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Aus Uesküb

Armin Reumann (im Felde)

Des Siegers Heimkehr

In anatolischem Volkston
Von Else Marquardsen-Kamphövener

Willst nicht auch du den Sieger froh begrüßen,
Du Taube, mit dem schimmernden Gefieder?
Wo alles jubelt, alles leuchtend strahlet,

Senkest nur du so tief die weißen Lider.

Komm naher nun; was stehst du bebend ferne
Und schlägst so bang die holden Blicke nieder?
Gönne das Leuchten mir der süßen Sterne ...
Ayesha, komm! Dein Sieger kehrte wieder!

Wenn spät nach heißem Tag das Licht geschwunden
Und kühl und dunkel Frieden niedersank,

Dann dacht ich dein, du meine weiße Taube,
Die einsam stillen Wüstennächte lang.

Dann sah ich deine sanften Hände streichen
Uber der Wunden Weh so mitleidsbang;

Und aller Schmerz mußt' diesen Händen weichen,
Den zarten, schmalen; duftend, blaß und schlank.

Der Schakal heulte; Kampfesbilder stiegen
Blutig und drohend meinem Blick empor ...

Doch wie ein mildes, weißes Mondeslächeln
Schob sich dein holdes Antlitz still davor.

In deinen Augen stand ein Liebesleuchten,

Wie es für mich noch niemals brach hervor;
Und deiner Blicke süße Tränen deuchten
Zu öffnen mir des Höffens Saphir-Tor.

Nun ich dich vor mir sehe, weiße Taube,

Nun deines Haares roter Glanz mir lacht,

Ist all mein Brennen, all mein heißes Sehnen
Viel tausendmal gewaltiger erwacht!

Du mußt ... du mußt mir deine Liebe schenken,
Da du mein Leiden grausam hast entfacht:

Du mußt Erfüllung auf mein Flehen senken,
Wie Himmelstau der jähen Wüstennacht.

Komm, hebe deiner Augen süßen Schimmer
Nun auf zu mir ... senk nicht den Blick herab!
Ich kam zurück ... dein Held will dich umfangen,
Der jauchzend all sein Siegerglück dir gab.

Du sollst mir meines Sieges Wonnen krönen;
Schau mich doch an ... o, blick nicht mehr herab!
Ayesha, komm ... du Holdeste der Schönen!
Mein Täubchen, sieh, der Falke stieß herab ...

All und Eins

So gib mir die Hand, ich werde Dir deuten
Dein heimliches Dasein vor dämmernden Zeiten:

Als Flamme schrittest Du vor, als Wolke,

Im Wüstenelend dem heiligen Volke.

Und wenn die Propheten das Land erschüttert,
Hat Dein Herz in ihrem Herzen gezittert.

Wo starke Gefühle ein Großes schufen,

Da war Deine Seele ein Wirken, ein Rufen.

Sie war noch ein Hauch, sie schwankte im Blauen,
Ohne Lippen, zu küssen, ohne Augen, zu schauen.

Dann saß ich mit Psalter und dunkeln Theorben
Und Hab um Deine Liebe geworben:

Herr Walther hat Dir seine Minne gesungen,
Durch die Maireifen bist Du als Jungfrau

gesprungen.

Auch saß Dir Hatem, der Jüngling, zu Füßen
Mit glühenden Versen Suleika zu grüßen.

Bei Zedern am Jordan und tiefen Zypressen
War ich Dein Freund. Hast Du alles vergessen?

Du weißt ja alles: Wie staunend ich dichte
An unserer Welt- und Liebesgeschichte!

Georg Plotke

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Else Marquardsen-Kamphövener: Des Siegers Heimkehr
Armin Reumann: Aus Üsküb
Georg Plotke: All und Eins
 
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