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Hn de Reichskanzler

von cme albe Zrankforder

Ich habb dich oft mit Spott begösse
(Des Uhze leiht merr holt im Blut),

Heut' awwer lass' ich solche Posse,

Heut' zieh' ich mein Zylinnerhut!

Als „Philosoph", „Kantianer", „Weiser"

Habb ich verulkt dich oft im Scherz —

Heut' sag' ich, frei nach unserm Kaisern
„Gebb merr bei Hand! Komm an mei Herz!"

Denn Worte hast de jct; gefunne,

Wie merrsch net besser sinne kann!

Ganz Deutschland fiehlt's in dene Stunne:

„Der Theo is der rechte Mann!"

Du dhust in ganzer Greeß dich recke
Um: frchlich klingt druni mei Gesang:

Es wachst mit seine heech're Zwecke
Der Mensch, nun wann er noch so lang!

Ich niecht derr jetzt mei Schnut'che reiche,

Dich kisse for dei letzte Redd'.

(Doch mißt' ich uff e Stichlche steige,

Sonst lang' ich an dein Schuawwel net.)

Schdatt daß ich »Hz mm dich verzwiwwel,

Ruf ich jelz aus in stolzem Ton:

„Wääst Gott, der ääne Bismnrck-Stiwwel,
Mei liewer Theo, baszt derr schon!"

Mach' dei' Sach' guat!

Neben mir wohnt der Xaver Breitenmoser.
Der Xaver Breitenmoser hat einen Sohn und ein
Pferd.

Den Sohn haben sie ihm gestern geholt, für
den Krieg. Unterin Torbogen haben sie Abschied
genommen. Ts war ein verflucht kurzer Ab-
schied. Der Xaver Breitenmoser halt keine Reden.
Ans die Schulter hat er seinem Sohn geklopft:

„Mach' dei' Sach' guat!" hat er gesagt, weiter
nichts. Und der Sohn war noch ein Stöckel kürzer.
Gar nichts hat der gesagt. Bloß angeschaut hat
er den Rater. Aber wie! Und dann, heidi —
da trabt er schon.

Das war gestern. Pente haben sie ihm sein
Pferd geholt, für den Krieg. Unterm Torbogen
haben sic Abschied genommen. Es war ein ver-
flucht kurzer Abschied. Der Xaver Breitenmoser
hält keine Reden. Auf die Schulter hat er seinem
Pferd geklopft:

„Nach' dei' Sach' guat!" hat er gesagt, weiter
nichts. Und das Pferd war noch ein Stücke!
kürzer. Bloß angeschant hat es den Xaver Brei-
tenmoser. Aber wie! Und dann, heidi — da
trabt es schon.

Fritz Müller

Scher; tm Ernst

Bürger (auf die naturbraunen Stiefel der neu
cingekleideten Batcrlandsberteidigcr zeigend):

„Leini Militär scheint es keine Wichse mehr
zu geben."

Soldat: „Nee, die kriegen die Russen und

Franzosen."

Unteroffizier (zu den Einjährigen): „Wer
von den Einjährigen spricht perfekt französisch?"
Einjähriger Kluge: „Je!"

A. Schmidhainmer

Der Handelsmann an der Chemie
,0b meine Rechnung diesmal stimmt?!!!"

Den 'Rtnöern der Mett

Herunter nun mit all' den goldenen Fetzen,
Darin man eitel prunkend euch gesehn!

Es laßt die Zeit nach ehernen Gesetzen
Den Schein nicht lange vor der Wahrheit gehn.

Was ihr begehrtet, waren Tand und Flitter,
Des Lebens Ernst war euch ein leeres Wort,
Nun schlug es ein, was morsch war, fliegt

in Splitter,

Den falschen Schleier reißt das Schicksal fort.

Ihr klagtet, da ihr noch im Vollen saßet.

Bei all' der Lust war keine Freude da.

Der Erde Leid, das ihr verwöhnt vergaßet,
Mit bitter» Tranen kommt es jetzt euch nah.

Ihr braucht nicht Buße tun in Sack und Asche,
Nur in euch selber blickt in dieser Not,

Ob einer nicht sein besser Teil erhasche.

Des Lebens reinster Spiegel ist der Tod.

Drum seid getrost, denn die euch ging verloren,
Die wahre Würde gibt das Leid zurück.

Der Schmerz, er adelt, was nicht hochgeboren,
Und schwere Prüfung ward schon oft zum Glück.

Franz wichmann

Liebe fugend!

Der russische Marineminister hatte erfahren,
daß finnische Papierfabriken große (Quantitäten
Pappe an die Staatswerke geliefert haben. Er
roch Unrat. Er ließ den Leiter einer Schiffsbau-
werst zu sich rufen und fuhr ihn an:

„Sic gedenken wohl, die Schornsteine der Kriegs-
schiffe ans Pappe zu machen?"

„Aber ich bitte Sie, hohe Exzellenz," entgegnete
der Beamte, „so war's früher mal, jetzt werden
die Schornsteine ans wirklichem Eisen hergestellt."

„Aber man hat so viel Pappe aus Finnland
bestellt," meinte der Minister.

„Na," erklärte der Beamte, „die wird für die
Armee sein. Soll das Militär etwa barfuß he-
rumlaufen?"

Aka

Hs

An unsere Leser!

Da der farbige Hauptteil der „ J ugend“ (Seite 1
bis 8) aus technischen Gründen mindestens
sechs Wochen vor Erscheinen fertig gedruckt
sein muß, wird auf diesen Seiten der vor-
liegenden und der nächsten vier Nummern
Manches zu finden sein, was nicht in die
gegenwärtige Stimmung paßt. Wie sich von
selbst versteht, wird Bild und Wort auch im
farbigen Teil nach dieser Frist dem Ernst
der Zeit angepaßt sein.

Redaktion der „Jugend“.

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Index
[nicht signierter Beitrag]: Scherz im Ernst
Redaktioneller Beitrag: An unsere Leser!
Franz Wichmann: Den Kindern der Welt
Aka: Liebe Jugend!
Arpad Schmidhammer: Der Handelsmann an der Themse
Fritz Müller: Mach dei' Sach' guat!
Der alde Frankforder: An de Reichskanzler
 
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