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An der Karwendelbahn
SroszstadtKinLer
Wir in den großen Städten Geborenen
Sind die Verlorenen.
Die uns erschuf ihr sündiger Schoß,
Nimmer, ach nimmer kommen wir los.
Gehn wir die weißen, sengenden Straßen
Nieder und wieder,
Klingen wohl manchmal, die langst wir vergaßen,
Heimlich - sehnsüchtige Lieder:
Du schliefst so tief, du schliefst so lang-
Ist dir nicht bang?
Was willst du hier in de» Steinallecn,
Die wie Königsgraber zur Erde sehn.
Steil und drohend und seclcnlecr?
Was willst du hier im kreischenden Meer?
Was willst du, Menschenkind, zitternd und bleich,
Hier im dreimal verwunschenen Reich?
Ist dir nicht bang?
Hörst du der Heimat ferne» Gesang?
Und da jauchzen wir schon: Das ist nun vorbei,
lind glauben uns frei.
lind eilen weit
In die Gründe rauschender Einsamkeit,
llnd sehen dort einen Sommer blühn,
Die Monde verblassen, die Sonnen verglüh»,
llnd lachen in Kranze» von Heiderosen
lind bangen mit trauernden Herbstzeitlosen,
Traumen im grünheißen Mittagsschweigen
llnd jauchzen der Stürme brausenden Geigen-
Und bleiben doch
Der Stadt verlorene Kinder noch.
Wenn abends die Schatten dunkeln im Land
llnd wir suchen ein Wort, das keiner noch fand.
Wenn in Traumen wir blitzende Straßen gehn
llnd die heißen Augen des Lebens sehn,
Wenn mit Liebesstimmen, schwellend und weich,
Uns ruft der Künste verlassenes Reich — —
Dann zerbricht das Glück,
Zur Mutter kehren die Kinder zurück,
llnd gehen wieder durch Steine und Ranch
Und trinken vom Mund ihr den brennende» Hauch,
llnd träumen doch nachts in wehem Verlangen
Vom Lied, das die rauschenden Wälder sangen..
Wir in den großen Städten Geborenen
Sind die Verlorenen.
Die uns erschuf ihr sündiger Schoß,
Nimmer, ach nimmer kommen wir los!
Emil Hadina (Wien)
A. von Chlingensperg (München)
Tokenöakkade
Zwei Tote waren aufgewacht
Und schritten durch die stille Nacht
Und ihre Laken, weich und rein,
Sie schimmerten im Mondenschein.
Und also Hub zu sprechen an
Znni toten Weib der tote Man»!
„Was schreitest du im Sternenlicht?
Zn deinem Grab was schläfst du nicht?
Die Nacht ist schwer, die Nacht ist grau,
Kein Ort für dich, du schönste Frau."
Darauf in Reu und scheuer Schanr
Es von des Weibes Lippen kam:
„Zch höre jeder Stunde Schlag
Bei Tag und Nacht, bei Nacht und Tag,
Und habe keine Ruh im Grab,
Dieweil ich dich verraten Hab.
Dies ist mein schreckliches Gericht.
Doch, edler Mann, was schläfst du nicht?"
„Zch Hab im Grabe keine Rast,
Dieweil du mich verraten hast!
Es ist so riesengroß mein Leid,
Das endet nicht in Ewigkeit.
Es wohnt in meinem Grab bei mir
Und spricht von dir und nur von dir,
lind sei die Nacht auch noch so grau,
Es weckt mich auf, o schönste Frau."
Da scholl der erste Hahnenschrei,
Vom Kirchturm schlug die Stunde drei,
Und noch von ferne sahn sich an
Das tote Weib, der tote Mann.
Paula vs» pecradovio
83
An der Karwendelbahn
SroszstadtKinLer
Wir in den großen Städten Geborenen
Sind die Verlorenen.
Die uns erschuf ihr sündiger Schoß,
Nimmer, ach nimmer kommen wir los.
Gehn wir die weißen, sengenden Straßen
Nieder und wieder,
Klingen wohl manchmal, die langst wir vergaßen,
Heimlich - sehnsüchtige Lieder:
Du schliefst so tief, du schliefst so lang-
Ist dir nicht bang?
Was willst du hier in de» Steinallecn,
Die wie Königsgraber zur Erde sehn.
Steil und drohend und seclcnlecr?
Was willst du hier im kreischenden Meer?
Was willst du, Menschenkind, zitternd und bleich,
Hier im dreimal verwunschenen Reich?
Ist dir nicht bang?
Hörst du der Heimat ferne» Gesang?
Und da jauchzen wir schon: Das ist nun vorbei,
lind glauben uns frei.
lind eilen weit
In die Gründe rauschender Einsamkeit,
llnd sehen dort einen Sommer blühn,
Die Monde verblassen, die Sonnen verglüh»,
llnd lachen in Kranze» von Heiderosen
lind bangen mit trauernden Herbstzeitlosen,
Traumen im grünheißen Mittagsschweigen
llnd jauchzen der Stürme brausenden Geigen-
Und bleiben doch
Der Stadt verlorene Kinder noch.
Wenn abends die Schatten dunkeln im Land
llnd wir suchen ein Wort, das keiner noch fand.
Wenn in Traumen wir blitzende Straßen gehn
llnd die heißen Augen des Lebens sehn,
Wenn mit Liebesstimmen, schwellend und weich,
Uns ruft der Künste verlassenes Reich — —
Dann zerbricht das Glück,
Zur Mutter kehren die Kinder zurück,
llnd gehen wieder durch Steine und Ranch
Und trinken vom Mund ihr den brennende» Hauch,
llnd träumen doch nachts in wehem Verlangen
Vom Lied, das die rauschenden Wälder sangen..
Wir in den großen Städten Geborenen
Sind die Verlorenen.
Die uns erschuf ihr sündiger Schoß,
Nimmer, ach nimmer kommen wir los!
Emil Hadina (Wien)
A. von Chlingensperg (München)
Tokenöakkade
Zwei Tote waren aufgewacht
Und schritten durch die stille Nacht
Und ihre Laken, weich und rein,
Sie schimmerten im Mondenschein.
Und also Hub zu sprechen an
Znni toten Weib der tote Man»!
„Was schreitest du im Sternenlicht?
Zn deinem Grab was schläfst du nicht?
Die Nacht ist schwer, die Nacht ist grau,
Kein Ort für dich, du schönste Frau."
Darauf in Reu und scheuer Schanr
Es von des Weibes Lippen kam:
„Zch höre jeder Stunde Schlag
Bei Tag und Nacht, bei Nacht und Tag,
Und habe keine Ruh im Grab,
Dieweil ich dich verraten Hab.
Dies ist mein schreckliches Gericht.
Doch, edler Mann, was schläfst du nicht?"
„Zch Hab im Grabe keine Rast,
Dieweil du mich verraten hast!
Es ist so riesengroß mein Leid,
Das endet nicht in Ewigkeit.
Es wohnt in meinem Grab bei mir
Und spricht von dir und nur von dir,
lind sei die Nacht auch noch so grau,
Es weckt mich auf, o schönste Frau."
Da scholl der erste Hahnenschrei,
Vom Kirchturm schlug die Stunde drei,
Und noch von ferne sahn sich an
Das tote Weib, der tote Mann.
Paula vs» pecradovio
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