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Ariegschromk

Bestreich ivollt' den braven Serben
Endlich doch den Spaß verderben,

Den es hat am Meuchelmorden,

Das dort Landesbrauch geworden.

Ferner wollt's der Panslavisten
Hetzerei'» und Bubenlisten
Länger nimmer Spielball sein
Und so fuhr es endlich drein.
Sturmesbrausen ging durchs Land,

Das geeinigt auferstand —

Rassengeist, das gab's nicht mehr,

Nur ein Ziel, ein Volk, ein Heer!
Kaiser Wilhelm zeigt' aufs neue
Deutsche Nibelungentreue.

Depeschierte an den Zaren,

Nor der Übermacht Gefahren
Die Verbündeten zu schützen —

Aber, was kann Treue nützen,
wo verrat und Felonie
Üppig blühten, wie noch nie?

Heuchelnd und mit argem Sinn
Hielt der Zar den Kaiser hin,

Gab sein fürstlich Ehrenwort,

Brach es wieder auch sofort,

Sprach von Friedensliebe viel —

Heimlich machte er mobil!

Drohte Deutschland init Verheerung —
Und die deutsche Kriegs e.r klär u n g
Kam am Zweiten des August —

Alles kam, wie's kommen mußt'.
Rußland, das die frechen Jungen
Serbiens znm Mord gedungen,
warf sich auf zu Serbiens Rittern;

Mit den wackern Moskowitern
Ging a lsnrpo der Franzos
Völkerrechtverletzend los,

Schäumte, brüllte wie ein Tiger;

Bomben warfen feine Flieger
Uns auf manche ungeschützte
Stadt, was aber wenig nützte.

Daß der Pöbel in Paris

Gegen Deutsche sich erwies

Echt französisch, feig und schändlich,

Dies war beinah' selbstverständlich.
Selbstverständlich ist es auch,

Daß nach wohlbekanntem Brauch
England sich als falsch bewährt:

Hat uns flugs den Krieg erklärt;

Stücke Sechse gegen Zwei —

G! Da ist man gleich dabei!

Längst geplant war die Verschwörung,
Doch man heuchelte Empörung,
weil wir die Neutralität

Noch und manche Prügel tragen;

Ist nun halt ein Gegner mehr —
Immer zu: viel Feind, viel Ehr!

Ach! Soeben kommt von Bst
Eine neue Hiobspost:

Monteuegro's großer König,
Börsenkundig, phrasentönig,

Proklamiert den „Tag der Rache"
Schwungvoll für die gute Sache,

Macht mobil und unterdes
Spekuliert er ä la baisse,

Klug die Situation benutzend . ..

Also ist das halbe Dutzend
wilder Feinde nun komplett —

Sechs auf Zweie — so wird's nett!
Aber daß wir nicht verzagen,

Brauch' ich weiter nicht. Z« sagen:
will man beißen auf Granit?

Na, dann guten Appetit!

f. v. O.

Jetzt wissen wir's!

wir Deutsche dachten, jenseits der Vogesen
würde der Krieg als Revanche für Z870/7Z auf-
gefaßt. Nur so konnte man sich die ehrenvolle
Gemeinschaft mit Russen und Serben erklären.
Nun hat der französische Kriegsminister in seiner
Kundmachung an die Armee den Schlüssel zur
Lösung veröffentlicht:

„Es ist der Kampf der Zivilisation gegen die
Barbarei."

Der russische Analphabet, der serbische Bandit
und der montenegrinische Plünderer kämpfen für
Kultur und Zivilisation — gegen das deutsche
Barbarenvolk, an dessen Schulen unbegreiflicher-
weise die genannten zivilisierten Nationen ihre
Intelligenz studieren ließen, wir dachten, die
Schreier an der Seine seien Patrioten, und nicht
Idioten.

Jetzt wissen wir's ... .8.

*

Kommentar

Aus der Zaren-Rede: „Der Gott des russischen
Landes ist groß!"

Groß ist des Russenreiches Gott fürwahr,

Groß muß er sein, der über Wolken wettert,
Sonst hätt' er eilten solcheit Iammerzar,

Am Ende der Geduld, schon längst

zerschmettert!

