll er's Recht machen: seinen klerikalen
Vorgesetzten, und seinen untergebenen Steuer-
zahlern. Jetzt fällt man wieder über den armen
Kultusminister v. Knilling her, weil er bestimmt
hat, daß der konfessionslose Sohn katho-
lischer Eltern nur dann in das Gymnasium in
Kempten ausgenommen werden dürfe, wenn er
am katholischen Religionsunterricht teilnehme.
Man nennt das, in völliger Verkennung des Be-
griffes „Gewissensfreiheit", einen Verstoß gegen die
Verfassung.
Der Mensch zerfällt in Körper und Seele.
Wenn in den leider verflossenen Zeiten der In-
quisition, der Blütezeit der Gewissensfreiheit, der
Ketzer verbrannt wurde, so kam nur sein Kör-
per auf den Scheiterhaufen, — seine Seele,
sein Gewissen blieb frei. Gewissensfreiheit in
Bayern ist die Freiheit für jeden Staatsbürger,
das zu tun, was die Ultramontanen vorschreiben.
Selbst der ungläubigste Bayer hat die Gcwissens-
sreiheit, Kirchenbaulose kaufen zu dürfen. Der
Schullehrer hat die Gewissensfreiheit, sich der
geistlichen Schulaufsicht zu fügen. Kurz Jeder
hat die Gewissensfreiheit, nach der Fasson des
Zentrums selig zu werden. Und da will man
dem Kultusminister dieses erste Recht des Bürgers
nehmen? — Nein! Niemals! Der bayrische
Kultusminister hat die Gewissensfrei-
heit, sich über die Verfassung hinweg-