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Offiziers-Unterstand mit Munition

Paul Segieth (Bayr. Inf -Rgt ’

Cenji die Magd

Von Lltzniencc Gräfin Schallcnberg

Die Cenzi will furt, in b' Stadt eina. Es
q^freut f nimmer dahoam. Da Vater fluacht, d'
Muatta flennt. Aba die Cenzi kriagt bloß rote
Ohr n und bleibt fest dabei, daß s' furtgeht. Sie
hat 's satt bis zan Maul aufa, dö Fopperei! Is
eppa ihr Schuld, daß f' net fauba is und a meng
5 groß ausg'fallen, wia 'n Griendl-Schmied fei
Vua? — Und der is koalier von dö Kloansten! ...

Eie war a liaber packschirst und hätt' an
Vuab'n zan Fensterin wia d' andern Menscher ...
Alleweil g'foppt und ausg'heanzt werd'n, dös
hat 's net notwendi. Wann f' die Buama
frozzeln, spuckt s' fraili aus vor eahner, aba nutzen
tuat 's nix. Neust, am Kirta hat s' goar mit
eahner Scheib'n g'schoss'n — fest a no — und
in 's Schwarze hat s' a paar mol 'troffen. Dö
hab'n s, g'fuchst! Und aufzog'n hab'n s' es! Da
hat f' aba a paar so Klacheln fest ang'schriarn:
„Moants ös, i möcht oan von Enk? — Beilei
net! Oes feite ma viel z' patfchat! Auf so an
zuaghabigen Lack! pfeif i!" — Seitdem is d'
Sekatur no ärger wurd'n.

Die Cenzi tragt den schwarz ang'strichnnen
Holzkoffer vom Boden aba, — ganz alloani —
stark is ja wia a Mannsbild — und packt ihr'
Sach'n. Net grad zierst — ihre Trum Faust
pack'n g'höri zua. Aba endst is do all's drinnat
und dös is d' Hauptfach.

Iazt kommt 's Pfüaten. D' Muatta flennt
no alleweil und schneuzt si' und schnüffelt und

da Vatta zcddert nit schlecht, weil er hiazt a Dirn
halt'n muaß, für d' grobe Arbeit.

^ Da Pfoarrer hat der Cenzi an Empfehlung
mitgeb'n für'n hochwürdigen Herrn Kanonikus
von St. Leonhardi, weil f' schon in da Christen-
lehr so brav und frumm woar, und a imma
beicht'n ganga is, fchö pünktli alle Monat.

Mit da Empfehlung vom Herr Pfarrer kann
's ihr net fehl'n, denkt die Cenzi und fahrt in
d' Stadt eini. Hübsch lang is g'fahr'n, zwa
Stund und Hunger hot f' a g'habt, aba sie hat
st' net außi traut. Kunnt ma weg fahr'n, der
Zuag, hat f' denkt.

Die Köchin vom Herrn Kanonikus gibt ihr
glei an Adreß. Zua an jungen Eh'paar soll s'
geh'n, Osfiziersleut. Die Cenzi is ganz hoffärti.
Wann f' z' Haus dös hör'n! Dö werd'n 's
Maul aufreiff'n!

Die Cenzi macht si' fein und wascht si' sauber
wia f es fünft nur an an Sunnta tuat. Dös
weißblonde Ratzenfchwanzl, mit dem 's die Buama
alleweil g'foppt hab'n, draht f' am Hinterkopf zu
aner Nuß z'famm und spuckt si' in d' Händ und
fahrt si' über d' Haar, daß schön glatt san.

Ihr G'sicht glanzt wia a Speckschwart'n, weil
s' es so viel g'rieben hat, d' Händ san ganz feucht
und klebri, d' Uhrwascheln brennen ihr wia net
g'scheidt und der Schwitz steht ihr in Tropfen auf
da Stirn. An Zipfl vom Schneuztüachl halt s'
krampfhaft in der Hand und 's neuche Dienst-
botenbüachl dazua. So marschiert s' auf bei der
Gnädigen. .

D' junge Fra» mustert die Cenzi und die

schaut si' wieder die Gnädige an.O mei, o

mei, an der is do goar nix dran", denkt si' die

Cenzi. Fingerin hat f' ja wia d' Wachs'ln —
und kloan is — grad bis zan Maul geht f ma
— da bin i fcho an anders Mensch . . .

Die kloane Offiziersfrau fürcht si' a weng vor
der großen Cenzi. Sie woaß überhaupt net recht,
was f' reden soll mit ihr. Sie hat noch n!a a
Dienstmadl aufg'numma. Bis hiazt war die alte
Ploni von da Muatta Generalin bei ihr. Sie
hat f' a weng in d' Wirtschaft eing'führt. Aba
die Ploni is jetzt mit der Generalin in a Bad
g'rast, und so muaß die kloane Frau hiazt a
Madel nehma.

„Sie sind mir sehr gut empfohlen worden,"
sagt d' junge Gnädige a weng schüchtern und
fragt die Cenzi um ihr'n Nam'. Dann blattelt
f verloren in dem Büachl, in dem nix drinnat
steht, weil die Cenzi no n!a in an Deanst woar,
schaut s' mit ihre groß'n schwarz'n Aug'n freundst
an und moant: „Es wird schon gehen, ich nehme
Sie auf."

Die Cenzi hat auf amol an Mords Fum.
weil ihr Gnädige so noblicht is. Und weil f'
»Sie" zu ihr g'fagt hat, kummt sie si' hiazt so
was B'funderes vuor.

Die Cenzi bringt 'n schwarzen Koffer. Der
Bursch, der Josef, will ihr beim Aufitrag'n helfen,
aba sie gibt eahm glei an Rippenstoß. „Dös
kann i alloani," sagt f und lacht.

Heunt hat f zan erschtenmal kocht. Aba sie
hot kan Angst net g'habt. Sie waaß, daß s' was
kann. Den Herrn hat f no net g'sehgn. Er is
z Haus kumma, hat g'essen, g'schlaf'n und is
wieder furt. Auf d' Reitschul, hat da Joses g'sagt.

Um a sechse, — der Bursch is grad uni an
Tabak ganga — läut’s. Dö g'spassiche Läuterei,
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Clémence Gräfin Schallenberg: Cenzi die Magd
Paul Segieth: Offiziers-Unterstand mit Munition
 
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