Kartellen

Eisernes Rreu;

Gold für Eisen! Blut für Eisen!
Wieder eisern ist die Zeit!

Ihre Riesenzeiger weisen
Mahnend zur Vergangenheit,

Alten Weltgeschicks Geleisen,

Als ein ganzes Volk von Eisen
Sich aus tiefer Not befreit.

Und aufs neue ward geschlagcti
Dann zum Schwert die Eisenschar,

Als in großen Ruhmestagen
Sich ein Volk zum Reich gebar.
Tausend Eisen kreuze sagen,

Die auf Brust und Gräbern ragen,

Wie die Zeit von Eisen war!

Nun zum dritten Mal erheben
Soll uns Eisen aus der Not!

Und wir folgen ohne Beben
Dem gewaltigen Gebot.

Biele Kreuze wird es geben!

Biele für ein Heldelt leben —

Biele für den — Heldentod . . .

A. I>e Nora

*

Ctiglarid

Das sind die blassen Krämerseelen,

Die nicht die stammverwandte Hand,

Die sich Barbarenfäuste wählen
Als ihrer Stärke Unterpfand.

Die hoch auf ihrem Maste hissen
Die Flagge gelben Bruderneids,

In ihrem Hirn kein Weltgewissen,

In ihrer Brust der dürre Geiz.

Kommt nur mit eurem Söldnerheere,

Mit euren Schiffen ohne Zahl!

Denn habt ihr Gold, ihr habt liicht Ehre,
Wir aber halten unfern Gral.

Eml>, den Geschickten, spielerfahren
In doppelzüngig kühler Kunst,

Etlch wollen wir es offenbaren,

Was eiites Volks Begeistrungsbruitst.

Wir wolleti solch ein Feuer zünden,

Daß übers Meer die Lohe schlägt
Und ullsre Flammen sich verbünden
Den, Sturm, den Gott im Mantel trägt.

Ernst Kosincr

*

Die deutsche Mutter und ihr Rind

Komm, niein Kind, in meine Haild,
Daß ich Dich zur Höhe hebe,

Daß ich Dir z>r kosten gebe
Diesen Duft aus deutschem Land!

Belgiens, eh' es schon zu spät,

An der Grenze, der bewußten,
Leidergotts verletzen mußten,
wie „neutral" die Belgier waren,
Haben wir bereits erfahren!

Hei! Das „stolze Albion"

Ficht für Nikolausens Thron,

Den verfaulten Staat des Zaren,

Für die serbischen Barbaren,

Für die sauber'n Panschlawiner
Macht's den Helfer nun und Diener -
Der famose dlister Grey
Sprach zwar immer von „lair play",
Meint, nun sollt verrat ihm frommen
Na, cs kann auch anders kommen!
Daß uns Belgien nun nicht lieben
will, sei ihm nicht angeschrieben;

Daß es gegen uns marschiert,

Dort die Deutschen malträtiert,
wird ihm manches Unbehagen

R. Rost

Blau und offen glänzt Dein Blick
Auf zu deutschen Hinimels Glühen,

In den Lüften hörst Dtt ziehen
Glockensttirni und Schlacht,nusik.

Dieser Tage heil'ge Glut
Soll Dir treue Mitgift werden,

Daß Dein ganzer Lauf auf Erden
Sei voll Kraft und deutschem Mut.

Atme diese» schweren Duft!

Er bringt Gradheit Dir und Stärke;
Ja, für Deine künft'gen Werke
Dröhnt von Eisen diese Luft.

Komm, mein Kind, in meine Hand,
Daß ich Dich zur Höhe hebe,

Daß ich Dir zu kosten gebe
Diesen Duft aus deutschem Land!

I*. L. Schwelger

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Index
F. S. [Salzer]: Jetzt wissen wir's!
A. De Nora: Eisernes Kreuz
Karlchen: Kommentar
Richard Rost: Vignette
Ernst Rosmer: England
P. L. Schweiger: Die deutsche Mutter und ihr Kind
F. v. O.: Kriegschronik
 
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