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Gloria! Viktoria!

In Göttingen wurde die neue Brausebad-
Einrichtung der katholischen Volksschule vom Pfarr-
amt trotz gesonderter Badcräume für Knaben und
Mädchen beanstandet, weil cs auch unsittlich
sei, wenn Kinder gleichen Geschlechts einander
unbekleidet sähen. Daraufhin erklärten die
städtischen Kollegien, daß die katholische Volks-
schule dann eben ans die Vorteile des Schulbrause-
bads verzichten müsse.

O gloria in excelsis Deo! wieder
Schlug ein Hochwürdiger de» Sntatl nieder,

Der nun befonbers schlau umschleicht die Schulen,
Zum Lästern lockend und zum höllischett Buhlen!
Das „Brausebad", das dacht' er jetzt sich aus,
Damit die Kinder da „in Salis und Braus"
Mit eitler Wcltlust ihre Körper fegen,

Statt ihres Seelenheils das Fleisch nur pflegen
Und schamlos jene Teufelsdinge schauen,

Die gnädig sonst verhüllt in Nacht und Grauelt!
Viktoria! Die wahre Reinlichkeit,

Sie hat gesiegt — den Sprlich der Heidenzeit
Schlug unser Spruch, des höchsten Heiles froh:
„Mens sana sit in corpore sordido!“

* Borromaeus

„Vorsicht!"

Dem König von England ist in Glasgow ein
ergötzlicher „Unfall" zugestoßen. Bei der Grund-
steinlegung zum Rathaus überreichte ihm der
Staatssekretär für Schottland das Manuskript
der Rede, die der Köitig als Antwort auf die
Ansprache des Bürgermeisters vorlcsen wollte.
Allgemeines Staunen: Die Worte Seiner groß-
britannischen Majestät bewegten sich mlf einem
gänzlich fernliegenden Gebiet, hatten mit Rathnus-
wcihe und Bürgermeisteransprad>e miri) nicht das
geringste zu schaffen. Unter begreiflicher Heiterkeit
stellte sich schließlich heraus, daß der Staatssekretär
sich vergriffen unb dem König eine für eine andere

Gelegcitheit bestimmte Erwiderungsansprache in
die Hand gedrückt halte. — Der Fall, so spaßhaft
er ist, steht dods nid)t vereinzelt da:

Herr von Bethmann Hollweg, der preußische
Ministerpräsident, empfing neulich eine Deputation,
die fid) herausnahm, in ziemlich unverblümter
Weise all die versprochene Wahlreform zu er-
innern. Auf die Worte des Spredsers erwiderte
der vielbeschäftigte Staatsmanil: „M. H.! Die
Bekämpfung der Rotlaufseudie ist von jeher eine
der vornehmsten Aufgaben der Königlichen Staats-
regierung gewesen. Darum weiß id) mich einig mit
meinen Ministerkollegen, daß das bcutfrijc Schwein

-Bombenelement! Da hat mir ja Wahnsdiaffe

die Rede hingelegt, die id) im Landwirtschaftsrat
über das Biehfeud>engesetz halteil wollte!" —

Bei der Einweihung des Nonnenklosters
il> Schwarzenhausen sagte der bai)risd>e Kultus-
minister: „Ich brauche Ihnen wohl nicht zll ver-
sichern, wie sehr lins die Bekämpfung des Geburten-
rückganges unb der Säuglingssterblichkeit am
Herzell liegt. Mögen die jungen Erdenbürger,

die in diesem Hause — --Herrgottsakrnment!

Das ist ja die Rede, die id) morgen bei der Ein-
weihullg des Säuglingsheimes in 3£ftabt zu
halten habe!" —

Einem hohen Herrn passierte das Mißgeschick,
bei der Tnlife eines Prinzensohnes mit
folgender Ansprache loszulegen: „Möge dieser
stolze Koloß de» Ruhm des deutschen Namens
über alle Meere tragen. Ais ein Sinnbild deut-
sdier Kraft soll er hinausschiffen in die weite Welt,
und indeni id) nun diese Flasthe edelsten Schaum-
weins an seinem gewaltigen Leibe zerschiilcttere
— — —." Eiil vielstimmiger Angstschrei der
versammelten Taufgesellschaft machte bcn hohen
Redner verstummen. Der Chef des Zivilkabmctts
raufte sid) verzweifelt die Haare. Er hatte im
Drange der Gesthäste die Taufrede für dem neuen
Panzerkreuzer, die am näd)sten Tage fällig mar,
mit der Taufrede für den neugeborenen Prinzen
verwechselt. Franze aus Merlin

Unterroerfungs* formulnr für öemaßregelle

(Entworfen von Herrn Pfarrer Wacker)

„Indem die beutfdje Zentrumspartei einerseits
eine streng katholisdi-ultramolitane, andrerseits
keilie konfessionelle Partei ist, inbcnt sie völlig
unabhängig von der Kirche ist, die sie uncinge-
schränkt als ihr Oberhaupt anerkennt, indem den
Vatikan die Politik überhaupt einen Schmarren
angeht ulld wir lnls jeder seiner politischen Wei-
sungen bedingungslos zu fügen haben, indem
ferner einerseits der heilige Vater voti den deutschen
Verhältnissen überhaupt keine Ahnung hat, ander-
seits unfehlbar ist, indem sd)ließlid) zwei mal zwei
vier bis sed)s ist, bereue id) nid)ts von dem, was
id) in maßloser Verblendung unbegreiflicherweise
gesagt, getan und geschrieben habe, halte es voll-
kommen aufrelht als in einem Anfall von Geistes-
verwirrung geschehen, erkläre und) für eine rück-
gratstarke Persönlid)keit und ein armes, verblen-
detes Gefd)öpf und unterwerfe mid) erhobenen
Hauptes bedingungslos."

Das Formular hat die Approbation des
Bisd)üfs von Cotno erhalten, wird in der Druckerei
der Index-Kongregation vervielfältigt unb zum
Preise von fünf Pfemiig an demtsdie Zentrums-
politiker abgegeben. Kärtchen

Japan in Sachsen

Id) bummle durch den Vergnügungspark der
„Bugra" und komme in den sogenannten „Japa-
nischen Garten". Plötzlich tönt aus einer der
„Japanischen Villen" eine durchdringende Stimme:

„Du, Garline, wenn De nachher na’ Schtambul
gehst, vergiß od) nid) und bring' Zigaretten niit!"

„Nu, ihr habt ivohl geeite meh in Japan?"

„Nee!"

Garline ging und; Schtambul . . .

Der Leibzcher Karl Arnold

„Heidzudagc is 's wirklich bccsc! Unächte Bierchermeister gibt'S, falsche Direkter tut «nächte Dachshunde! Schließlich gloobt mersch

ooch mir »ich mehr, da st ich e achter Sachse bin!"
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[nicht signierter Beitrag]: Japan in Sachsen
Karl Arnold: Der Leibzcher
Borromäus: Gloria! Viktoria!
Franze aus Berlin: Vorsicht!
Karlchen: Unterwerfungs-Formulare für Gemaßregelte
 
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